01.02. - 09.06.2013 im Essl Museum Klosterneuburg
Klosterneuburg (essl museum) - Das Essl Museum widmet dem österreichischen Künstler Martin Schnur
eine Personale mit dem doppeldeutigen Titel "Vorspiegelung". Die Ausstellung wirft einen Blick auf das
reichhaltige Schaffen der letzten Jahre, in denen Schnur sein raffiniertes Spiel mit Spiegelungen, Reflexionen
und miteinander verschränkten Realitätsebenen immer weiter vorangetrieben hat. Schnurs malerisches Werk
überschreitet dabei die Grenzen zur Bildhauerei, er experimentiert mit Materialien und bedient sich längst
vergessener Techniken.
Grenzgänger zwischen den künstlerischen Medien
Neben den großformatigen Ölbildern werden erstmals neue, überraschende Objektarbeiten zu sehen
sein, in denen der Künstler Malerei und Skulptur, Fläche und Raum spielerisch zueinander in Beziehung
setzt. Der 1964 geborene Schnur greift damit auf seine Bildhauereiausbildung - er studierte bei Joannis Avramidis
- zurück und setzt gleichzeitig konsequent den Weg fort, mit dem gemalten Bild in den Raum zu gehen. Für
seine kleinformatigen Malereien verwendet Schnur anstelle von Leinwand häufig eine dünne Kupferplatte
als Bildgrund. Diese in der zeitgenössischen Kunst selten verwendete Technik kommt aus der Barockzeit und
fasziniert ob ihrer Oberflächengestaltung und Haptik; das rötliche Metall schimmert immer wieder leicht
durch, was eine seltene Schönheit erzeugt.
In der Ausstellung gibt es auch eine Reihe kleinformatiger Pastellzeichnungen zu sehen, die sich dem Landschaftsthema
widmen. Diese feinen Blätter zeigen, welch besonderes Gespür Schnur für Farbe und Form hat: Der
Gegenstand löst sich immer mehr auf, die Natur wird zur reinen, fast abstrakten Farbkomposition.
Virtuoses Spiel mit Realitätsebenen: Naturlandschaft und Innenraum
Verschiedene Realitätsebenen, vielschichtig zu einem Ganzen zusammengesetzt, sind ein kennzeichnendes
Merkmal vieler Malereien. In eine Naturlandschaft wird eine zweite, klar begrenzte Malebene eingeschoben, in einem
Interieur mit Menschen öffnet sich ein Bild in den Außenraum. Indem Landschaft und Mensch fast nie auf
derselben Bildebene existieren und auch inhaltlich kaum in Beziehung stehen, bricht der Künstler mit der Erwartung
einer romantischen Naturdarstellung. Seine Landschaften bieten auch keine weiten Panoramen und Perspektiven, sie
sind ausschnitthaft und fragmentarisch, dicht am Holz, am Wasser, an den Gräsern. Der Künstler erfreut
sich an der unerschöpflichen Formen- und Farbenvielfalt der Natur, geeignete Kulisse für sein virtuoses
Spiel mit Licht und Schatten, mit Spiegelungen und Schattierungen.
In seinen Bildern setzt Schnur junge Menschen, in legerer Kleidung oder auch nackt, in den Vordergrund. Sie
wirken ohne erzählerischen Kontext isoliert und fragil. In sich gekehrt und still treten sie nicht mit dem
Betrachter in Kontakt, meist von ihm abgewandt bleibt eine Kommunikation verwehrt.
Der menschliche Körper und Naturlandschaft dienen dem Künstler als Versuchsfeld für eine Malerei,
die mit Licht und Schatten, Fläche und Raum poetisch wie sinnlich eine neue Wirklichkeit erschaffen kann.
Mensch und Natur sind auf die Malerei bezogen, sanft eingebettet leben sie in ihr, anstatt sich an den Rezipienten
zu wenden oder einen klar fassbaren Inhalt zu vermitteln. Die Überblendung der Räume und Atmosphären,
die Ambivalenz von geometrisch eingegrenzten Feldern und Tiefenwirkungen verleihen den Kompositionen, Vexierbildern
gleich, eine zusätzliche Intensität.
Licht, Schatten und Spiegelungen
Verbindendes Element der verschiedenen Realitätsebenen sind Lichtstimmungen und Spiegelungen - ein häufig
wiederkehrendes Motiv ist der zerbrochene Spiegel. Faszinierend und bedrohlich zugleich setzt ihn Schnur gekonnt
ins Bild: Mensch und Landschaft reflektieren sich auf am Boden liegenden Spiegelflächen, Protagonisten hantieren
ziemlich gefährlich mit Scherbenstücken. Ähnlich verhält es sich mit dem Licht. Der in den
Innenraum eintretende Schein eines Lichtstrahls setzt sich im daneben liegenden Naturaußenraum fort. Das
Licht wird zum Protagonisten der Malerei.
Mit rund 25 Arbeiten umfasst die Einzelausstellung neben Leinwand- und Kupfermalereien die neue Objektserie
Display und kleinformatige Pastellzeichnungen. Die Werkauswahl wurde zusammen mit dem Künstler festgelegt.
Neben zahlreichen Sammlungswerken und Leihgaben werden neue Arbeiten direkt aus dem Atelier zu sehen sein.
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