Zehn Prozent mehr Ansiedlungen internationaler Betriebe - Österreich liegt laut neuer
Manager-Befragung unter den drei wettbewerbsfähigsten Standorten Europas
Wien (bmwfj) - "Der Standort Österreich ist gerade in einem schwierigen internationalen Umfeld
ausgesprochen attraktiv und wettbewerbsfähig. Unternehmen, die sich bei uns ansiedeln, schätzen die Drehscheibenfunktion
in Richtung Zentral- und Osteuropa, unsere qualifizierten Fachkräfte und die hohe Stabilität und Rechtssicherheit",
sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am 18.02. in einer Pressekonferenz mit ABA-Geschäftsführer
René Siegl anlässlich der Präsentation des Jahresergebnisses von ABA-Invest in Austria und einer
internationalen Manager-Befragung zum Wirtschaftsstandort.
"Die Anzahl der neu angesiedelten internationalen Unternehmen ist im Vorjahr um zehn Prozent gestiegen. Insgesamt
haben sich 201 ausländische Betriebe neu angesiedelt, was dem zweitbesten Jahr in der 31-jährigen Firmengeschichte
entspricht", berichtete Mitterlehner als ABA-Eigentümervertreter. Mit den Ansiedlungen waren Investitionen
von 282,37 Millionen Euro verbunden. Damit wurden 2.385 Arbeitsplätze geschaffen, was einem Plus von 31 Prozent
gegenüber 2011 entspricht. "Angesichts der derzeit von der ABA bearbeiteten rund 650 offenen Investitionsprojekte
sind wir auch für 2013 optimistisch", betont Mitterlehner. "Wenn die Konjunktur mitspielt, sind
wir zuversichtlich, Investitionen und Arbeitsplätze weiter steigern zu können", ergänzt Siegl.
Manager-Ranking: Österreich verbessert sich auf Platz drei
Auch internationale Top-Manager bewerten die Zukunftsfähigkeit des Standorts Österreich noch positiver
als im Vorjahr, wie eine aktuelle Umfrage unter 302 internationalen Führungskräften aus den 1.000 umsatzstärksten
Unternehmen, die von Kreutzer Fischer & Partner im Auftrag der ABA interviewt worden sind, ergibt. Nach Platz
fünf im Vorjahr liegt Österreich jetzt nach Deutschland und Schweden gleichauf mit der Schweiz auf Platz
drei der europäischen Länder. "Insgesamt 78 Prozent der befragten Top-Manager attestieren Österreich,
schon heute die Anforderungen an einen Wirtschaftsstandort der Zukunft zu erfüllen bzw. auf einem guten Weg
dorthin zu sein", betont Mitterlehner. In dieser Kategorie haben sich Österreich und Polen in der Gesamtbewertung
im Vergleich mit der Vorjahresstudie am stärksten verbessert, gefolgt von Finnland und Tschechien. Alle anderen
Länder wurden jetzt schlechter bewertet.
Besonders gut positioniert ist Österreich bei den Standortfaktoren gut ausgebildete Arbeitskräfte,
Umwelt- und Bildungsstandards, Infrastruktur, Stabilität und sozialer Ausgleich. 36 Prozent der Führungskräfte
betonen zudem, dass der Standort Österreich in den letzen Jahren an Attraktivität gewonnen hat. Besonders
gute Noten erhält Österreich von den deutschen Top Managern: 40 Prozent von ihnen attestieren dem Standort
in den vergangenen Jahren einen Attraktivitätsgewinn, kein Befragter einen Attraktivitätsverlust. Auch
32 Prozent der italienischen Manager finden, dass der Wirtschaftsstandort in den vergangenen Jahren an Attraktivität
gewonnen hat.
Top-Standortfaktoren: Produktivität, Infrastruktur, Stabilität
Trotz der schwierigen Konjunktur glauben die befragten Top-Manager mehrheitlich an Europa: die Zuversicht in
die Wettbewerbsfähigkeit stieg gegenüber dem Vorjahr um weitere sechs Prozentpunkte: Insgesamt 68 Prozent
der Befragten attestieren Europa eine gleichbleibende (38%) oder steigende Bedeutung (30%). Im Einzelnen betrachten
die Führungskräfte produktivitätsbezogene und Infrastruktur-Standortfaktoren als ausschlaggebend
für die künftige Wettbewerbsfähigkeit europäischer Standorte. Der höchste Bedeutungsgewinn
wird gut ausgebildeten Arbeitskräften (65% der Befragten), ausreichendem Potenzial an Facharbeitern (58%)
und geringen Lohnstückkosten (56%) sowie leistungsfähigen Energienetzen (51%) und gut ausgebauter sonstiger
Infrastruktur (50%) zugeschrieben. Auch Rahmenbedingungen wie politische Stabilität (49%) und ausgeglichener
Staatshaushalt (48%) werden nach Ansicht der europäischen Top-Manager stark an Bedeutung gewinnen. Signifikant
weniger Bedeutungsgewinn schreiben die Befragten gesellschaftlichen Standortfaktoren wie sozialem Ausgleich – nur
22 Prozent glauben an einen Bedeutungsgewinn - Umweltstandards (17%) und Lebensqualität (9%) bei. "Wir
erleben ein Comeback der 'harten' Standortfaktoren", so Siegl.
Ansiedlungs-Bilanz: Deutschland an der Spitze, BRIC-Staaten fast verdoppelt
Als traditionell wichtigstes Investorenland stellte Deutschland mit 63 Projekten (2011: 71) auch im Jahr 2012
wieder die meisten Neuansiedlungen. Beispiele dafür sind Unternehmen wie der renommierte Gartengeräte-Hersteller
Viking, der in seiner neuen Tiroler Niederlassung im Vorjahr Forschung und Entwicklung, Konstruktion und Fertigung,
Marketing und Vertrieb, Einkauf und Qualitätsmanagement in einem Kompetenzzentrum bündelte. Weitere Beispiele
für deutsche Neuansiedlungen sind Bora Filtertechnik/Entlüftung oder der mobile Autoverleih car2go. Nach
dem Rückgang im Vorjahr liegt der Stand der offenen deutschen Investitionsprojekte aktuell mit 149 gegenüber
138 schon wieder deutlich über dem Jahr zuvor. Indes konnte Italien mit 38 Prozent Steigerung kräftig
zulegen: Die ABA hat im Vorjahr 22 italienische Unternehmen bei der Niederlassung betreut, 2011 waren es 16.
Das Interesse aus den BRIC-Staaten, die auch als Exportpartner Österreichs immer wichtiger werden, steigt
stark. Im Vorjahr hat sich die Gesamtzahl der Betriebsansiedlungen aus Brasilien, Russland, Indien und China fast
verdoppelt - von 14 auf 26 Projekte. Insbesondere für russische Unternehmen gewinnt Österreich als Standort
an Bedeutung: Die Ansiedlungszahl hat sich mit elf neuen Investitionen gegenüber 2011 mit sechs Projekten
fast verdoppelt. Allein sechs Ansiedlungen kamen 2012 aus Brasilien und sieben aus China. Darunter war das mit
15.000 Beschäftigten und 15 Standorten zweitgrößte private Unternehmen der chinesischen Erdöl/Petrochemie-Branche
BAOTA, das in Wien seinen ersten Europa-Standort eröffnete. Zwei weitere Ansiedlungen kamen aus Indien.
Forschungsstandort Österreich stärker gefragt
Die vom Wirtschaftsministerium initiierte und finanzierte Marketingkampagne "Forschungsplatz Österreich"
zur Positionierung als Innovationsstandort trägt Früchte, wie die steigenden Ansiedlungen zeigen: 2012
betreute die ABA 14 F&E treibende Unternehmen bei der Niederlassung in Österreich (2011: zehn), darunter
die deutsche biolitec AG. Das Unternehmen verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung
und Produktion medizinischer Lasersysteme sowie Lichtwellenleiter und sieht vor allem für ihre minimalinvasiven
Lasertherapien Wachstumschancen in den osteuropäischen Märkten. "International einsetzbares Personal,
gute Infra- und Förderstruktur sowie die flexiblere Gruppenbesteuerung waren für die Verlagerungsentscheidung
unserer Firmenzentrale nach Wien ausschlaggebend", sagt Dr. Wolfgang Neuberger, Vorstand der biolitec.
"Forschung und Entwicklung sind im weltweiten Standortwettbewerb wichtiger denn je. Gerade weil wir bei den
Löhnen nicht mit Asien konkurrieren können, müssen wir zum Innovations- und Technologieführer
werden", betont Wirtschaftsminister Mitterlehner. "Daher arbeiten wir daran, unsere Position in diesem
Zukunftsfeld weiter zu verbessern. In Zukunft wollen wir Österreich zum Beispiel noch stärker als Start-Up-Hub
für Technologie- und Bio-Tech-Firmen positionieren", so Mitterlehner abschließend.
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