Die Verleihung erfolgte durch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Kulturministerin Dr.
Claudia Schmied
Wien (bmukk) - Sieben Künstlerinnen und Künstler wurden am Abend des 29.01. von Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer und Kulturministerin Dr. Claudia Schmied in den Sparten Bildende Kunst, Künstlerische Fotografie,
Film, Literatur, Kinder- und Jugendliteratur, Musik sowie Video- und Medienkunst mit dem Österreichischen
Kunstpreis 2012 ausgezeichnet. Zusätzlich wurde erstmals der Österreichische Kunstpreis in der Sparte
Kulturvermittlung verliehen und dem Büro trafo.K, bestehend aus Renate Höllwart, Elke Smodics-Kuscher
und Nora Sternfeld, zuerkannt. Die Festrede mit dem Titel „Das Einzigartige und unser Eigentum“ hielt Kunstpreisträger
Robert Menasse. Musikalisch begleitete das David Helbock Trio, vertreten durch David Helbock, der 2011 mit dem
outstanding artist award des BMUKK ausgezeichnet wurde, Raphael Preuschl und Herbert Pirker den Abend.
„Das heimische Kunstschaffen ist spannend, lebendig und auch im internationalen Vergleich erstklassig. Unsere Künstlerinnen
und Künstler bereichern nicht nur den gesellschaftlichen Alltag, sie tragen auch wesentlich dazu bei, Österreichs
Ruf als hervorragendes Kulturland zu festigen. Mit dem Österreichischen Kunstpreis wird dieser Arbeit und
dem damit verbundenen Erfolg seitens der Republik Österreich Rechnung getragen.“ so Bundespräsident Dr.
Heinz Fischer.
„Mit der Verleihung der Kunstpreise zollen wir den Künstlerinnen und Künstlern unsere hohe Anerkennung
und Wertschätzung. Mit ihren Arbeiten überschreiten die Preisträgerinnen und Preisträger oft
Grenzen der Materialien, Formen, Kunstdisziplinen, Generationen und Konventionen und setzen maßgebliche Zeichen
in der österreichischen Kunstlandschaft. Sie zeigen gesellschaftliche Verhältnisse in analytischer Form
auf, finden neue Formen der Aufbereitung, stellen scheinbar nicht Hinterfragbares in Frage und bieten uns allen
einen Spiegel zur eigenen Reflexion an. Wir verstehen Kunst als Kontroverse, die berechtigterweise ihre Grenzen
auslotet. Wichtige Voraussetzungen für das zeitgenössische Kunstschaffen sind die Anerkennung der Kunst
als konstituierendes Element unserer Gesellschaft, die finanzielle Stabilität, ein offenes Klima und die Freiheit
der Kunst, zu der ich mich voll und ganz bekenne“, so Kulturministerin Claudia Schmied.
„Die Vermittlung von Kunst und Kultur, ob zwischen Institutionen und Publikum, zwischen Kunstschaffenden und Rezipienten,
generationenübergreifend oder zielgruppenspezifisch, ist Schlüssel zum Verständnis von zeitgenössischer
Kunst und Schlüssel zur Wertschätzung der Traditionen. Mit dem heuer zum ersten Mal vergebenen Kunstpreis
für Kunst- und Kulturvermittlung zeichnen wir Initiativen aus, die Menschen Kunst und Kultur näher bringen,
Verständnis für komplexe Zusammenhänge wecken und wichtige Ansprechpartner für Institutionen,
Kunstschaffende und Publikum sind“, so die Ministerin über den von ihr initiierten Kunstpreis in der Sparte
Kulturvermittlung.
Der Österreichische Kunstpreis wird Künstlerinnen und Künstlern für ihr umfangreiches, international
anerkanntes Gesamtwerk zuerkannt und ist mit 12.000 bzw. 15.000 Euro (für die Sparte Film) dotiert. Der zum
ersten Mal verliehene Kunstpreis in der Sparte Kulturvermittlung wird künftig biennal an Kunst- und Kulturvereine,
an Institutionen, an Zusammenschlüsse von KulturvermittlerInnen oder an einzelne KulturvermittlerInnen vergeben,
die sich durch ihre kontinuierliche und konsequente Arbeit sowie herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Vermittlung
zeitgenössischer Kunst ausgezeichnet.
Die PreisträgerInnen des Österreichischen Kunstpreises 2012 sind:
Michael Kienzer, geboren 1962 in Steyr, lebt und arbeitet in Wien, 1977 bis 1979 Kunstgewerbeschule Graz,
Abteilung Bildhauerei bei Josef Pillhofer, 1979 bis 1982 Mitarbeit im Kunst- und Kulturzentrum Kreuzberg, Berlin,
1981 bis 1985 Studium Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Bruno Gironcoli, 1987
bis 1989 Bühnenbilder im Westfälischen Landestheater Castrop, 2005/06 Gastprofessur an der Universität
für angewandte Kunst Wien. Michael Kienzer, der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, zählt seit
über 20 Jahren zu den bedeutenden Positionen in der österreichischen Gegenwartskunst.
Barbara Albert, geboren 1970 in Wien, studierte zunächst Theaterwissenschaft, Germanistik und Publizistik,
bevor sie 1991 mit dem Regie- und Drehbuchstudium an der Wiener Filmakademie begann. Sie arbeitete als Regie- und
Schnittassistentin und Schauspielerin. Ihren international erfolgreichen Kurzfilmen folgte der erste Langspielfilm
„Nordrand“, der 1999 bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt wurde. Im selben Jahr gründete Barbara Albert
gemeinsam mit Martin Gschlacht, Jessica Hausner und Antonin Svoboda die Produktionsfirma coop99. Darüber hinaus
ist sie als Koautorin und Drehbuchautorin tätig. Weiters war sie als Gastprofessorin und Lektorin an mehreren
Hochschulen in Österreich und Deutschland tätig (Wiener Filmakademie, ifs Köln, KHM Karlsruhe, FH
St. Pölten).
Matthias Herrmann, geboren 1963 in München, Deutschland, lebt und arbeitet in Wien und Riparbella,
Italien, 1981 Aufnahme zur Tanzausbildung in die Heinz-Bosl-Stiftung München, 1986 Übersiedelung nach
Wien, 1986 bis 1988 Engagement beim Ballett der Wiener Staatsoper, 1988 bis 1993 Studium an der Hochschule für
angewandte Kunst Wien bei Ernst Caramelle, 1999 bis 2006 Präsident der Secession Wien, 2006 bis 2011 Professur
für Kunst und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Als Künstler macht Herrmann
seine Homosexualität u. a. zum Thema seiner Arbeiten. Als Leiter einer maßgeblichen Kunstinstitution
Österreichs, als Professor für Fotografie sowie mit seiner facettenreichen künstlerischen Arbeit
hat Matthias Herrmann einen herausragenden Beitrag zur österreichischen Kunstlandschaft geleistet. Sein Schaffen
wurde bereits mit diversen Preisen, u.a. 2005 dem Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, ausgezeichnet.
Herrmann war für die österreichische Aidsaufklärungskampagne tätig.
Erich Kleinschuster, geboren 1930 in Graz, Jazzposaunist, Komponist, Arrangeur und Pädagoge, Studium
der Rechtswissenschaften und der Musikwissenschaft an der Universität Graz, Instrumentalstudium am Landeskonservatorium
Graz und am Konservatorium der Stadt Wien, seit 1958 als Jazzmusiker tätig, 1965 Gründung des Erich-Kleinschuster-Sextetts,
1971 bis 1981 Leiter der Abteilung Produktion/Unterhaltung im ORF sowie Gründer und Leiter der ORF-Bigband,
1985 bis 1998 Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, Initiator der Jazzabteilungen
an den Musikhochschulen in Graz (1965), Wien (1969) und Klagenfurt (1985). Erich Kleinschuster hat weit über
50 Jahre als Solist, Komponist, Arrangeur und Bandleader die Geschichte des Jazz in Österreich geprägt.
Trafo.k ist ein Wiener Büro für Vermittlung und kritische Wissensproduktion. Die Mitarbeiterinnen
arbeiten an Forschungs- und Vermittlungsprojekten und veranstalten Workshops und Consulting für Museen und
Ausstellungen sowie Projekte im öffentlichen Raum. Dazu gehören Medien- und Jugendarbeit, künstlerische
Interventionen und wissenschaftliche Studien. Seit 1999 initiiert und betreut trafo.k Projekte als institutionsunabhängiger
Verein. Die Aktivitäten verstehen sich als Auslöser von Kommunikationsprozessen und verfolgen die Intention,
mediale und institutionelle Strukturen offen zu legen und eine Öffentlichkeit für Gegengeschichten und
Gegenbilder herzustellen. Vorrangig ist die Verbindung von Strategien zeitgenössischer Kunst und gesellschaftsrelevanter
Themen. Büro trafo.k sind Renate Höllwart, Elke Smodics-Kuscher und Nora Sternfeld.
Winfried Opgenoorth, geboren 1939 in Düsseldorf, absolvierte eine Ausbildung zum Tiefdruckretuscheur,
1958–1961 Grafik-Design-Studium an der Werkkunstschule Düsseldorf. Er arbeitete als Pressezeichner, Reinzeichner
und als Grafiker in einem Redaktionsbüro, einer Glasveredelungsfabrik, einem Aluminiumwerk und einer Werbeagentur.
Zwei Jahre lang malte er für einen Schweizer Verlag Glückwunschkarten. Seit 1972 freischaffender Grafiker
und Maler in Wien (Schulbücher, Werbegrafik, Theaterplakate). 1979 zeichnete er sein erstes Bilderbuch „Hokuspokus
in der Nacht“ von Mira Lobe, mit der ihn eine jahrelange intensive Zusammenarbeit verband. Seither illustrierte
Opgenoorth über 70 Kinderbücher namhafter AutorInnen und erhielt dafür zahlreiche Preise und Auszeichnungen
u.a. den Österreichischer Kinderbuch-Illustrationspreis in den Jahren 1981, 1982, 1986, 1987 und 1988.
Robert Menasse, geboren 1954 in Wien, Studium der Philosophie, Germanistik und Politikwissenschaft in Wien,
Salzburg und Messina, 1981 bis 1988 Gastdozent an der Universität Sao Paulo, Brasilien, seit seiner Rückkehr
1989 freier Schriftsteller, 1994 Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdiensts in Berlin, 1996 Writer
in Residence an der New York University, 1999 Artist-in-Residence der Stadt Amsterdam, 2007 Poetik-Vorlesungen
an der Universität Frankfurt, zahlreiche internationale Auszeichnungen.
Romane, Essays, Theaterstücke, zuletzt: „Ich kann jeder sagen. Erzählungen vom Ende der Nachkriegsordnung“,
„Die Permanente Revolution der Begriffe. Vorträge“ (Suhrkamp), „Der Europäische Landbote. Die Wut der
Bürger und der Friede Europas“ (Zsolnay).
Linda Christanell, 1939 in Wien geboren, Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in
Wien (Malerei und bildnerische Erziehung), 1976 Gründung des „BC-Kollektivs“ gemeinsam mit Renate Bertlmann,
1977 Gründungsmitglied der Internationalen Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen „Intakt“. Seit
Mitte der 70er-Jahre befasst sich die Künstlerin, die auch in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation,
Performance und Fotografie arbeitet, mit dem Medium Film. Es entstanden seither rund 25 Filme. Linda Christanell
zählt im österreichischen Avantgardekino gemeinsam mit Dietmar Brehm, Lisl Ponger und Peter Tscherkassky
zur „Dritten Generation“, die mit sehr persönlichen Filmsprachen eine Art Neubeginn setzte und in diesem Bereich
Pionierarbeit leistete. In ihrem künstlerischen Werk spiegelt sich die Auseinandersetzung mit Sexualität,
Körperlichkeit, Erotik und den damit behafteten Tabus. Feminismus war und ist ein Thema mit dem sich Christanell
auseinandersetzt.
|