Bundesratspräsident Edgar Mayer: Gemeinsam Verantwortung tragen 

 

erstellt am
07. 02. 13

Ein Vorarlberger mit großen Zielen für Bundesrat und Föderalismus
Wien (pk) - Bunderatspräsident Edgar Mayer führt seit Anfang des Jahres turnusgemäß für sein Bundesland Vorarlberg den Vorsitz in der Länderkammer. "Gemeinsam Verantwortung tragen" lautet das Motto, das der neue Bundesratspräsident eingangs der 817. Plenarsitzung für seine Arbeit nannte. "Ich will mit den Bundesrätinnen und Bundesräten in den nächsten fünf Monaten etwas für die BürgerInnen unseres Landes voranbringen". Dabei unterstrich Mayer die Bedeutung der Länder als "Eckpfeiler der Demokratie in Österreich" und sprach sich für die Stärkung des Bundesrates aus, den er als "die Stimme der Länder in der Bundesgesetzgebung" sieht. Mayer beabsichtigt, eine Gesetzesinitiative des Bundesrates für eine Bundesratsreform mit wesentlich verstärkten Mitwirkungsrechten, wie sie sein Amtsvorgänger Georg Keuschnigg mit den Ländern bereits vereinbart hat, noch in der laufenden Gesetzgebungsperiode des Nationalrates einzubringen. Beim Thema Steuerautonomie der Länder könne es nicht nur um eine Verländerung der Grundsteuer gehen, sondern auch um Massensteuern wie Einkommen- oder Körperschaftsteuer, hielt Mayer zudem fest. Das ehrenamtliche Engagement der MitbürgerInnen will der neue Bundesratspräsident in einem Hearing des Bundesrates würdigen und auch zum Thema "Direkte Demokratie" eine Bundesratsenquete im kommenden April abhalten, teilte Präsident Mayer mit.

Außerdem will der Vorarlberger Bundesratspräsident, der auch als Vorsitzender des EU-Ausschusses fungiert, die Zusammenarbeit mit den Vorsitzenden der EU-Ausschüsse der Bundesländer weiterentwickeln. Mit Stolz berichtete Mayer von der – auch international anerkannten – Arbeit des EU-Ausschusses des Bundesrates bei der Subsidiaritätsprüfung von EU-Gesetzesvorhaben. Die Brisanz der Konzessionsrichtlinie und der Privatisierung von Wasserreserven habe der Bundesrat früher als viele Medien erkannt, erinnerte Bundesratspräsident Mayer und kündigte die Diskussion weiterer EU-Themen im Bundesrat am "Europatag" (5. April) mit Außenminister Michael Spindelegger und mit dem Präsidenten des EU-Ausschusses der Regionen, Luis Ramon Valcarcel Siso, an.

Die Stimmen der Länder sollen im Hohen Haus besser gehört werden
"Neuen Drive" registrierte Bundesratspräsident Edgar Mayer in der Diskussion um die Aufwertung des Bundesrates, nachdem Mayers Amtsvorgänger Georg Keuschnigg gemeinsam mit allen Landtagspräsidenten und Landeshauptleuten ein Reformpapier finalisiert hat, wofür Mayer ausdrücklich Lob und Anerkennung um Ausdruck brachte.

Diese Reformvereinbarung zielt auf ein verstärktes Mitwirkungsrecht des Bundesrates bei Bundesgesetzen, die die Interessen der Länder berühren, vor allem in finanziellen Fragen, erläuterte Mayer. Gefordert ist ein allgemeines Zustimmungsrecht des Bundesrates bei Verfassungsänderungen und eine sinnvolle Reduktion seiner Verhandlungsgegenstände. Notwendig sei auch ein funktionsfähiges Vermittlungsverfahren zur leichteren Kompromissfindung mit dem Nationalrat und eine frühzeitige Befassung des Bundesrates mit Gesetzesvorschlägen samt Stellungnahmerecht. Auch ein "Teileinspruchsrecht" der Länderkammer soll verwirklicht und der Bundesrat bei der Bestellung gemeinsamer Organe der Länder und des Bundes mit dem Nationalrat gleichgestellt werden. Auch sollte der Bundesrat redaktionelle Fehler in einem Gesetzesbeschlusses des Nationalrates korrigieren können, ohne dass dadurch das Inkrafttreten des Gesetzes verzögert wird.

Über dieses ambitionierte Reformprogramm will der neue Bundesratspräsident mit der Bundesregierung und dem Nationalrat weiter verhandeln und noch in dieser Legislaturperiode des Nationalrates eine Gesetzesinitiative des Bundesrates herbeiführen. Damit wäre die ständige Diskussion über eine Abschaffung des Bundesrates endlich erledigt, sagte Mayer, der sich entschieden gegen das Infragestellen verfassungsrechtlich eingerichteter Institutionen wandte und Forderungen nach Abschaffung des Bundespräsidenten, der Landtage oder auf Verkleinerung des Nationalrates eine klare Absage erteilte. "Mit dieser Diskussion sollten wir endlich Schluss machen", sagte Edgar Mayer in aller Klarheit.

Es waren die Bundesländer, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Zweite Republik neu gegründet haben, erinnerte Mayer. Das bundesstaatliche Prinzip und die Länder sind Eckpfeiler der Demokratie in Österreich, sagte Mayer und fügte hinzu: "Der Bundesrat soll eine starke Stimme der Länder in Wien sein. Geben wir ihm mehr Rechte, werten wir ihn auf, damit die Stimmen der Länder im Hohen Haus künftig besser gehört werden!"

Echte Steuerautonomie der Länder, neu definierter Finanzausgleich
Die neuen BundesrätInnen, die Edgar Mayer nach den vier Landtagswahlen in den nächsten Wochen und Monaten in den Bundesrat kommen, werden vor wichtigen Beratungen stehen, unter anderem über eine Steuerautonomie der Länder. An dieser Stelle sprach sich Mayer als Föderalist für eine echte Steuerhoheit samt Massensteuern wie Einkommen- oder Körperschaftsteuer aus – Steuerautonomie bedeute für ihn jedenfalls nicht nur eine Verländerung der Grundsteuer.

Auch müsse der Finanzausgleich unter den Ländern neu definiert werden, damit wirtschaftlich schwächere Länder nicht massiv an Einnahmen verlieren. Vorarlberg als "Nettozahler-Land" mit hoher Wirtschaftskraft sowie effizienter und sparsamer Verwaltung hat bereits klare Signale in diese Richtung gegeben, erinnerte Mayer.

Mayers Schwerpunkte "Ehrenamt" und "Direkte Demokratie"
Mayers Motto "Gemeinsam Verantwortung tragen" soll nicht nur beim Finanzausgleich gelten, sondern auch durch Wertschätzung für die vielen BürgerInnen, die außerhalb eines politischen Mandates ehrenamtlich tätig sind. Ihnen widmet der Vorarlberger Vorsitz im Bundesrat einen thematischen Schwerpunkt, sagte Bundesratspräsident Edgar Mayer und kündigte ein Hearing über das in Österreich hoch entwickelte Ehrenamt an, das unter besonderer Würdigung des Feuerwehrwesens aus europäischer Sicht beleuchtet werden soll.

Außerdem wird sich der Bundesrat bei einer Enquete mit hochrangigen internationalen Experten im April mit den Herausforderungen der Direkten Demokratie auseinandersetzen. Hier geht es Mayer um mehr Chancen für die BürgerInnen in den Ländern und Gemeinden, um das neue Modell der Vorarlberger Bürgerräte und um die aktuelle Demokratiereform des Bundes. Internationale Referenten und renommierte heimische Professoren werden dabei zu Wort kommen.

EU-Subsidiaritätsprüfungen – eine Erfolgsgeschichte des Bundesrates
Als Vorsitzender des EU-Ausschusses des Bundesrates will Edgar Mayer die Zusammenarbeit mit den Vorsitzenden der EU-Ausschüsse der Bundesländer weiterentwickeln. Das Mitspracherecht, das der Lissabon-Vertrag den nationalen Parlamenten mit der Subsidiaritätsprüfungen in der EU-Gesetzgebung einräumt, nütze der Bundesrat intensiv, was europaweit anerkannt werde, teilte Edgar Mayer den Bundesräten mit. Allein im letzten Jahr hat der EU-Ausschuss drei begründete "Stellungnahmen" und elf "Mitteilungen" zu EU-Verordnungen oder Richtlinien nach Brüssel geschickt, um konstruktive Änderungsvorschläge oder berechtige Kritik einzubringen, berichtete der Ausschussvorsitzende und beleuchtete die Erfolgsgeschichte des EU-Ausschusses am Beispiel der derzeit heißen Diskussion über die EU-Konzessionsrichtlinie und die Privatisierung der Wasserversorgungen. Die Brisanz dieser Thematik habe der Bundesrat lange vor den Medien erkannt und bereits am 1. Februar 2012 eine begründete Stellungnahme nach Brüssel geschickt, in der er sich klar gegen alle Bestrebungen zur Privatisierung unserer Wasserversorgung ausgesprochen hat. Eine nicht nachvollziehbare Antwort der EU-Kommission vom Oktober 2012 hat die Bedenken des EU-Ausschusses des Bundesrates noch verstärkt und ihn zu einer "Mitteilung" veranlasst. In einer hat das Bundesratsplenum die Bundesregierung dazu aufgefordert, alles zu unternehmen, um die Privatisierung der Wasserversorgungen auf europäischer Ebene zu verhindern. "Das nenne ich eine sinn- und qualitätsvolle Behandlung eines wichtigen Themas zum Wohle unserer Bevölkerung", sagte Bundesratspräsident Edgar Mayer mit Stolz.

Aktuelle EU-Themen werden beim "Europatag" des Bundesrates am 5. April mit Außenminister Michael Spindelegger und dem Präsidenten des Ausschusses der Regionen, Luis Ramon Valcarcel Siso, diskutiert werden, teilte der Bundesratspräsident weiter mit.

Zum Abschluss wünschte sich Bunderatspräsident Edgar Mayer gute Beratungen in der Länderkammer und zitierte dazu Worte von John F. Kennedy: "All das, was wir uns vornehmen müssen, wird nicht in den ersten Tagen vollendet werden, ja vielleicht nicht einmal zu unseren Lebenszeiten; doch lasst uns beginnen". Die BundesrätInnen bat Präsident Mayer um Zusammenarbeit und Unterstützung – nach seinem Motto: "Gemeinsam Verantwortung tragen".

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at