Von 6. März bis 30. Juni 2013 im Belvedere
Wien (belvedere) - Das Werk von Friedensreich Hundertwasser zählt zu den bedeutendsten österreichischen
Beiträgen innerhalb der Kunstgeschichte der Nachkriegsmoderne. Seine immense Popularität einerseits,
seine radikale Haltung gegenüber essenziellen Fragestellungen des 20. Jahrhunderts andererseits machten Hundertwasser
zum vielfach unverstandenen, rätselhaften Einzelgänger. Die Ausstellung Hundertwasser, Japan und die
Avantgarde versucht, gegen jene eingefahrene Mythisierung anzugehen, stellt sich der Aufgabe der Neuentdeckung
vor allem seines Frühwerks und eröffnet neue Sichtweisen auf sein künstlerisches Schaffen. Dabei
werden die Beziehungen des Künstlers zu Japan in den 1950er Jahren sowie seine Bedeutung innerhalb der internationalen
Avantgardebewegung eingehend beleuchtet. Die Ausstellung vereint erstmals in Wien gezeigte Meisterwerke Hundertwassers
mit Arbeiten von Shinkichi Tajiri, Akira Kito, Yves Klein, Lucio Fontana, Pierre Alechinsky, Constant, Corneille,
Sam Francis und Mark Tobey, die ebenfalls erstmals unter dem Aspekt der fernöstlichen Einflüsse gemeinsam
mit Hundertwasser präsentiert werden.
Unkonformistischer Vorreiter der Avantgarde
Wie die zahlreichen im Zuge der Ausstellungsvorbereitung erforschten Dokumente zeigen, war Friedensreich Hundertwasser
ein geschickter Netzwerker und zielstrebiger Künstler, dessen Arbeiten bereits Mitte der 1950er-Jahre auch
am internationalen Kunstmarkt hohe Preise erzielten. Zugleich galt er vielfach als geheimnisvoller und unverstandener
Außenseiter, da sich seine Auffassung von Kunst und Leben, deren Sphären er eng miteinander verbunden
wissen wollte, nicht mit den tradierten abendländischen Denkweisen vereinen ließ. Tatsächlich war
er bereits in den 1950er-Jahren mit seiner Idee eines künstlerischen Schaffens jenseits der festgefahrenen
Kunstbegriffe ein Vorreiter der Avantgarde der späten 1960er-Jahre. Mit seinen Arbeiten, die Performance,
Malerei, soziale Intervention und gesellschaftspolitisches Statement in sich vereinen, ebnete Hundertwasser neue
Wege in der Kunst und reiht sich somit unter die bedeutenden Vertreter der internationalen Avantgarde.
Fernöstliche Weisheiten als Inspirationsquelle
In den 1950er Jahren näherten sich viele Künstler ihrem Metier auf eine davor nie dagewesene Weise
und definierten die Relationen zwischen Künstler und Betrachter, sowie Werk und Welt auf eine neue, abstrakte
Art. Fernöstliche Denker wurden zu einer wesentlichen Inspirationsquelle für viele westliche Künstler
- die ganzheitliche Kunstauffassung von damals orientierte sich häufig an den prozessorientierten Denkansätzen
aus China und Japan. Hinzu kam die Rezeption des Zen-Buddhismus als willkommener Impuls für viele Künstler
in Nordamerika und Europa, vor allem in Paris. Hundertwasser verstand es, diese tradierten fernöstlichen Weisheiten
neben der wissenschaftlich-analytischen Denktradition Europas für sein künstlerisches Schaffen individuell
umzudeuten. Sein zentrales Werk Der große Weg aus dem Bestand des Belvedere steht beispielhaft für das
Zusammenspiel fernöstlicher Philosophie und westlicher abstrakter Kunst. Kult um die Kunst und um das Leben
Die Ausstellung vereint erstmals Werke Hundertwassers mit jenen seiner Weggefährten und Künstlerkollegen,
die ebenfalls im Studium fernöstlicher Denktraditionen Inspiration für ihre Arbeiten fanden. Gezeigt
werden u.a. Werke von Lucio Fontana, Yves Klein sowie japanischer Avantgardisten wie Shozo Shimamoto, Akira Kito
oder Shinkichi Tajiri, die die Verbindungen von japanischer Kultur und westlicher Avantgarde veranschaulichen.
Die Schau leistet mit der Wiederentdeckung von Hundertwassers Frühwerk einen wichtigen Forschungsbeitrag innerhalb
der österreichischen Kunstgeschichte und zeigt auf, wie zeitgemäß und bedeutend sein ganzheitlicher
Ansatz in Bezug auf das menschliche Dasein war. Gerade die gegenwärtige Rückbesinnung auf ein holistisches
Welt- und Menschenbild sowie ein ökologisches Bewusstsein macht Friedensreich Hundertwassers Werk aktueller
denn je. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Deutsch und Englisch.
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