"Senioren-Rose" und "Senioren-Nessel" 2012

 

erstellt am
13. 02. 13
14.00 MEZ

Medienpreise im Parlament durch Prominentenjury überreicht
Wien (pk) - Am 12.02. wurden auf Einladung von Nationalratspräsidentin Mag. Barbara Prammer im Budgetsaal des Parlaments seitens des Österreichischen Seniorenrates und des Österreichischen Journalisten Club die Preisträger der Senioren-Medienpreise "Senioren-Rose" und "Senioren-Nessel" für 2012 vor den rund 150 Gästen bekannt gegeben. Mit der vierten öffentlichen Verleihung der Medienpreise in den Kategorien Werbung, Journalismus und Bild wird folgendes Ziel verfolgt: Die "Senioren-Nessel" wird jenen überreicht, die in der Auswahl von Wort und Bild weiterhin mit längst überholten schablonenartig vorgefassten Meinungen arbeiten. Die "Senioren-Rose" wird an jene verliehen, die sich einer zeitgemäßen Darstellung der Lebensrealitäten der Senioren bedienen.

In ihren Begrüßungsworten zeigte sich Nationalratspräsidentin Prammer erfreut darüber, dass der Seniorenrat und der Journalisten Club mit diesem Medienpreis eine Institution geschaffen haben. "Älter werden bedeutet kein Vergreisen mehr, sondern mitten im Leben zu stehen und auch so wahrgenommen zu werden", betonte Prammer die auch begrüßte, dass die Medienvertretung selbst Verantwortung übernimmt und alle Medien sich für einen sensibleren Zugang zu diesem Thema angesprochen fühlen sollen.

Der heuer vorsitzführende Seniorenrats-Präsident Karl Blecha strich hervor, dass die traditionellen Altersbilder der Vergangenheit angehören und heute die Älteren als selbstbewusste Menschen mit beiden Beinen im Leben stehen "Die Stereotypen sind in Frage zu stellen, denn diese Menschen leisten etwas auch wenn sie in Pension sind, wollen an Entscheidungen teilhaben und sind sich ihrer Verantwortung bewusst" so Blecha, der in diesem Zusammenhang die die Wichtigkeit der Generationensolidarität hervorhob.

Seniorenrats-Präsident Dr. Andreas Khol betonte zu den immer wieder kursierenden Pensions-Mythen - von wegen Pensionen seien unfinanzierbar, der Staatszuschuss zu den Pensionen mache 18 Milliarden Euro aus (in Wahrheit sind es lediglich 3,7 Milliarden) oder die Pensionen würden von immer weniger Aktiven finanziert: "Mythen stimmen nie! Deshalb kämpfen wir auch gegen diese an." Khol bedauerte, dass Bildredaktionen nicht bereit seien, die angebotenen Bilder von aktiven Seniorinnen und Senioren zu verwenden und stellt klar: "Es muss öffentlich verstärkt bewusst gemacht werden, dass die Älteren heute 25 Jahre und mehr noch aktiv an der Gesellschaft teilnehmen und diese auch aktiv mitgestalten wollen."

In Vertretung des Präsidenten des Österreichischen Journalisten Clubs Fred Turnheim erläuterte Oswald Klotz die Wichtigkeit des Preises als qualitätssichernde Maßnahme und dass auf Grundlage der Vergabekriterien für die Nesseln wiederum besonders drastische Fälle ausgewählt wurden. Scharf kritisiert wurde in dem Statement die Tatsache, dass auch in öffentlich-rechtlichen Medien noch immer Journalisten vorzeitig in die Pension gedrängt werden. "Die Gesellschaft lebt von der Kraft der Jugend und der Erfahrung der Älteren und es ist ein Drama, dass viele Medien auf diese Erfahrung verzichten." Seitens des Journalisten Club besteht dazu die Forderung nach einem Runden Tisch zur Sicherung des Medienstandards in Österreich.

Moderatorin Heilwig Pfanzelter führte durch den Abend und stellte die prominent besetzte Jury vor, der Dr. Thomas Chorherr, Dr. Harald Glatz, Oswald Klotz, BR-Präs aD Prof. Herwig Hösele, GS-Stv. Susanne Walpitscheker und GS Andreas Wohlmuth angehörten.

Die Entscheidungen der Jury:
Als besonders erfreulich wurde es gewertet, dass - wie im Vorjahr - keine Senioren-Nessel in der Kategorie Werbung vergeben werden musste.

Die Senioren-Nessel in der Kategorie Journalismus ging an die Tageszeitung "Heute" für ihren Artikel vom 22.3.2012 mit den Überschriften "Warum es sich neben einem Studenten leichter lebt als neben einer Oma" und "Die größten Plagen: Kontroll-Senioren" Bereits letztes Jahr wurde die Überschrift "Promi-Kukident-Partner" von "Heute" mit eine Nessel ausgezeichnet.

In der verlesenen Laudatio von Prof. Dr. Thomas Chorherr wurde hervorgehoben, dass die Kollegen und Kolleginnen dort eine journalistische Sünde begangen hätten. Sie hätten generalisiert, wo Ausnahmen die Regel sein sollten und sie hätten eines der wichtigsten Gesellschaftsprobleme unserer Zeit erkannt, aber zu wenig erklärt. Bedauerlicherweise nutzte kein Vertreter von HEUTE die Gelegenheit eines Statements im Rahmen der Preisvergabe.

Nominiert waren weiters die Kurier Beilage Freizeit für den Artikel, wunder WELT, vom 8.9.2012 von Joachim Lottmann über einen "rüstigen Knacker" in der Straßenbahn. Als dritte Nominierung bekannt gegeben wurde Die Presse, Wien-Teil vom 16.10.2012 zum Thema Konflikte Jung/Alt, mit der provokanten Abschlussfrage, ob die Charta der Stadt ganz Wien zum Seniorenheim erkläre.

Durch BR Präs. aD Prof. Herwig Hösele wurde für die Kategorie Bild aufgezeigt wie nahe die Senioren-Rose und die Senioren-Nessel nebeneinander wachsen können.

Für das Magazin des Österreichischen Roten Kreuzes HENRI Ausgabe 14/2012 gab es sowohl eine Rose-Nominierung als auch eine Nessel-Nominierung.

Letztlich wurde die Nessel für das Titelbild bei HENRI mit einem Rollstuhlfahrer am Ende eines Steges, vor einem See und bei rot leuchtenden Himmel mit dem Titel "Der Preis des Alter(n)s" vergeben. Hösele bedauerte es, diesem für die Bewusstseinsbildung wichtigen und sehr professionellen Medium des Roten Kreuzes eine Nessel verleihen zu müssen, die wegen der Auswahl eines unpassenden Bildes zu einem ansonsten stimmigen Inhalt aber der Jury gerechtfertigt erschien.

Chefredakteur Mag. Robert Dempfer nahm den Preis persönlich entgegen und betonte, dass er die Rüge ernst nehme. Motiv bei der Auswahl des Bildes sei gewesen, genau die bereits genannten Klischees zu vermeiden und Dempfer strich hervor, dass das Bild auch so interpretiert werden könnte, dass ein in seiner Mobilität eingeschränkter (älterer) Mensch nach vorne in die Morgenröte blickt. Das Publikum honorierte besonders, dass diese Nessel als einzige persönlich entgegen genommen wurde.

Nominiert für die Rose in der Kategorie Bild war weiters das Titelbild des Profil vom 16.1.2012. Die Rose verliehen wurde aber für das Titelbild von "Leben & Freude" 01/2012 mit einem lebensechten und fröhlichem älteren Paar, dass sich über das Internet kennen gelernt hatte.

Seitens der Stadt Wien wurde der Preis von Johann Baumgartner vom Büro der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales sowie von Mag. Martina Stehrer aus der Redaktion von Leben&Freude und von Fotograf Bubu Dujmic entgegen genommen.

Erstmalig vergeben wurde in Sonderkategorie UN-belehrbare eine UN-ehrende Anerkennung. Diesen Preis erhielt die ORF TV-Information stellvertretend für alle Medien, die bei Berichten über das Pensionssystem oder das Alter auf nicht mehr zeitgemäße Archivbilder zurückgreifen.

Laudator Oswald Klotz führte bedauernd aus, dass es offensichtlich unmöglich sei jene klischeehaften Bilder von stockhaltenden Händen oder auf der Parkbank sitzenden und Tauben fütternden älteren Menschen aus den Archiven der Medien zu vertreiben.

Obwohl die Verantwortlichen im ORF noch vor wenigen Monaten in einem Gespräch mit den Seniorenratspräsidenten hinsichtlich der Hintergrundbilder bei den Informationssendungen Besserung gelobt hatten, zeigte die ZIB 13 am 15.10.2012 zum Thema Pensionssystem wieder eine ältere Dame - als Innovation nicht mit der Parkbank sondern mit Rollator.

Inhaltlich ging es in diesem Beitrag um eine Pressekonferenz der beiden Seniorenrats-Präsidenten in welcher das so genannte "Experten-Pensionsmodell" seitens der Seniorenvertreter kritisch analysiert wurde. Der inhaltliche Zusammenhang mit dem Rollator hat sich bis heute nicht erschlossen. Es ist dies ein klassisches Beispiel für die oft gerügte Bild-Text-Schere, die in vielen Medien im Zusammenhang mit Seniorenthemen beobachtet werden muss.

Kein Vertreter des ORF nahm den Preis entgegen, den mehrmaligen Einladungen und Bitten an der Veranstaltung teilzunehmen und das Angebot, dem kompetenten Publikum auch die Sicht des ORF darlegen zu können, wurden nicht angenommen bzw. nachgekommen.

Die Senioren-Rose in der Kategorie Werbung wurde für die Kampagne der Apothekerkammer "Ich liebe meine Apotheke, weil..." vergeben.

Pensionistenverbands-Generalsekretär Andreas Wohlmuth zeigt sich bei der Preisübergabe besonders erfreut: "Ja, es gibt sie! Firmen, Institutionen und Medien, die Menschen über 50 auf Augenhöhe begegnen, zielgruppengerecht informieren und berichten. Ohne deplatzierte Übertreibungen, Punzierungen und Hinweisen auf Defizite."

Susanne Walpitscheker, stellvertretende Generalsekretärin des Österreichischen Seniorenbundes, erklärte zur Entscheidung der Jury "Die Apothekerinnen und Apotheker kennen ihre treuen Senioren-Kunden und verstecken diese große Kundengruppe nicht. Die Apothekerkammer holt die Seniorinnen und Senioren in ihrer freundlich gestalteten Kampagne vor den Vorhang, und verzichtet dabei auf alte Klischees."

Entgegengenommen wurde der Medienpreis von den Präsidiumsmitgliedern der Apothekerkammer Dr. Christian Müller-Uri und Dr. Wolfgang Gerold sowie Mag. Gudrun Reisinger. Müller-Uri stimmte zu, dass Seniorinnen und Senioren zu den treuesten Kunden zählen und wies darauf hin, dass Apotheken auch Nesseln zu Produkten verarbeiten, die nicht mehr brennen sondern helfen würden.

Nominiert in dieser Kategorie war ebenso die Werbung über Seniorkom.at in der Sommerausgabe 2012 des "Guide 50plus" der seniormedia marketing ges.m.b.H.

Für die Senioren-Rose in der Kategorie Journalismus nominiert war ein Beitrag von ORF-Vorarlberg heute vom 31.10. für einen Beitrag über die Produktivität des Alters. Mag. Bernhard Stadler vom Aktuellen Dienst des ORF Vorarlberg erhielt dafür vom Publikum einen Sonderapplaus.

Weiters nominiert war die Kurier Beilage Freizeit vom 25.2.2012 für eine Geschichte zu Liebe im Alter.

Von Konsumentenschutzsprecher Dr. Harald Glatz vergeben wurde diese Rose letztlich an das Profil für eine sehr ausgewogene Cover-Story "Oldtimer Rallye" über den Wandel der Generation 70 plus vom 16.1.2012. Besonders positiv zu bewerten ist bei dieser Preisvergabe, dass Profil zu den ersten Nessel-Preisträgern im Jahr 2009 gezählt hatte. Für die Jury war dabei ausschlaggebend, dass der umfangreiche Artikel einen exzellenten Überblick über den Stand der Wissenschaften biete und eine gute Grundlage darstelle, sich an der Thematik zu orientieren.

Von der Profil Redaktion nahmen in Vertretung Sebastian Hofer und Nicole Spilker den Preis entgegen, die zusagten diesen den Autoren Robert Buchacher, Angelika Hager und Sebastian Hofer zu überbringen.

 

 

 

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