Jugendgarantie für Beschäftigung kommt voran
Europa ist bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit einen weiteren Schritt vorangekommen.
Brüssel (ec.europa) - Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Jugendgarantie, die junge
Europäer in Arbeit und Ausbildung bringen soll, wurde am 28.02. vom Rat "Beschäftigung, Sozialpolitik,
Gesundheit und Verbraucherschutz" angenommen.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und László Andor, Kommissar für Beschäftigung
und Soziales, begrüßten die Annahme durch den Rat. Barroso erklärte: "Zu viele junge Europäer
fragen sich, ob sie jemals einen Job finden oder die selbe Lebensqualität wie ihre Eltern haben werden. Sie
erwarten Antworten von uns. Daher hat die Europäische Kommission in den vergangenen zwei Jahren den Kampf
gegen die Jugendarbeitslosigkeit an die Spitze der politischen Tagesordnung in Europa gesetzt. Sechs Milliarden
Euro sind für die Initiative Jugendbeschäftigung eingeplant, um jungen Arbeitslosen zu helfen. Mit der
Jugendgarantie haben junge Menschen eine echte Chance für eine bessere Zukunft." Sozialkommissar Andor
fügte hinzu: "Es ist entscheidend, dass die Mitgliedstaaten schnell tätig werden und die Jugendgarantie
einführen, damit junge Menschen so schnell wie möglich Arbeit finden."
Die Kommission will mit der 2012 vorgeschlagenen Jugendgarantie ermöglichen, dass jeder EU-Bürger unter
25 Jahren innerhalb von vier Monaten nach Abschluss einer formellen Ausbildung oder bei Arbeitslosigkeit ein Angebot
für eine neue Stelle, eine Weiterbildung oder einen Ausbildungsplatz erhält. Finanziert werden sollen
die Maßnahmen der Jugendgarantie durch den Europäischen Sozialfonds.
Einer von vier Jugendlichen in Europa ist arbeitslos. In der gesamten EU liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 21
Prozent und damit etwa doppelt so hoch wie die Arbeitslosenrate der über 25 Jährigen.
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Hundstorfer: Großer Erfolg für Europas Jugend
Pressekonferenz der Arbeitsminister von Österreich, Frankreich und Luxemburg in Brüssel
Brüssel/Wien (bmask) - Im Rahmen einer Pressekonferenz in Brüssel mit seinen Amtskollegen Nicolas
Schmitt aus Luxemburg und Michel Sapin aus Frankreich (beide Arbeitsminister) präsentierte der österreichische
Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 28.02. den Beschluss der "Jugendgarantie" auf EU-Ebene:
"Mit diesem Beschluss wurde eine deutliche Botschaft gegen die Jugendarbeitslosigkeit gesetzt. Die Jugendgarantie
ist besonders jetzt, angesichts der untragbar hohen Jugendarbeitslosigkeit in der EU, wichtig, denn sie schafft
Chancen und Perspektiven für Jugendliche. Jugendarbeitslosigkeit hat vor allem langfristig gravierende Folgen,
individuell und für die gesamte Gesellschaft", betonte Hundstorfer.
Beschluss der Jugendgarantie auf EU-Ebene - ein großer Erfolg für die Jugendlichen in Europa
In der neuen Budgetperiode ab 2014 werden jenen Regionen, die be-sonders von Jugendarbeitslosigkeit (AL höher
als 25 Prozent) betrof-fen sind, finanzielle Unterstützungen angeboten. Für diese Initiati-ve werden
6 Milliarden Euro für den Zeitraum 2014-2020 zur Verfügung stehen (davon werden 3.000 Millionen Euro
mittels gezielter Investi-tionen aus dem Europäischen Sozialfonds in den förderfähigen Regio-nen
bereitgestellt, proportional zur Zahl der arbeitslosen Jugendli-chen in diesen Regionen, und 3.000 Millionen Euro
aus einer eigen-ständigen Haushaltslinie "Jugendbeschäftigung"). Im aktuellen EU-Finanzrahmen
sind 30 Milliarden Euro an Mitteln des Europäischen So-zialfonds (ESF) noch nicht in konkreten Aktivitäten
verplant. Davon sollen bis Ende 2013 10 Milliarden Euro im Rahmen der Europäische Ausbildungs- und Beschäftigungsgarantie
für Jugendliche von 15 bis 24 Jahren für eine breite Palette von Maßnahmen verwendet werden.
"Österreich hat sich von Beginn an eingesetzt, eine Jugendgaran-tie einzuführen und nun wurde sie
europaweit beschlossen. Wir haben mit unserer Jugendgarantie gute Erfahrungen gemacht, den Jugendli-chen frühzeitig
ein konkretes Angebot zu machen, damit sie gar nicht auf die Idee kommen, die Gesellschaft würde auf sie verzichten
wol-len", unterstreicht Hundstorfer. Er wies auch darauf hin, dass die österreichische Jugendarbeitslosenquote
mit 8,5 Prozent (Dezember 2012) weit unter dem europäischen Durchschnitt liege, nur Deutsch-land liege darunter.
Wichtig für die geringe Jugendarbeitslosigkeit seien vor allem das breite Angebot an berufsbildenden Schulen
in Verbindung mit dem dualen System sowie breite arbeitsmarktpolitische Interventionen wie Ausbildungsgarantie,
Jugendcoaching, Lehrlings-coaching oder Produktionsschulen, die fortlaufend erweitert werden.
Österreichs Erfahrungen mit der Jugendgarantie
Österreich hat mit der Jugendgarantie bereits beste Erfahrungen gemacht: "Kein Jugendlicher bis 24 darf
mehr als 6 Monate arbeitslos sein, jene, die keinen Arbeitsplatz finden, bekommen eine Weiterbil-dung vom Arbeitsmarktservice,
wie zum Beispiel das Nachholen von Bildungsabschlüssen oder (Höher-)Qualifizierungen. Für Jugendliche
zwischen 15 und 19 gibt es eine Ausbildungsgarantie, die 2008 einge-führt wurde", erklärt der Arbeitsminister.
Ca. 40 Prozent der Ju-gendlichen eines Jahrgangs beginnen eine duale Ausbildung, d.h. praktisches Lernen in einem
Betrieb und theoretischer Unterricht in einer Berufsschule. Da es jedoch für viele schwierig ist, eine Lehr-stelle
zu finden und mehr Plätze nachgefragt als angeboten werden, wird jeder und jedem Jugendlichen ein Ausbildungsplatz
garantiert. Jene Jugendlichen, die keine Lehrstelle in einem Betrieb finden, können eine vollwertige duale
Ausbildung in einer überbetrieblichen Einrichtung absolvieren, die der Ausbildung in einem Betrieb voll-kommen
gleichgestellt ist. Sie erhalten auch verstärkt Unterstüt-zung, zum Beispiel bei Lernschwierigkeiten.
Für das Ausbildungsjahr 2012/2013 stellt das Arbeitsmarktservice wieder über 11.700 Ausbil-dungsplätze
bereit.
Es wurden auch neue Akzente zur Absicherung des individuellen Ausbildungserfolges gesetzt, wie das neu eingeführte
Lehrlings-coaching oder Maßnahmen zur Steigerung der Qualität der Lehre. Wenn Probleme im Betrieb auftauchen,
erhalten Jugendliche und Ausbildner individuelle Unterstützung um einen Abbruch der Lehre zu vermeiden. 2012
wurde zudem auch das Jugendcoaching eingeführt. Schülerinnen und Schüler, deren Fortkommen in der
Schule gefährdet ist, erhalten individuelle Betreuung durch Coaches. Außerdem werden Jugendliche, die
bereits außerhalb des Schulsystems stehen (NEETS), miteinbezo-gen.
Zukünftige Strategie in Österreich
Der Weg, den Österreich künftig im Bereich der Jugendbeschäfti-gung beschreiten wird, lautet: Von
der Ausbildungsgarantie zur Aus-bildungsverpflichtung. Dazu ist einerseits die Mobilisierung bzw. Integration der
Zielgruppe der NEETs voranzutreiben; andererseits befindet sich eine neue Maßnahme namens "AusbildungsFit"
in Planung, die für jeden Jugendlichen seinen individuellen Fähigkeiten und Be-dürfnissen entsprechend
das passende Folgeangebot zum Jugendcoaching zur Verfügung stellen will.
"Jugendcoaching und Ausbildungsfit sind jedenfalls zwei Kernan-gebote auf dem Weg zur 'Bildungsgarantie bis
18' - respektive 'Aus-bildungsverpflichtung'", so Hundstorfer abschließend.
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Becker fordert: Jugendgarantie in Europa gesetzlich bindend machen
EU-Sozialminister beschließen heute Jugend- Beschäftigungsgarantie
Brüssel (övp-pd) - "Die Jugendgarantie muss verbindlich werden. Bislang ist die europäische
Jugendgarantie eine Empfehlung an die Mitgliedstaaten, keine Vorschrift", so Heinz K. Becker, Sozialsprecher
der ÖVP im EU-Parlament. Die Sozialminister der EU beschließen eine europaweite Jugend- Beschäftigungsgarantie.
Nach österreichischem Vorbild soll jeder EU-Bürger unter 25 vier Monate nach seiner Ausbildung bzw. nach
vier Monaten Arbeitslosigkeit eine Garantie für einen Arbeitsplatz, eine Lehrstelle oder eine Weiterbildung
erhalten. "Die Jugendgarantie kann verbindlich werden durch spezifische Empfehlungen im Rahmen des Europäischen
Semesters an die Mitgliedstaaten. Nur so können wir eine verlorene Generation in Europa verhindern",
so Becker.
"Der Vorschlag der EU-Kommission, das österreichische Duale Ausbildungssystem und das System der Berufsschulen
als Modell für die EU-Jugendbeschäftigungsgarantie zu verwenden, ist eine Anerkennung des österreichischen
Erfolgs am Arbeitsmarkt im EU- Vergleich", so Becker. Vor allem die südlichen EU-Mitgliedsländer
würden noch zurückhaltend reagieren. "Hier muss man jedem Mitgliedstaat die konkrete Ausgestaltung
der Garantie angepasst an Arbeitsmarktstrukturen selbst überlassen. Außerdem fordere ich die EU-Kommission
auf, neue Finanzierungsmodelle für schwächere Mitgliedsländer vorzuschlagen", so Becker abschließend.
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Foglar: Gutes Signal, konkretere Schritte
Brauchen verbindliche Regelungen und klar gewidmetes Geld
Wien (ögb) - "Es ist erfreulich, dass unser jahrelanger Ruf nach Maßnahmen für Jugendbeschäftigung
nun auch die EU-Gremien erreicht hat", sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar zur von den EU-Sozialministern
vereinbarten Jugendgarantie. "Die österreichische Ausbildungsgarantie zeigt, dass das der richtige Weg
ist: Wir haben eine der niedrigsten Arbeitslosenraten bei Jugendlichen in der EU." Allerdings verlangt Foglar
verbindliche Regelungen, mit bloßen Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten sei es nicht getan.
Mit den im EU-Budget - das allerdings noch nicht beschlossen sei - fixierten 6 Milliarden Euro für Jugendbeschäftigung
sei die Jugendgarantie zumindest ein weiteres positives Signal aus Europa. "Es ist wichtig, dass die Menschen,
vor allem die jungen, endlich sehen und spüren, dass man sich auch um ihre Zukunft kümmert, und nicht
nur um jene der Banken, Märkte und Finanzplätze", sagt Foglar. Er verweist auf die Aktionstage des
Europäischen Gewerkschaftsbundes am 13. und 14. März im Vorfeld des EU-Frühjahrsgipfels. "Wäre
die Jugend eine Bank, hättet ihr sie schon längst gerettet - mit dieser Aussage der Gewerkschaftsjugend
werden GewerkschafterInnen in Österreich mehr Engagement und konkretere Schritte zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
in der EU einfordern. Wir werden die Europäischen Sozialminister gerne unterstützen, wenn es darum geht,
aus den Empfehlungen verbindliche Regelungen in allen Mitgliedstaaten zu machen."
Die Jugendgarantie sei ein wichtiges Signal an die jungen Menschen, dem allerdings konkrete Schritte folgen müssten,
so Foglar. "Das kann nur der Startschuss gewesen sein, die Strecke ist noch weit. Wir erwarten, dass die Rettung
von Europas Jugend jetzt endlich den gleichen Stellenwert bekommt wie die Rettung der Banken und die Beruhigung
der Märkte. Die Gewerkschaften stehen zu Europa, und mit verbindlichen Regelungen zur Schaffung von Ausbildungs-
und Arbeitsplätzen für junge Menschen könnten wir die europäische Idee auch ihnen näher
bringen."
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