Brauner unterzeichnet u.a. mit Spitzen der Sozialpartner Memorandum zu gemeinsamer Strategie,
um Anteil der formal gering qualifizierter Personen in Wien zu verringern
Wien (rk) - Die Wiener Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brauner hat
am 30.01. in der Sitzung des Wiener Gemeinderats den Qualifikationsplan Wien 2020 präsentiert. Mit dem Qualifikationsplan
Wien 2020 liegt jetzt erstmals eine Gesamtstrategie auf dem Tisch, um den Anteil von Personen mit maximal Pflichtschulabschluss
in Wien bis zum Jahr 2020 messbar zu reduzieren. Warum ist das notwendig: Laut Wirtschaftsprognosen wird die Beschäftigung
in den nächsten Jahren zwar weiter steigen, allerdings nur in Berufen, die gute Qualifikationen voraussetzen.
Die Jobchancen von Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss werden sich dagegen deutlich verschlechtern.
Der Qualifikationsplan Wien 2020 ist eine Initiative von Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Vizebürgermeisterin
Renate Brauner. Er wird von den Sozialpartnern mitgetragen und wurde in gemeinsamer Anstrengung von ExpertInnen
aller bildungs- und arbeitsmarktrelevanten VerantwortungsträgerInnen entwickelt.
Stadt Wien, Sozialpartner und Bildungseinrichtungen ziehen an einem gemeinsamen Strang
Am 30. Jänner Nachmittags wurde ein Memorandum unterzeichnet, mit dem alle Beteiligten ihre Mitwirkung
an der Umsetzung des Qualifikationsplans Wien 2020 bekräftigen. Vizebürgermeisterin Brauner zeigte sich
erfreut, dass es gelungen ist, gemeinsam einen neuen bildungs-, arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Meilenstein
zu setzen und dankte den anwesenden, hochkarätigen EntscheidungsträgerInnen – Integrationsstadträtin
Sandra Frauenberger, Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch, Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank, IV-Wien-Präsident
Wolfgang Hesoun, ÖGB-Präsident Erich Foglar, AK-Präsident Herbert Tumpel, AMS Wien Landesgeschäftsführerin
Petra Draxl, waff–Geschäftsführer Fritz Meißl, Landesstellenleiterin des Bundessozialamtes Andrea
Schmon und Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl – für ihre Unterstützung und ihr Committment.
Brauner führte aus: "Wir wissen: Gute Job- und Einkommenschancen sind entscheidend von Ausbildung und
Qualifikation abhängig, und auch das Risiko des Jobverlusts wird dadurch um einiges geringer. Wir setzen daher
in Wien nicht nur konsequent den Weg mit der Schwerpunktsetzung auf Bildung und Weiterbildung der Wiener ArbeitnehmerInnen
fort, sondern haben mit dem Qualifikationsplan Wien 2020 eine große, neue Offensive gestartet: Wir wollen,
indem wir alle an einem Strang ziehen, die WienerInnen bestmöglich für den Arbeitsmarkt von morgen rüsten.
Das ist erstens für den Wirtschaftsstandort Wien wichtig, denn die Unternehmen brauchen für Wachstum
und Innovation gut ausgebildete Arbeitskräfte. Zweites schaffen wir damit die zentrale Grundlage, dass möglichst
viele Menschen auch in Zukunft eigenständig Existenz gesichert leben und damit am Wohlstand in unserer Stadt
teilhaben können".
Wirtschaftsforschung: gering Qualifizierte haben deutlich schlechtere Job- und Einkommenschancen
Wien ist eine wachsende Stadt und ein wachsender, dynamischer Wirtschaftstandort in geopolitisch hervorragender
Lage. Die Wirtschaftsforschung ist sich einig, dass ein qualifiziertes Arbeitskräftepotential für Wien
ein entscheidender Standortfaktor sein wird. Dem gegenüber steht eine sinkende Nachfrage nach formal gering
qualifizierten ArbeitnehmerInnen. Das heißt: gering qualifizierte ArbeitnehmerInnen werden es in Zukunft
auf dem Arbeitsmarkt noch schwerer haben.
Mit dem Qualifikationsplan Wien 2020 wird nun in drei konkreten Handlungsfeldern der Hebel angesetzt: Schule und
Berufsausbildung, berufliche Erwachsenenbildung sowie Information und Motivation.
Sozialpartner einig: richtige Weichenstellung zum richtigen Zeitpunkt
"Ehemalige Schwellenländer zählen zu den stärksten Wachstumsmärkten und haben längst
zu den europäischen Industrieländern aufgeschlossen. Zur Sicherung unserer Wirtschaft und unseres Wohlstands
müssen wir deshalb den Fokus verstärkt auf Bildung, Forschung und Know-how richten", verdeutlicht
die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Brigitte Jank. Jank weiter: "Der Anteil der SchulabbrecherInnen
und PflichtschulabgängerInnen muss verringert sowie die Höherqualifizierung sozial benachteiligter und
migrantischer Arbeitskräfte forciert werden. Der Qualifikationsplan Wien 2020 wird dieses Ziel wesentlich
stützen, wenn es gelingt, die Zahl der RisikoschülerInnen durch ein modernes Schulsystem zu verringern".
"Dass gute Berufsausbildung wichtig ist, darüber sind wir uns als UnterzeichnerInnen des Qualifikationsplans
Wien 2020 einig", hält AK Wien Präsident Herbert Tumpel fest, und erläutert: "Wir müssen
das aber den Menschen auch ermöglichen und sie über die Möglichkeiten informieren. Die AK Wien hat
sich daher auch immer in der Informationsarbeit stark engagiert, z. B. mit L14, der größten Bildungs-
und Berufsinformationsmesse für die jungen WienerInnen. Ich bin froh, dass mit dem Qualifikationsplan Wien
2020 jetzt alle wichtigen Organisationen und Institutionen ihr Bemühen bündeln und gemeinsam auf ein
Ziel hinarbeiten, nämlich: Allen in Wien eine Chance auf eine gute Berufsausbildung zu geben. Einen besonderen
Fortschritt sehe ich darin, dass auch Fertigkeiten und Wissen anerkannt werden, die sich jemand im Berufsleben
bereits erworben hat, auch wenn es dafür kein Zeugnis gibt".
Wolfgang Hesoun, Präsident der Industriellenvereinigung Wien, meint zur Bedeutung des Qualifikationsplans
Wien 2020: "Aus- und Weiterbildung sind Kernanliegen der Wiener Industrie. Wien kann auf Dauer nur dann ein
attraktiver Arbeits- und Wirtschaftsstandort bleiben, wenn sich die veränderten Rahmenbedingungen auch im
Aus- und Fortbildungsbereich niederschlagen. Die Ausbildung muss deshalb regelmäßig an den Geist der
Zeit angepasst werden. Die organisatorische und technologische Komplexität im Arbeitsalltag nimmt dabei ständig
zu, weshalb auch immer öfter ganz konkrete und zugleich qualitativ hochwertige Bildungsabschlüsse gefragt
sind. Der Qualifikationsplan Wien 2020 unterstützt dieses Ziel und ist daher ein äußerst wichtiges
Instrument für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft unserer Stadt".
"Qualifikationen zu erwerben beginnt im Schulalter und setzt sich idealer Weise das ganze Arbeitsleben lang
fort", betont ÖGB Präsident Erich Foglar, und weiter: "Wir haben hohes Interesse daran, dass
in Wien bestens ausgebildete Menschen arbeiten. Denn sie haben bessere Chancen auf Arbeitsplätze mit guter
Bezahlung und damit auf guten Lebensstandard für sich und ihre Familien. Es ist außerdem für eine
Stadt, deren Wirtschaft auf wissensbasierten Dienstleistungen, Produktion und Innovation beruht, unverzichtbar.
Wir müssen in vielen Bereichen ansetzen, um das Qualifikationsniveau in Wien zu erhöhen, angefangen von
Schule und Lehrlingsausbildung über das kostenlose Nachholen von Bildungsabschlüssen bis zur permanenten
beruflichen Weiterbildung. Der ÖGB wird sich im Rahmen des Qualifikationsplans Wien 2020 aktiv daran beteiligen".
Frauenberger, Oxonitsch: "Mehr Chancengerechtigkeit von Anfang an"
"Der erste Grundstein für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn wird bereits im Kindergarten gelegt. Hier
hat Wien gerade in den letzten Jahren, unter anderem mit dem Gratis-Kindergarten, einen großen Schwerpunkt
gesetzt", erklärt Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. Der Wiener Bildungsstadtrat weiter: "Insbesondere
Sprachförderung spielt in Wien schon im Kindergarten eine wichtige Rolle: So hat die Stadt bereits 2008 das
sogenannte "1+1"-Fördermodell eingeführt und dieses mit dem verpflichtenden Kindergartenjahr
im Herbst 2010 weiterentwickelt. Die Kinder werden entsprechend der Prinzipien des Wiener Bildungsplans im Spracherwerb
sowie in ihrer motorischen, kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung gefördert. Wien setzt außerdem
weiter auf das innovative Campusmodell: So werden in den nächsten Jahren elf neue Ganztagsschulen und elf
Kindergärten gebaut. Das ist ein starkes Fundament für den Qualifikationsplan Wien 2020".
"Anerkennung und Erwerb von Qualifikationen und Ausbildungen schützen vor Arbeitslosigkeit und sind damit
Existenz sichernde Maßnahmen. Gerade Migrantinnen und Migranten sehen sich aber immer wieder mit dem Problem
konfrontiert, dass mitgebrachte Fertigkeiten nicht anerkannt werden", erklärt Frauen- und Integrationsstadträtin
Sandra Frauenberger. Darüber hinaus seien auch Frauen nach wie vor am Arbeitsmarkt benachteiligt, wie Frauenberger
betont. "Der Qualifikationsplan Wien 2020 greift die Frage der Geschlechtergerechtigkeit und die Bedürfnisse
aller benachteiligten Gruppen auf. Wir wollen Frauen gezielt motivieren Chancen auf Fort- und Weiterbildung wahrzunehmen.
Mit dem Qualifikationsplan setzt die Stadt Wien einen wesentlichen Schritt in Richtung Chancengerechtigkeit für
alle. Das erklärte Ziel ist es gemeinsam und gleichberechtigt an unserer Gesellschaft zu bauen. Der Qualifikationsplan
Wien 2020 gibt allen das dafür notwendige Werkzeug in die Hand", ist die Stadträtin überzeugt.
AMS Wien, waff, Bundessozialamt und Stadtschulrat: optimales Zusammenspiel für punktgenaue Maßnahmen
"Im Rahmen des Qualifikationsplans Wien 2020 will das AMS Wien ein System schaffen bzw. das bestehende System
verbessern, das die Menschen beim Abschluss einer Lehrausbildung unterstützt. Wer keinen höheren Abschluss
hat als den der Pflichtschule, hat es schwer, einen Existenz sichernden Job zu finden. Es muss uns daher gelingen,
die Zahl der Menschen ohne Sekundarabschluss zu verkleinern. Mit dem Angebot einer modulartigen, kompetenzorientierten
und nach den individuellen Ausgangssituationen orientierte Ausbildung, an deren Ende ein formaler Lehrabschluss
steht, stößt das AMS Wien für viele WienerInnen die Tür zum Arbeitsmarkt wieder auf",
erläutert AMS Wien–Landesgeschäftsführerin Petra Draxl.
"Mit der Unterzeichnung des Memorandums zum Qualifikationsplan Wien 2020 ist das Fundament für einen
nachhaltigen Erfolg gelegt: alle relevanten VerantwortungsträgerInnen unterstützen die strategischen
Ziele, bekennen sich zu einer abgestimmten und koordinierten Vorgangsweise und wollen einen ganz konkreten Beitrag
leisten, dass mehr Menschen einen Bildungsabschluss schaffen", bekräftigt waff - Geschäftsführer
Fritz Meißl. "Jetzt gilt es, zügig mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen zu beginnen:
Im Bereich der Schule und der Berufserstausbildung, auf der Ebene der Betriebe, bei der Unterstützung arbeitsloser
und berufstätiger ArbeitnehmerInnen. Ich bin sehr stolz, dass der waff auch zukünftig eine koordinierende
Rolle bei der Verwirklichung dieser so wichtigen Aufgaben einnehmen wird", so Meißl.
"Das Ziel des Wiener Schulwesens ist es, allen SchülerInnen eine optimale Bildung und Ausbildung zu ermöglichen,
sie also mit jenen Werkzeugen auszustatten, die ihnen zur Bewältigung ihres künftigen Lebens in allen
Bereichen von unschätzbarem Wert sein können. Je höher die Bildungsabschlüsse, desto größer
die Chancen. Der Stadtschulrat für Wien erachtet den Qualifikationsplan Wien 2020 daher als einen Meilenstein,
um die Zahl der Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss deutlich zu reduzieren – wir werden alles tun, um zur
Erreichung dieses Ziels beizutragen", stellt Wiens amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne
Brandsteidl fest.
"Im Bundessozialamt sind wir davon überzeugt, dass es äußerst wichtig ist, gerade junge Menschen
mit Beeinträchtigungen oder ausgrenzungsgefährdete Jugendliche dabei zu unterstützen, möglichst
schnell auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", bekräftigt Andrea Schmon, Landesstellenleiterin des
Bundessozialamtes. Schmon betont in diesem Zusammenhang: "Das nicht nur deshalb, weil sie mit einem geregelten
Einkommen ihre finanzielle Absicherung selbständig wahrnehmen können – obwohl auch das sehr viel wert
ist – sondern vor allem, weil wir in unserer Gesellschaft oft über unsere Arbeit definiert werden und Arbeit
für uns Menschen sinnstiftend wirkt. In Wien organisieren wir – alle AkteurInnen in diesem Feld – die notwendige
Unterstützung gemeinsam".
Qualifikationsplan Wien 2020 – Aktionsfelder und Maßnahmen
Handlungsfeld 1: Schule und Berufsausbildung: Bis 2020 um 30 Prozent weniger "early school leavers"
Durch die Umsetzung der Bildungsreformen und die Wiener Ausbildungsgarantie werden mehr Jugendliche zu einem über
die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss gebracht. Das bedeutet: Der Anteil der Jugendlichen, die nach 9 Jahren
Schulpflicht ohne weitere Ausbildung sind, soll von 9 Prozent auf 7 Prozent im Jahr 2019/2020 reduziert werden.
Bis 2020 soll es auch um rund 30 Prozent weniger Jugendliche von 18 bis 24 Jahre mit maximal Pflichtschulabschluss
geben, die nicht mehr in Ausbildung sind, als das 2009 der Fall war. Ihr Anteil sinkt damit auf knapp über
8 Prozent.
So soll das erreicht werden:
- Jugendliche erhalten während ihrer Schulpflicht alle erforderlichen Schlüsselkompetenzen,
die Ausbildungsfähigkeit und ausreichend Berufs- und Bildungswegorientierung. Dafür sorgt der Stadtschulrat
für Wien unter anderem mit den flächendeckenden Wiener Lesetests, der verpflichtenden Berufs- und Bildungswegorientierung
in der 7. und 8. Schulstufe der Wiener Mittelschule und der neuen Mittelschule sowie dem "TalenteCheck Berufsbildung"
in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien.
- Jugendliche ohne oder mit ungenügender Orientierung in Richtung Beruf oder
Ausbildung werden am Übergang von der Schule zu Beruf begleitet. Dazu zählen z. B. das Jugendcoaching
Wien (Kooperation Bundessozialamt und Stadtschulrat für Wien) sowie niederschwellige Projekte für Jugendliche,
die es besonders schwer haben, Anschluss an Ausbildung und Berufsleben zu finden (Kooperation waff und außerschulische
Jugendarbeit).
- Ausbildungsreifen, lehrstellensuchenden Jugendlichen wird eine betriebliche Lehrstelle
oder eine überbetriebliche Lehrausbildung bzw. eine Vorbereitungs- und Begleitmaßnahme im Rahmen der
Wiener Ausbildungsgarantie angeboten. So erhalten z. B. Jugendliche, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden,
eine vollwertige Ausbildung (AMS Wien; kofinanziert durch waff).
- Der Anteil positiv absolvierter Lehrabschlussprüfungen und der Abschlüsse
in weiterführenden Schulen wird gesteigert – u. a. durch das Lehrlingscoaching (Lehrlingsstelle Wien) als
Service für Lehrlinge und Betriebe, um Lehrabbrüche zu verhindern, sowie durch punktgenaue Unterstützung
zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung (Kooperation AK Wien und Fachgewerkschaften).
Handlungsfeld 2: Berufliche Erwachsenenbildung – bis 2015 holen über 1.000 WienerInnen mehr als bisher
den Lehrabschluss nach
Erwachsenen WienerInnen – arbeitslosen wie beschäftigten – wird das Nachholen von formalen Bildungsabschlüssen
ermöglicht. Wiener Unternehmen werden unterstützt, das Potenzial formal gering qualifizierter Personen
zur Abdeckung ihres Fachkräftebedarfs stärker zu nutzen. Das bedeutet: Bis 2015 steigt die Zahl der außerordentlichen
Lehrabschlüsse um 60 Prozent auf 3.590 an. 2011 lag sie bei 2.244 Abschlüssen pro Jahr.
So soll das erreicht werden:
- Ein Qualifikationspass wird entwickelt und ein modulares Qualifizierungsangebot
soll auf den außerordentlichen Lehrabschluss vorbreiten. Der Qualifikationspass ist eines der wichtigsten
Schlüsselprojekte, das unter Federführung des AMS Wien entwickelt wird. Der Qualifikationspass wird eine
wichtige Hilfe sein, wenn es darum geht, Qualifikationen und Kompetenzen systematisch zu erheben und noch bessere
Qualifizierungsangebote machen zu können. Alle Bildungsschritte werden darin dokumentiert. Er ist der "rote
Faden" für Personen, die einen außerordentlichen Lehrabschluss anstreben.
- Für informell und non-formal erworbene Kompetenzen wird ein Anerkennungssystem
entwickelt. Diese sollen in einem Qualifikationspass dokumentiert werden können.
- Für formal gering qualifizierte Personen wird die durchgängige Förderung
von Bildungsmaßnahmen am Wechsel zwischen Arbeitslosigkeit und Beschäftigung sichergestellt. Die Angebote
von AMS Wien und waff greifen dabei wie Zahnräder ineinander – so werden Bildungspläne wechselseitig
anerkannt. Für Arbeitsuchende mit maximal Pflichtschulabschluss weitet das AMS seine Angebote an Qualifizierungsmaßnahmen
aus. Im waff Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung gibt es kostenlose Beratung für Beschäftige,
unabhängig von ihrer Qualifikation. Der waff fördert mit bis zu 3.000 Euro das Nachholen von formalen
Bildungsabschlüssen (z. B. Lehrabschluss, Ausbildung zur DiplomkrankenpflegerIn). Die Förderung kann
einfach, unbürokratisch und rasch beantragt werden.
- MigrantInnen werden dabei unterstützt, im Ausland erworbene Bildungsabschlüsse
und Kompetenzen zu verwerten. Das in Wien bereits bestehende Angebot (Projekt PERSPEKTIVE – Beratungszentrum für
MigrantInnen im waff) wird zu einer speziellen Anlaufstelle für Information, Beratung und Abwicklung der Anerkennung
von mitgebrachten Bildungsabschlüssen ausgebaut. Das AMS Wien verstärkt sein Deutschkursangebot.
- Wiener Unternehmen erhalten finanzielle Unterstützung, wenn sie MitarbeiterInnen
mit geringen Formalqualifikationen in betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen einbeziehen und insbesondere das
Nachholen von Bildungsabschlüssen ermöglichen. Der waff wird ab April 2013 seine Förderinstrumente
für Wiener Unternehmen zur Gänze in den Dienst des Qualifikationsplan Wien 2020 stellen. Das heißt:
Der Fokus liegt auf dem Nachholen von formalen Bildungsabschlüssen und dem Erwerb von Sprachkompetenzen für
gering qualifizierte MitarbeiterInnen. AMS Wien und waff werden gemeinsam die arbeitsplatznahe Qualifizierung für
Wiener Unternehmen, die Fachkräfte suchen und gering Qualifizierten das Nachholen von formalen Bildungsabschlüssen
ermöglichen (Implacementstiftungen), verstärken. Durch Wirtschaftskammer Wien und Industriellenvereinigung
Wien sowie durch Kooperation mit BetriebsrätInnen werden Betriebe gezielt über die Unterstützungsangebote
informiert.
Handlungsfeld 3: Information und Motivation – den Qualifikationsplan zu den Menschen bringen
Auf formal gering qualifizierten WienerInnen wird mit Information und Beratung über berufliche Aus- und Weiterbildung
aktiv zugegangen.
So soll das erreicht werden:
- Formal gering qualifizierte Personen erhalten leichteren Zugang zu den notwendigen
Informationen zum Nachholen eines Bildungsabschlusses. Ein wesentlicher Aspekt dabei: Das Abklären der Bereitschaft
zur Höherqualifizierung wird fixer Bestandteil im Betreuungsprozess von vorgemerkten Arbeitslosen durch das
AMS Wien.
- Konzepte und Maßnahmen werden entwickelt, um formal gering qualifizierte
Personen verstärkt für den Nutzen berufsbezogener Weiterbildung zu sensibilisieren. Das soll u. a. in
Kooperation mit Betrieben (Informationsveranstaltung, Bildungsnachmittage etc.) und durch das Weiterentwickeln
innovativer Modelle (z. B. Adult learners week aus GB) geschehen.
- Bestehenden Informations- und Beratungsangeboten auf der Bezirksebene werden
systematisch zu einer wienweiten Woche "Weiterkommen im Beruf" ausgebaut. In allen Wiener Bezirken sollen
unter dem Titel "Weiterkommen im Beruf" Bezirksinformationstage stattfinden. Erste Aktionen starten bereits
im Mai bzw. Juni 2013 mit Bezirksinfotagen in Ottakring und im Juni in Lepopoldstadt/Brigittenau. Federführend
ist der waff.
Der Umsetzungsstand des Qualifikationsplans Wien 2020 wird laufend evaluiert und einem Monitoring unterzogen. Aktuelle
Erfordernisse und Herausforderungen werden selbstverständlich miteinbezogen.
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