Berlakovich startet Allianz gegen Lebensmittelverschwendung – Sozialpartner unterstützen
Initiative des Lebensministeriums
Wien (bmlfuw) - In Österreich landen jährlich rund 157.000 Tonnen an verpackten und unverpackten
Lebensmitteln sowie Speiseresten von über einer Milliarde Euro im Restmüll. Das sind pro Haushalt und
Jahr Waren im Wert von 300 Euro. Deshalb startete das Lebensministerium die "Initiative Lebensmittel sind
kostbar!" und holte dazu alle österreichischen Sozialpartner mit ins Boot.
"Wir können nur gemeinsam gegen dieses Problem ankämpfen, denn Lebensmittel werden entlang der gesamten
Wertschöpfungskette weggeworfen. Es darf nicht sein, dass hochwertige Lebensmittel einfach im Müll landen.
Es geht darum, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und Ressourcen zu schonen. Wir müssen daher in allen
Bereichen den Hebel ansetzen, damit unsere Lebensmittel auf den Teller kommen und nicht in die Mülltonne geworfen
werden", begrüßt Umweltminister Niki Berlakovich im Rahmen der gemeinsamen Pressekonferenz die
Bereitschaft der Sozialpartner zur Zusammenarbeit.
"Wer Lebensmittel wegwirft, verschwendet wertvolle Ressourcen, die für die Erzeugung aufgewendet werden
müssen, wie Wasser, Boden, menschliche Arbeitskraft, Energie und Rohstoffe und belastet so Umwelt und Klima.
Österreichs Bäuerinnen und Bauern wissen, wie viel Mühe, Einsatz und Arbeit in jedem Liter Milch
oder in jedem Kilogramm Fleisch stecken. Deshalb wenden sie sich gegen jede Verschwendung von Lebensmitteln. Aber
nicht nur das Wegwerfen, auch das Verschleudern zu Billigst-Preisen zeigt, dass die hohe Wertigkeit heimischer
Lebensmitteln oft missachtet wird. Wir appellieren daher an KonsumentInnen, Handel und die Gastronomie, alles zu
tun, um das Wegwerfen, aber auch das Verschleudern von Lebensmitteln zu vermeiden", stellt Gerhard Wlodkowski,
Präsident der LK Österreich, fest.
"Die Wirtschaft unterstützt die Bewusstseinskampagne des Lebensministeriums mit dem Ziel, die Menge der
Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Lebensmittel sind kostbar, daher auch wertvoll. Dies gilt für Österreich
in besonderer Weise: Der österreichische Lebensmittelhandel punktet mit regionalen Produkten, Gentechnik-Freiheit
und ist bei Bio-Lebensmitteln europaweit Spitzenreiter. Als Schnittstelle zwischen HerstellerInnen und KundInnen
lebt der österreichische Groß- und Einzelhandel den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln Tag
für Tag und kommt damit seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung bereits jetzt in breitem Umfang nach.
So werden beispielsweise Lebensmittel mit unmittelbar bevorstehendem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums vergünstigt
an KundInnen und MitarbeiterInnen abgegeben. Produkte wie Obst und Gemüse werden täglich öfters
ausgeliefert, um optimale Frische und Lagerung sowie bedarfsgerechte Lieferung zu ermöglichen", unterstreicht
Bettina Lorentschitsch, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich.
"Um Frieden auf der Welt zu ermöglichen, müssen Lebensmittel möglichst für alle leistbar
werden. Knapp eine Million Menschen in Österreich sind armutsgefährdet, eine halbe Million Menschen manifest
arm, sie wissen oft nicht, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollen. Für diese Gruppe machen die
monatlichen Ausgaben für Lebensmittel einen bedeutenden Anteil ihres verfügbaren Haushaltseinkommens
aus. Damit nun Lebensmittel für alle leistbar werden, muss vor allem an die Verantwortung jener appelliert
werden, in deren Bereichen die Verschwendung von Lebensmitteln besonders gravierend ist. Nur durch Bewusstseinsbildung
und Sensibilisierung können die Lebensmittelabfälle in Österreich reduziert, die hohen Qualitätsstandards
bei Lebensmittel eingehalten und auch die Teuerung in Grenzen gehalten werden", so Mag. Ernst Tüchler,
Österreichischer Gewerkschaftsbund.
"Der richtige Umgang mit Lebensmitteln fängt schon vor dem Verkauf an die KonsumentInnen an. Auch bei
der Produktion und im Handel sollte der Lebensmittelverschwendung Beachtung geschenkt werden. Außerdem sollten
die KonsumentInnen nicht verführt werden, zu viel zu kaufen. Gerade bei leicht verderblichen Produkten sollte
man sich nicht von Mengenrabatten all zu sehr verlocken lassen, wenn man nicht sicher ist, die Produkte auch rechtzeitig
aufzubrauchen. Lockangebote oder Großpackungen verleiten die Menschen oft mehr einzukaufen, als sie tatsächlich
brauchen. Eine derartige Lebensmittelverschwendung wollen wir nicht unterstützen" sagt Heinz Schöffl,
AK Konsumentenschützer.
Auch international ist die Lebensmittelverschwendung ein wichtiges Thema. Ein FAO-Bericht zeigt auf, dass ein Drittel
aller weltweit produzierten Lebensmittel von der Produktion bis hin zu den KonsumentInnen vergeudet wird. Das sind
1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel, die nicht auf den Tisch kommen.
Lebensministerium will eine Reduktion um 20 Prozent bis 2016
Ziel des Lebensministeriums ist es, die Lebensmittelabfälle im Restmüll bis Ende 2016 um 20 Prozent zu
verringern sowie die Lebensmittelverwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Dazu ist
jedoch ein breiter Schulterschluss, unterstützt und getragen von Wirtschaft, sozialen Einrichtungen sowie
VerbraucherInnen, notwendig. Bis Ende März 2013 soll mit allen sozialpartnerschaftlichen Organisationen, mit
sozialen Einrichtungen, Gemeinden, Abfallverbänden und NGOs ein Maßnahmenpaket gegen die Lebensmittelverschwendung
geschnürt werden.
"Durch gezielte Informationen, Sensibilisierung und konkrete Maßnahmen wollen wir den Wert der Lebensmittel,
nämlich als Mittel zum Leben, und den bewussten Umgang damit verstärkt ins Bewusstsein der Menschen bringen.
Lebensmittelabfälle verursachen nicht nur hohe Entsorgungskosten, sie sind vor allem ein ethisch-soziales
und ökologisches Problem. Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in die Mülltonne",
betont Berlakovich. Die Tatsache, dass die Menge der weggeworfenen Lebensmittel ausreichen würde, um eine
halbe Million Menschen für ein Jahr zu ernähren, unterstreicht den Handlungsbedarf.
Um dieses Problem gezielt angehen zu können, wurde im Rahmen einer Studie untersucht, welche Personengruppen
besonders dazu neigen, Lebensmittel im Müll zu entsorgen. Dabei kam zum Vorschein, dass es sich vor allem
um ein Generationenthema handelt. So gaben Personen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben, an, seltener
als einmal im Monat Lebensmittel im Müll zu entsorgen. Rund 60 Prozent von ihnen geben an, Lebensmittel seltener
bis nie wegzuwerfen. Bei den 15-29-Jährigen sind es hingegen nur mehr 29 Prozent und bei 30-49-Jährigen
40 Prozent. In Bezug auf das Geschlecht kommt die Studie zu dem Schluss, dass Männer geringfügig mehr
wegwerfen. 40 Prozent von ihnen geben an Lebensmittel "selten bis nie" im Müll entsorgen, bei den
Frauen hingegen sind es 46 Prozent.
VIKTUALIA 2013 - Award zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
Das Lebensministerium sucht im Rahmen seiner Initiative "Lebensmittel sind kostbar!" ambitionierte Projekte
gegen Lebensmittelverschwendung. Die besten werden mit dem "VIKTUALIA 2013" ausgezeichnet. Die Einreichfrist
endet am 15. März 2013. Weitere Informationen sind unter http://www.lebensministerium.at/lebensmittelsindkostbar abrufbar.
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