Kirchleintragen am Abend des 01.02. – LH Dörfler, LHStv. Kaiser, LR Waldner waren in Eisenkappel
Klagenfurt (lpd) - Seit dem Mittelalter hält man in Bad Eisenkappel an diesem Brauch des "Kirchleintragen"
zur Abwehr von Hochwasser fest: Kleine, innen durch Kerzen beleuchtende Kirchen aus Papier werden nach Anbruch
der Dunkelheit am 1. Februar, am Abend vor Maria Lichtmess, auf die Wellen der Vellach gesetzt.
"Ante pante populore, kozelna vrate cvilelore", wird dazu laut gerufen. Dieses rhythmische Sprüchlein
ist eine Verballhornung, eine Mischung aus Latein und Slowenisch, eine Art Beschwörungsformel, damit der Fluss
Vellach sich hüten möge, über seine Ufer zu treten und die dunklen Mächte des Winters vertrieben
werden.
Sehr viele Kirchleinträger, Ortsbewohner sowie Besucher aus ganz Kärnten fanden sich auch am Abend des
01.02. wieder in Eisenkappel ein, um dieses Brauchtum mitzuerleben. Auch Landeshauptmann Gerhard Dörfler,
LHStv. Peter Kaiser, Landesrat Wolfgang Waldner sowie Landtagspräsident Josef Lobnig waren gekommen und zeigten
sich vom Kirchleintragen sehr beeindruckt.
Der Landeshauptmann, er war schon des Öfteren beim Kirchleintragen dabei, sprach von einem besonderen Kulturgut,
das hier dargeboten werde. Dieses kirchlich geprägte Brauchtum sei einzigartig in Österreich und Ausdruck
des starken Traditions- und Heimatbewusstseins der Kärntner. Besonders erfreulich sei auch, dass das Kirchleintragen
an die Jugend weitergegeben werde, weil gerade die Schülerinnen und Schüler aktiv eingebunden seien und
die Kirchlein selbst basteln. "Auf diese Weise bleibt der alte, wunderbare Brauch weiter jung", so Dörfler.
Er erinnerte an andere ebenfalls einzigartige Kärntner Bräuche und Traditionen, die mit immer neuer Begeisterung
gelebt und fortgeführt werden, wie beispielsweise etwa das Sternsingen in Heiligenblut oder das Kranzelreiten
in Weitensfeld. In Kärnten werde Brauchtum auf vielseitige Weise und zu allen Jahreszeiten gepflegt.
"Ante Pante" (so nennt man den Brauch auch oft kurzerhand) ist die Begleitmusik zum "Kirchleintragen".
Vor allem die Kinder von Volks- und Hauptschule haben in wochenlanger Arbeit kleine Kirchen aus roten und weißem
Papier gebastelt, wofür sie und Schuldirektor Heinz Necemer bedankt werden.
Der Eisenkappler Pfarrer Leopold Zunder segnete die kleinen Kunstwerke vor der Pfarrkirche und nahm auf die christliche
Lichtsymbolik Bezug. Auch die Menschen sollten einander Licht bringen und beitragen, damit es in der Welt heller
werde, so Zunder. Der Zug mit den Kirchleinträgern und Besuchern bewegt sich von dort weiter zu Schlossbrücke,
wo die Kirchlein von den Stöcken genommen und auf die Wellen der Vellach gesetzt werden. Manches Licht verlöscht
rasch, andere Kirchlein kippen nicht so schnell um und leuchten auf ihrer schaukelnden Reise flussabwärts
noch ein bisschen länger.
Das "Kirchleintragen" geht zurück auf ein Gelübde im Mittelalter: 1180 überflutete ein
verheerendes Unwetter das Tal. Die Menschen flüchteten zur höher gelegenen Wallfahrtskirche Maria Dorn
und versprachen, dem wütenden Fluss zur Besänftigung eine Kirche aus Holz zu opfern. Das Hochwasser ging
zurück. Der Brauch wurde beibehalten. Einst brachten jährlich fünf Männer des Dorfes eine Holzkirche
zum Fluss, später folgte das "Kirchleintragen", an dem die Kinder stark beteiligt sind.
Das "Ante pante" geht zurück auf Lobpreisungen Simeons aus dem Evangelium zu Mariä Lichtmess:
"Ante faciem omnium populore" Zu Deutsch: "Vor dem Angesicht aller Völker". Das "kozelna
vrate cvilelore" ist - so wird erzählt - erst vor Jahrzehnten Teil des Verses geworden, seit einem Vorfall
während der Lichterprozession, als man beim Haus eines gewissen Kozel vorbeikam, bei dem die Türangeln
knarrten. Auf Deutsch übersetzt würde der Spruch lauten: "Ante pante populore, beim Kozel quietschen
die Tore."
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