6. März bis 5. April 2013 im Ringturm Wien
Wien (vig) - Der Bauherrenpreis – einer der prestigereichsten Architekturpreise Österreichs – wird
seit 1967 jährlich von der Zentralvereinigung der ArchitektInnen ausgelobt und vergeben. Es werden damit Funktionalität,
Formgebung und gesellschaftliche Relevanz von Bauwerken sowie Freiraumgestaltungen gewürdigt, bei deren Entstehung
das Engagement der Bauherrenschaft wesentlich zum Gelingen beitrug. Zum zweiten Mal präsentiert die Ausstellungsreihe
„Architektur im Ringturm“ des Wiener Städtische Versicherungsvereins – Hauptaktionär der Vienna Insurance
Group – die nominierten und ausgezeichneten Projekte und zeichnet somit ein Bild der zeitgenössischen Architekturlandschaft
Österreichs.
Insgesamt 109 Bauten oder Freiraumgestaltungen aus ganz Österreich, die in den letzten drei Jahren ausgeführt
wurden, wurden zum Bauherrenpreis 2012 eingereicht. Die Nominierungsjurys besichtigten alle eingereichten Projekte
und wählten pro Bundesland ein bis fünf Objekte aus, deren Auftraggeber sich in besonderer Weise um architektonische
Qualität verdient gemacht haben. Aus diesen 27 Nominierungen kürte die mit namhaften Fachleuten besetzte
Jury – bestehend aus Patrick Gmür (Zürich), Klaus Kada (Graz), Franziska Leeb (Wien) sowie Anna Popelka
(Wien) – jene sechs Projekte, die mit dem Bauherrenpreis 2012 ausgezeichnet wurden.
Die ausgezeichneten Projekte im Detail
BTV-Filiale Mitterweg, Innsbruck
Bauherrschaft: BTV Vierländerbank, Innsbruck; Konsul Peter Gaugg (Vorstandssprecher), Mag. Matthias Moncher
(Vorstand), Mag. Dietmar Strigl (Vorstand), Ing. Alois Zimmermann (Projektleiter)
Architektur: Rainer Köberl, Innsbruck
In der beginnenden Peripherie errichtete die Bank eine neue Geschäftsstelle, um zwei in der Nähe befindliche
Filialen zusammenzuführen und zusätzlich vermietbare Flächen zu schaffen. Im Zuge der Jurierung
des geladenen Wettbewerbs kam man zur Erkenntnis, dass der vorhandene Baugrund für die gestellten Anforderungen
zu knapp sei. Der Bauherr konnte eine angrenzende Fläche erwerben und lobte daraufhin den Wettbewerb unter
denselben sechs Architekten nochmals aus. Der extravagant zugespitzte, in die Höhe ragende Pyramidenstumpf
distanziert sich als auffällige Marke bewusst vom baulichen Wildwuchs in der Umgebung und sucht Bezüge
im weiteren Umfeld. Die sichtbare Gebäudehülle – auf einer Stahlkonstruktion im Schachbrettmuster angeordnete
weiße Betonplatten – filtert den Aus- und Einblick. Kundenbereich, Arbeitsplätze und zugeordnete Außenräume
überzeugen ästhetisch und funktional. In die Entwicklung des Raumprogramms wurden die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter eingebunden.
Lokalbahnhof Lamprechtshausen
Bauherrschaft: SLB Salzburger Lokalbahnen, Salzburg AG; Gunter Mackinger (Direktor Salzburger Lokalbahnen),
Dr. Leonhard Schitter (Vorstand), Dipl. Ing. Christian Harl (Projektleiter)
Architektur + Freiraum: udo heinrich architekten, Salzburg
Seit 1896 ist Lamprechtshausen nördliche Endstation der Salzburger Lokalbahnen. Die ursprünglich geplante
Verlängerung bis Braunau wurde nie realisiert. Sie war aber Grund für die vom Ortszentrum entfernte Lage
des Bahnhofs, der zunehmend zu einer Verkehrsdrehscheibe für Pendler aus dem nördlichen Flachgau und
dem Innviertel nach Salzburg wurde. Um den Komfort für die Fahrgäste zu erhöhen, entwickelte das
Bahnunternehmen gemeinsam mit dem Architekten ein neues Bahnhofskonzept. Die Funktionen Bahnhof und Remise wurden
kombiniert und der Bahnsteig somit 300 Meter näher an den Ort herangerückt. Wie Kiemen schotten plastisch
geformte, bewachsene Betonwände den Bahnhof an der Nordseite vom angrenzenden Gewerbegebiet ab. Zum Vorbereich
und zum Ort hin ist die Halle verglast und damit auch bei Dunkelheit gut einsehbar. Oberlichten und ein ausgeklügeltes
Kunstlichtkonzept tragen zu allen Tages- und Jahreszeiten zum Sicherheitsgefühl bei. Die Personal- und Nebenräume
sind in einem niedrigen Trakt aus rotem Beton im Osten unter die Halle eingeschoben. Die seit Inbetriebnahme des
Bahnhofs steigenden Fahrgastzahlen beweisen, dass qualitätsbewusste Baumaßnahmen ihre Berechtigung haben.
Der Bahnhof kann als Vorbild für unzählige verbesserungswürdige Bahnstationen in Österreich
gesehen werden.
Fronius Forschungs- und Entwicklungszentrum, Thalheim
Bauherrschaft: Fronius International GmbH, Thalheim; Ing. Mag. Heinz Hackl (Geschäftsleitung), Ing. Josef
Feichtinger (Projektleitung)
Architektur: schneider+schumacher, Frankfurt/Main
Freiraum: GTL Landschaftsarchitekten, Kassel
Das 1945 gegründete oberösterreichische Unternehmen entwickelte sich zu einem weltweit agierenden Technologieführer
bei Batterieladesystemen, in der Schweißtechnik und der Solarelektronik. Funktionalität und Effizienz
sind Teil des Selbstverständnisses im Unternehmen. Das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum in Thalheim
vermittelt diese Haltung. Aus einer Vorauswahl wurden fünf Architekturbüros zum Wettbewerb geladen. Im
Planungsprozess wurde auch auf die Sachverständigkeit der rund 450 Mitarbeiter, die in die Planung eingebunden
wurden, vertraut. Ein mittelstützenfreies Tragwerk, die Verlegung der Leitungen in Boden und Decken bilden
eine einfache, klare und flexible Grundstruktur. Alle Gemeinschaftsbereiche haben direkten Zugang in die grünen
Höfe. Das Energiekonzept fußt auf erneuerbaren Energien und der Nutzung der Abwärme aus den eigenen
Labors. Zum Kühlen im Sommer wird das Wasser der nahen Traun genutzt.
Volksschule & Sportklub Bad Blumau
Bauherrschaft: Gemeinde Bad Blumau; Franz Handler (Bürgermeister), Erna Erhart (Volksschuldirektorin),
Rainer Baronigg (Obmann Sportverein USC Bad Blumau)
Architektur und Freiraum: Feyferlik/Fritzer, Graz
Der Neubau von Volksschule und Sportanlage zählt im Bauprogramm einer Gemeinde zu den wesentlichen Investitionen
zur Verbesserung der kommunalen Infrastruktur. Zum Wettbewerb wurden anstatt der vom Land empfohlenen fünf
insgesamt zehn Architekturbüros geladen. Einer politischen Initiative, die anstelle des Siegerprojektes die
Adaptierung des alten Schulstandortes forcierte, wurde mit einer Volksbefragung, die deutlich zugunsten des Neubaus
entschieden wurde, begegnet. Ein engagiertes Lehrerinnenteam und ein ebensolches Architekturbüro fanden im
intensiven Dialog zu einer gemeinsamen Sprache, um „optimale Bedingungen für zeitgemäße Unterrichtsformen“
Realität werden zu lassen. Großzügig bemessene, polygonale Klassenräume mit eigenen, als Freiluftklassen
nutzbaren Loggien erlauben unterschiedliche Unterrichtskonstellationen. Das Ergebnis geht im Hinblick auf das Raumkonzept
wie auch dessen Umsetzung weit über die hierzulande gängige Praxis des Schulbaus hinaus. Das Sportklub-
und Tribünengebäude schirmt die eingeschossige Schule zur Straße hin ab und bildet mit ihr zusammen
ein kommunales Zentrum, das sich gut in den Kontext der örtlichen Strukturen einfügt. Insgesamt eine
Schule, bei der das gern verwendete Zitat vom „Raum als dritten Lehrer“ kein leeres Versprechen ist.
UNIPARK Nonntal – Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Salzburg
Bauherrschaft: BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Wien; Dipl. Ing. Wolfgang Gleissner (Geschäftsführer),
Dipl. Ing. Hans-Peter Weiss (Geschäftsführer)
Architektur: Storch Ehlers Partner GbR Architekten BDA, Hannover
Freiraum: WES & Partner, Hamburg
Das neue Fakultätsgebäude leistet mehr als nur eine Verbesserung der universitären Infrastruktur
für die hier untergebrachten Studienrichtungen. Es ist ein Schlüsselprojekt für die Neustrukturierung
und Aufwertung des Stadtteils Nonntal und die gewünschte Anbindung an den anschließenden Landschaftsraum
Freisaal. Der Realisierung ging ein langwieriger städtebaulicher Prozess voran, der seitens der Stadt Salzburg
stets politisch getragen wurde. Dieser Prozess formulierte schließlich die Rahmenbedingungen für das
konkrete Bauprojekt, das aus einem europaweit offenen Architektenwettbewerb als Sieger hervorging. Kompakt wurden
alle Funktionen in einen signifikanten Solitär gepackt, der zu einer attraktiven Landmarke im Stadtteil wurde.
Zugleich bietet er attraktive Freiräume, die nicht nur den Studierenden und Universitätsangehörigen,
sondern auch den Salzburger Bürgerinnen und Bürgern zu Gute kommen. Der über dem Bibliothekssockel
entstandene Platz unter dem aufgeständerten Gebäudeteil ist von urbaner Grandezza, die sich in den anschließenden
öffentlichen Verkehrs- und Grünflächen fortsetzt und somit weit in das Umfeld ausstrahlt. Das Dach
– fünfte Fassade sowie öffentlich zugänglicher Platz – wird von einzelnen Institutsräumen perforiert.
Rathaus und Stadtplatz Kufstein
Bauherrschaft: Kufsteiner Immobilien GmbH & Co KG, Stadtgemeinde Kufstein; Mag. Martin Krumschnabel (Bürgermeister),
Dr. Karl Helbok (Stadtamtsdirektor), Peter Borchert (Geschäftsführer)
Architektur und Freiraum: ARGE Rainer Köberl, Thomas Giner + Erich Wucherer, Innsbruck
Das im Kern aus dem Mittelalter stammende Rathaus am Unteren Stadtplatz war sanierungsbedürftig und funktional
als Amtshaus längst unzulänglich. Es galt, das Rathaus mit dem angrenzenden „Bildsteinhaus“ am Oberen
Stadtplatz sowie dem in Richtung Pfarrkirche angrenzenden Paramentenstöckl zu einem bürgerfreundlichen,
multifunktionalen, barrierefreien Rathaus und einer „architektonisch wertvollen Einheit zu verschmelzen“. Ohne
Scheu vor der denkmalpflegerischen und konstruktiven Herausforderung, sondern in einer Kombination aus angemessener
Achtung vor dem historischen Ensemble und Mut zum heiklen Eingriff, näherte sich das Architektenteam dieser
besonderen Aufgabe im Herzen der Stadt. Im geladenen Wettbewerb wurde das Projekt bestgereiht, allerdings kein
erster Platz vergeben. Die Überarbeitung im engen Dialog mit der Gemeinde führte bei Beibehaltung der
wesentlichen konzeptuellen Überlegungen – Verlegung des Haupteinganges und neuer Rathaussaal als Gebäudekrone
– zu einem insgesamt schlüssigeren, homogeneren Ganzen. Vorbereich und Unterer Stadtplatz wurden weniger gestaltet
als vielmehr aufgeräumt und geordnet.
Ausstellung
Die Ausstellung der Reihe „Architektur im Ringturm“ präsentiert die zum Bauherrenpreis 2012 eingereichten
Projekte. Anhand von Plänen, Fotos und Modellen zeichnet die Ausstellung bereits zum zweiten Mal ein Bild
der zeitgenössischen, österreichischen Architektur, die durch Funktionalität, Formgebung, gesellschaftliche
Relevanz und das Engagement der Bauherren besticht. Neben den ausgezeichneten Projekten werden auch jene näher
beleuchtet, die von den Nominierungsjurys in den Bundesländern ausgewählt wurden.
Ausstellungsort
Ausstellungszentrum im Ringturm
1010 Wien, Schottenring 30
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9:00 bis 18:00 Uhr, freier Eintritt
(an Feiertagen sowie am 29. März 2013 geschlossen)
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