Zukünftiges EU-Mitglied ist wichtiges Exportland für Salzburger Unternehmen
Salzburg (lk) - Die EU wächst wieder. Läuft alles plangemäß, dann besteht die EU ab
1. Juli dieses Jahres aus 28 Mitgliedern. Nach einem langen – oft steinigen – Weg rückt damit der Adria- und
Balkanstaat Kroatien ein großes Stück in Richtung gemeinsames Europa. Allerdings: Sechs EU-Mitgliedstaaten,
darunter Slowenien, das bis September 2009 aufgrund von Grenz- und Fischereistreitigkeiten sein Veto gegen den
Beitritt des Nachbarlandes eingelegt hatte, müssen den Beitrittsvertrag noch ratifizieren. Die Sehnsucht nach
der EU bestand bereits seit der Unabhängigkeitserklärung 1991, doch machte der Krieg im zerfallenden
Jugoslawien eine Annäherung vorerst zunichte. Nach dem Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen im Jahr
2000 folgte der Beitrittsantrag, von 2005 bis 2011 wurde verhandelt. Traditionell intensiv sind die Handelsbeziehungen
Salzburgs mit Kroatien. 72 Salzburger Unternehmen exportierten 2011 Waren im Wert von 137 Millionen Euro nach Kroatien,
insbesondere Kfz-Teile, Lebensmittel/Getränke, Baumaterialien, Baumaschinen und Kräne sowie Sportartikel
und -bekleidung. Das sind 1,6 Prozent der Salzburger Gesamtexporte. Darüber berichtet die aktuelle Ausgabe
von Land und Europa, die am 30.01. erschienen ist.
"Die überwiegende Mehrheit der in Salzburg lebenden Kroaten freut sich auf die Mitgliedschaft",
glaubt Veselko Prilic, der als kroatischer Gerichtsdolmetsch seit mehr als 40 Jahren in Österreich lebt. Vor
allem in Hinblick auf den Fremdenverkehr werden viele Chancen und Erleichterungen gesehen. Doch seien die Meinungen
nicht einheitlich: "Nicht alle sind überzeugt, dass der Beitritt angesichts der aktuellen Euro-Finanzkrise
das Beste für das Land ist", gibt Prilic zu bedenken. Für Zlatko Spehar, Pfarrer der kroatischen
katholischen Pfarrgemeinde in Salzburg, führt der Beitritt dazu, dass sich die Kroaten mehr als Europäer
fühlen. Daneben werde es im praktischen Leben vieler in Salzburg lebenden Kroaten leichter: Visumpflichten
entfallen, Heiratsformalitäten werden weniger, und generell wird es einfacher, in Kroatien zu investieren.
Kandidaten vor der Tür
Kroatien ist nicht der einzige Balkanstaat, den es in die EU zieht. Montenegro, 2006 unabhängig geworden,
führt seit 2012 Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union, das Wissenschafts- und Forschungskapitel
wurde bereits im Dezember abgeschlossen. Als Währung gilt in Montenegro bereits der Euro, allerdings ist das
Land nicht Teil der Euro-Zone und kann bei der Währungspolitik nicht mitreden. Serbien und Mazedonien sind
weitere Beitrittskandidaten, vorläufig allerdings noch ohne konkrete Verhandlungen.
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