Wie passt der Ökostrom ins Netz?

 

erstellt am
08. 02. 13
14.00 MEZ

Überfordert Alternativenergie unsere Energiewirtschaft? Lösungen für künftige Energiemärkte werden auf einer Konferenz an der TU Wien diskutiert.
Wien (tu) - Ein großes Kraftwerk in der Mitte, drumherum viele tausend Haushalte und Industriebetriebe, die den Strom beziehen – nach diesem einfachen Muster wird unsere Energieversorgung in Zukunft sicher nicht funktionieren. Alternative Technologien zur Stromerzeugung, allen voran die Photovoltaik, machen unsere Stromversorgung dezentraler. Gekoppelt mit Wasser- und Windkraftwerken hängt der produzierte Strom immer stärker von Wetter und Tageszeit ab, dadurch wird das Ausbalancieren von Angebot und Nachfrage im Stromnetz zu einer komplizierten Aufgabe. An der TU Wien organisiert die Energy Economics Group (EEG) des Instituts für Energiesysteme und Elektrische Antriebe dazu nun eine internationale Konferenz:

Die 8. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien findet vom 13. bis 15. Februar statt und trägt heuer den Titel: „Erneuerbare Energien: Überforderte Energiemärkte?“

Kapazitätsmärkte: Reales Geld für möglichen Strom
In heutigen Stromnetzen wird jede Kilowattstunde bezahlt. Wer gerade keine Energie ins Netz speist, verdient auch nichts. Das könnte sich in Zukunft ändern: „Derzeit werden vor allem in Deutschland sogenannte Kapazitätsmärkte diskutiert, um den Wettbewerb zu intensivieren“, sagt Prof. Reinhard Haas von der Energy Economics Group der TU Wien. „Jeder, der ein Kraftwerk bereithält, das im Bedarfsfall Strom liefern kann, soll Geld bekommen – auch wenn von diesem Kraftwerk gerade kein Strom bezogen wird.“ Allerdings sind die Experten der EEG skeptisch in Bezug auf diesen Vorschlag. „Im Endeffekt ist es eine Quadratur des Kreises, denn Kapazitätsmärkte bedeuten Planwirtschaft. Wir glauben, dass in diesem Segment der Stromversorgung zunächst die Möglichkeiten aller Akteure – der Stromhändler, der Netzbetreiber und der Konsumenten – ausgeschöpft werden sollen. Dass es temporär zu höheren Preisen kommen wird, ist ein Effekt, an den man sich gewöhnt und der eben die Phantasie der Marktteilnehmer beflügeln kann.“

Auf der Suche nach dem Energie-Speicher
Eng mit diesem Aspekt verknüpft ist ein weiteres zentrales Thema in der Energiewirtschaft, das Speichern von Energie. „Nach wie vor sind Pumpspeicherkraftwerke hier die energetisch beste und ökonomisch günstigste Option“, meint Reinhard Haas. Auch an anderen Varianten wird geforscht: So könnte man etwa mit überschüssigem Strom mittels Elektrolyse Wasserstoff gewinnen und diesen dann zu Methangas umwandeln – mit Kohlenstoff, der bei Verbrennungen anfällt, zum Beispiel in Kohlekraftwerken. Wenn man dieses Methan dann verwendet, um wieder Strom zu erzeugen, wird ein Teil der Energie zurückgewonnen, ohne zusätzliches CO2 auszustoßen.

Energie jetzt oder später?
Solche Speichermethoden könnten zwar Teil des zukünftigen Stromversorgungssystems sein, doch noch wichtiger erscheint der Umbau unserer Stromnetze: „Smart-Grids sind die beste Option, um kurzfristig bei variierendem Strom-Angebot und -Verbrauch einen Ausgleich zu schaffen“ meint dazu Hans Auer von der Energy Economics group. In zukünftigen smarten Stromnetzen soll nicht nur elektrische Energie transportiert werden, sondern auch Information. Vorgänge, die viel Energie brauchen, aber nicht unbedingt sofort benötigt werden, könnten dann genau in jenem Zeitraum durchgeführt werden, in denen das Stromangebot hoch, die Nachfrage aber vergleichsweise niedrig ist. Ob der Wasserboiler nachts eine Stunde früher oder später aufgeheizt wird, ist für uns meist egal – diese Wahlfreiheit kann Probleme in den Stromnetzen aber deutlich entschärfen.

Wie frei sollen die Märkte sein?
Ein heißes Diskussionsthema ist auch, in welchem Ausmaß Alternativenergie staatlich gefördert werden soll. „Offshore-Windanlagen werden sicher auf absehbare Zeit ohne öffentliche Förderung nicht wirtschaftlich sein“, meint Hans Auer, doch bei Photovoltaik zeichnet sich die Grid-Parity bereits ab – darunter versteht man den Zeitpunkt, ab dem die Technologie ohne Subventionen am Markt bestehen kann. Inwieweit man dann trotzdem den Anteil erneuerbarer Energie durch staatliche Förderungen erhöhen möchte, ist eine politische Entscheidung, über die es bei der Konferenz gewiss unterschiedliche Meinungen geben wird. Man darf gespannt sein.

     

Informationen dazu auf der IEWT-Konferenz-Homepage

   

 

 

 

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