Gemeinsam mit zwei weiteren Schiele-Grafiken des Leopold Museums Gesamterlös von mehr
als 16 Millionen Euro in London
Wien/London (leopoldmuseum) - Am Abend des 05.02. wurde in London für eine herausragendes Schiele-Aquarell,
das Egon Schiele und Wally darstellt, ein Rekordpreis erzielt. Egon Schieles Liebespaar erreichte 9,1 Millionen
Euro. Das bedeutet einen neuen Weltrekord für Arbeiten von Egon Schiele auf Papier.
Auch die beiden gleichfalls vom Leopold Museum eingelieferten Darstellungen Selbstbildnis in grünem Hemd und
Am Rücken liegendes Mädchen erzielten Höchstpreise. Besonders um das Selbstbildnis gab es ein heftiges
Bietergefecht. Am Schluss wurde der obere Schätzwert fast verdoppelt und erreichte 5,9 Millionen Euro. Für
die Kohlezeichnung des Am Rücken liegenden Mädchens bewilligte ein Telefonbieter 1,2 Millionen Euro.
Die Blätter wurden zur Finanzierung des Vergleichs mit den Erben nach Jenny Steiner in der Causa "Häuser
am Meer" eingebracht. Das Gemälde "Häuser am Meer" ist laut Elisabeth Leopold "ein
Schlüsselwerk Schieles im Sinne der melancholischen Seelenlandschaften der Endzeit."
Sorgfältiges Ausleseverfahren
Die drei eingelieferten Papierarbeiten wurden von Dr. Elisabeth Leopold und dem Direktor des Museums, Dr. Tobias
G. Natter, in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt. Für Direktor Natter war wichtig: "Eine hochkarätige
Auswahl zu treffen, die am Markt reüssiert, ohne die Bandbreite der Sammlung zu schmälern."
Das Ausleseverfahren wurde vom Vorstand der Leopold Museum-Privatstiftung genehmigt. Mit Einverständnis des
Ministeriums und versehen mit einer Ausfuhrgenehmigung des Bundesdenkmalamtes Wien wurden die Schiele-Werke nun
in London bei Sotheby's angeboten.
Werke aus wichtiger Schaffensphase Schieles
Das Werk Liebespaar zeigt Egon und Wally. Es entstand um 1914/15 und stammt damit aus einer künstlerisch und
biographisch wichtigen Schaffensphase des Künstlers. Das farbige Blatt Selbstdarstellung in grünem Hemd
mit geschlossenen Augen" ist ebenfalls aus dem Jahr 1914 und die Zeichnung Am Rücken liegendes Mädchen
aus dem Jahr 1918, vermutlich Adele Harms darstellend, die Schwester von Schieles Frau Edith.
Tobias G. Natter: Fixplatz für Schiele in internationaler Kunstwelt
Das sensationelle Auktionsergebnis unterstreicht neuerlich die weltweite Anerkennung für österreichische
Kunst. Für Tobias G. Natter: "Die Ergebnisse der letzten Auktionen zeigen, dass Egon Schiele einen fixen
Platz in der internationalen Kunstwelt hat, mittlerweile auf Augenhöhe in einer Reihe mit Fixsternen wie Monet,
Picasso und Cézanne.
Elisabeth Leopold: Ergebnis der Bedeutung der Blätter angemessen
"Das Blatt, das ich in die erste Reihe von Schieles Hauptwerken stelle, ist unser Tribut in der Causa Jenny
Steiner, ein Restitutionsfall, in dem wir uns vergleichen wollten, sagt Elisabeth Leopold. "Spitzenblätter
wie dieses waren seit vielen Jahren nicht mehr am Markt. Das hervorragende Ergebnis der Auktion ist der Bedeutung
der Blätter angemessen. Die Blätter wurden für die anstehenden Restitutionszahlungen für das
Ölbild "Häuser am Meer" eingebracht. "Das Bild "Häuser am Meer" ist eines
der wichtigsten Hauptwerke Schieles im Sinne seiner melancholischen Seelenlandschaften. Durch diese Aktion wurde
dieses Bild für Österreich erhalten und ist nicht wie vieles in anonymen Besitz verschwunden."
Peter Weinhäupl: Äußerst zufrieden mit diesem Resultat - Erlös für Vergleich in Causa
Jenny Steiner
"Der Erlös des Verkaufs wird zur Abdeckung des Kredites für den Vergleich in der Causa Jenny Steiner
/ Häuser am Meer verwendet. Wir sind äußerst zufrieden mit diesem Resultat", konstatiert Leopold
Museum-Managing Director Mag. Peter Weinhäupl. "Mit diesem Spitzenergebnis können nun die kompletten
Kosten des für "Häuser am Meer" aufgenommenen Kredites abgedeckt werden", so Weinhäupl.
Schiele-Blätter aus Sammlungen Böhler, Stinnes und Stemmer
Die Gouache Liebespaar stammte aus der Sammlung des Industriellen Heinrich Böhler. Prof. Rudolf Leopold hatte
das Werk 1952 von Böhlers Witwe Mabel erworben. Das Blatt Selbstbildnis mit grünem Hemd stammt ursprünglich
aus der Sammlung Heinrich Stinnes in Köln und wurde von Prof. Leopold 1980 bei Kornfeld in Bern erworben.
Die Zeichnung "Am Rücken liegendes Mädchen" erwarb Rudolf Leopold 1954 von Arthur Stemmer in
London.
Schiele-Blätter Top-Lose der Auktion
Die Schiele Blätter zählten zu den Top-Losen der Februarauktion bei Sotheby's in London. Der untere Gesamtschätzwert
der Blätter lag bei mehr als 11 Millionen Euro. Knapp über 9 Millionen Euro war einem anonymen Bieter
das Liebespaar wert, insgesamt wurden mehr als 16 Mio Euro für die drei Papierarbeiten erzielt. Die Schiele-Blätter
aus der Sammlung Leopold wurden als Lose 5, 6 und 7 ausgerufen. Die Auktion umfasste insgesamt 40 Objekte, darunter
Werke von Monet, Renoir, Picasso, Matisse, Miró und anderen Meistern des Impressionismus und der Klassischen
Moderne. Los Nummer 6, das Liebespaar und ein Werk von Picasso wurden als Covermotive des Auktionskataloges ausgewählt.
Für die drei Schiele-Blätter wurde ein aufwändiger "Vanity Catalogue" publiziert, mit
Beiträgen von Elisabeth Leopold, den Leopold Museum-Direktoren Tobias G. Natter und Peter Weinhäupl sowier
der Kunsthistorikerin Jill Loyd. In einem eigens publizierten Video stellt Dir. Natter die Schiele Werke und den
Künstler Egon Schiele (1890-1918) vor.
Leopold Museum: Größte und bedeutendste Schiele Sammlung der Welt - Meistbesuchtes Haus im Wiener
MuseumsQuartier
Das Leopold Museum musste sich mit diesen Werken zwar von wichtigen Arbeiten auf Papier trennen, ist aber in der
glücklichen Lage, vergleichbare Blätter zu besitzen. Die Sammlung Leopold enthält die wichtigsten
Hauptwerke Schieles und ist damit die bedeutendste Schiele-Sammlung der Welt. Mit 41 Gemälden und ca. 190
Arbeiten auf Papier ist sie die umfassendste Schiele-Sammlung, mit Schwerpunkt auf dem Zeitraum 1910 bis 1915,
vor allem die Selbstbildnisse und die großformatigen Landschaftsgemälde der alten Häuser der Stadt
Krumau. Das Museum, besitzt weiters wichtige Sammlungen zu Wien 1900 (Gustav Klimt, Kolo Moser, Wiener Werkstätte
mit Kunstgewerbe und Möbeln), des Expressionismus (Gerstl, Kokoschka, Schiele) und der österreichischen
Klassischen Moderne. Es ist mit über 360.000 Besuchern das meistbesuchte Haus im Wiener MuseumsQuartier. Zur
Zeit läuft im Leopold Museum noch die Ausstellung "nackte männer" (verlängert bis 4. März),
in der Egon Schiele und seine radikale Sicht auf den nackten Körper eine große Rolle spielt.
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