Kunst Haus Wien: Saul Leiter 

 

erstellt am
30. 01. 13

Meister der Farbfotografie des 20. Jahrhunderts
Wien (rk) - Vom 31. Jänner 2013 bis 26. Mai 2013 würdigt das Kunst Haus Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, den 89-jährigen Fotografen und Maler Saul Leiter in einer großen Retrospektive, die in Zusammenarbeit mit dem Haus der Photographie / Deichtorhallen Hamburg entstand. Die Ausstellung vereint in einem großen Spannungsbogen frühe Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen, Modefotografien, übermalte Aktfotos, seine Malerei sowie eine Auswahl seiner Skizzenbücher. Ein Kapitel der Ausstellung widmet sich außerdem den neuen Fotoarbeiten von Saul Leiter, die er immer noch auf den Straßen des New Yorker East Village aufnimmt.

Pionier der Farbfotografie
Saul Leiter erfährt erst seit wenigen Jahren die verdiente Würdigung als einer der führenden Pioniere der Farbfotografie. Schon ab 1946, weit vor den Vertretern der "New Color Photography" der 1970er-Jahre wie William Eggleston und Stephen Shore, benutzte er als einer der Ersten die damals von Künstlern verachtete Farbfotografie für seine freien künstlerischen Aufnahmen. "Die älteren fotoästhetischen Ansichten zur Hegemonie von Schwarz-Weiß und die fotohistorischen Datierungen des künstlerischen Einsatzes von Farbfotografie erst ab den 1970er-Jahren sind wohl einer kritischen Revision zu unterziehen. Mit Saul Leiters Werk ist die Fotogeschichte bereits faktisch umgeschrieben", so Kurator Ingo Taubhorn.

Fotografie gewordene Malerei
Saul Leiter hat sich immer als Maler und Fotograf verstanden. Sowohl in seiner Malerei als auch in seinen Fotografien tendiert er deutlich zu Abstraktion und Flächigkeit. Oft findet man große, tiefschwarze, von Schatten hervorgerufene Flächen, die bis zu drei Viertel seiner Fotografien einnehmen. Passanten werden nicht als Individuen in das Bild gerückt, sondern als verschwommene Farbimpulse, überlagert von Scheiben oder eingekeilt zwischen Hauswänden und Verkehrszeichen. Die Übergänge zwischen Abstraktion und Figurativem in seinen Malereien und Fotografien sind nahezu nahtlos. Saul Leiters Straßenfotografie – damit ist er beispiellos in diesem Genre – ist eigentlich Fotografie gewordene Malerei.

Urbane Fotoästhetik
In Leiters Aufnahmen fließen die Genres der Street-, Porträt-, Still-Life-, Mode- und Architekturfotografie zusammen. Er findet seine Motive wie Schaufenster, Passanten, Autos, Schilder und immer wieder Regenschirme auf den Straßen, in der unmittelbaren Umgebung seiner New Yorker Wohnung, die er seit fast 60 Jahren bewohnt. Leitners Blick war von Anfang an nicht primär auf spektakuläre Momente gerichtet, sondern auf scheinbar belanglose oder flüchtige Eindrücke des Alltags, die er in faszinierenden Aufnahmen atmosphärisch verdichtet. Die Unschärfe im Detail, die Verwischung von Bewegung und die Minderung der Tiefenschärfe, der Ausgleich oder gewollte Entzug von notwendigem Licht und die Verfremdung durch Fensterdurchsichten und Spiegelungen - dies alles verschmilzt zur Farbsprache eines halb realen, halb abstrahierten urbanen Raums. Es sind Arbeiten eines fast noch unentdeckten, modernen Meisters der Farbfotografie.

Vom Autodidakten zum Modefotografen
Saul Leiter entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Kunst und begann bereits als Teenager Ende der 1940er-Jahre zu malen. Seine Familie unterstützte sein künstlerisches Interesse nicht, da der Vater, ein anerkannter talmudischer Rabbiner und Gelehrter, stets seine Hoffnungen darauf gesetzt hatte, dass sein Sohn Saul ihm eines Tages in der Familientradition als Rabbiner nachfolgen würde. Er war zwar Autodidakt, aber keinesfalls ungebildet. Er las und lernte viel über Kunst, sodass sein Wissen und Verstehen beständig wuchsen. Er sorgte damit für die notwendigen historischen Zusammenhänge für sein eigenes Denken und künstlerisches Schaffen.

1946, kurz nachdem er nach New York gezogen war, lernte Leiter Richard Poussette-Dart kennen, der ihn mit der Fotografie bekanntmachte, einem Medium, das ihm sehr lag und das er schnell lernte. Leiter entschied bald, Fotografie nicht nur als Mittel der Kunst zu nutzen, sondern sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er begann, Mode zu fotografieren und wurde dank seines guten Auges, seines spielerischen Sinns für Humor und seines ausgeprägten Sinns für Eleganz zu einem außergewöhnlichen Modefotografen.

In den 1950er-Jahren wurden erste Schwarz-Weiß-Serien Saul Leiters im "Life"-Magazin veröffentlicht. Er nahm u.a. an der von Edward Steichen kuratierten Ausstellung "Always the Young Strangers" (1953) im Museum of Modern Art teil. Von 1958 bis 1967 arbeitete Leiter für "Harper’s Bazaar". Insgesamt sollte er rund 20 Jahre für verschiedene klassische und neuere Magazine fotografieren, nach "Esquire" und "Harper’s" waren dies "Show", "Elle", "British Vogue", "Queen" und "Nova".

Saul Leiter wurde 1923 in Pittsburgh geboren und lebt seit 1946 in New York. Die Ausstellung des Haus der Photographie / Deichtorhallen Hamburg im Jahr 2012 war die weltweit erste umfassende Retrospektive von Leiters Werk und entstand in enger Kooperation mit dem Künstler. Das Kunst Haus Wien ist nach Hamburg nun der zweite Schauplatz für diese von Publikum und Presse begeistert aufgenommene Ausstellung.

     

Informationen: http://www.kunsthauswien.com

   

 

 

 

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