TU-Wien und BOKU kooperieren erfolgreich
Wien (ifa tulln) - Ein wichtiger Forschungserfolg für die Lebensmittelsicherheit: Als Resultat der
erfolgreichen Kooperation zwischen TU Wien und BOKU ist es gelungen, jene Stoffwechselprodukte im Labor herzustellen,
die Pflanzen, Tiere und Menschen aus Schimmelpilzgiften erzeugen. Diese Arbeit wurde kürzlich mit dem Best
Paper Award 2012 des World Mycotoxin Journals ausgezeichnet.
Ob wir wollen oder nicht: Getreideprodukte, die wir tagtäglich zu uns nehmen, enthalten Schimmelpilzgifte,
sogenannte Mykotoxine. Für die Messung ihrer Konzentration wurden am Department IFA-Tulln der Universität
für Bodenkultur Wien (BOKU) empfindliche Nachweismethoden entwickelt. Im Stoffwechsel werden die Toxine allerdings
teilweise chemisch verändert, so dass sie bei Routineanalysen unerkannt bleiben, erklärt der Leiter des
Interuniversitären Departments für Agrarbiotechnologie (IFA-Tulln), Univ.Prof. Rudolf Krska.
Diese sogenannten maskierten Toxinen werden nicht nur im Christian Doppler Labor für Mykotoxinforschung
(Leiter: Dr. Franz Berthiller) am IFA-Tulln studiert, sondern sind auch Gegenstand intensiver interuniversitärer
Kooperation mit der TU Wien: In diesem Rahmen ist es nun gelungen, diese maskierten Mykotoxinie im Labor zu synthetisieren.
Nur dadurch erhält man ausreichende Mengen an Referenzmaterial um die Giftstoffe genauer untersuchen zu können
und Nachweismethoden auch für diese Metaboliten zu entwickeln. Wichtig ist das nicht nur für die Lebensmittelsicherheit,
sondern auch für die Agrarwissenschaften und die Toxikologie dieser Verbindungen.
Eine dieser neuen Synthesemethoden wurde in einer wissenschaftlichen Publikation präsentiert, für die
Hannes Mikula (Institut für Angewandte Synthesechemie, TU Wien) und seine Co-Autoren von der BOKU nun vom
„World Mycotoxin Journal“ den Preis für das beste wissenschaftliche Paper über Schimmelpilzgifte des
Jahres 2012 erhielten.
Gift wird im Stoffwechsel verändert
„Sowohl Pflanzen als auch Tiere und Menschen haben die Fähigkeit, Schimmelpilzgifte im Zuge des Fremdstoffmetabolismus
biochemisch zu verändern. Zum Beispiel indem an die Mykotoxine Zucker wie Glucose oder Glucuronsäure
angehängt werden“, sagt Hannes Mikula aus der Forschungsgruppe von Prof. Johannes Fröhlich. So entstehen
diese sogenannten „maskierten“ oder „konjugierten Mykotoxine“. Die Giftstoffe werden dabei aber nicht zerstört
und können daher wieder in die ursprüngliche Form zurückgewandelt werden, nachdem sie mit der Nahrung
aufgenommen worden sind.
Die Stoffwechselprodukte, die der Mensch aus den Schimmelpilzgiften erzeugt, beispielsweise sogenannte Glucuronide,
sind von ganz besonderem Interesse: Da sie über den Urin ausgeschieden werden, lässt sich durch die Bestimmung
dieser sogenannten Biomarker feststellen, wie viel Schimmelpilzgift eine Person insgesamt über die Nahrung
aufgenommen hat. Im Rahmen der interuniversitären Zusammenarbeit spielte auch das von Prof. Marko Mihovilovic
koordinierte Doktoratsprogramm „Applied Bioscience Technology“, das von der TU-Wien in Kooperation mit der BOKU
betrieben wird, eine wichtige Rolle. Die beiden von der BOKU und TU Wien co-finanzierten Doktoranden erhielten
für Ihre Arbeiten die nun schon ingesamt sechste Auszeichnung.
Das Interuniversitäre Department für Agrarbiotechnologie (IFA-Tulln) wurde 1994 von der Universität
für Bodenkultur Wien (BOKU), der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) und der Technischen
Universität Wien (TU Wien) als gemeinsame Forschungsstätte für landwirtschaftliche Biotechnologie
gegründet. Mehr als 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten heute interdisziplinär in den
Kompetenzfeldern „Nachhaltige Produktionssysteme“, „Umweltbiotechnologie“, „Biologische Wirkstoffe“ und „Lebensmittelsicherheit“.
Das Spektrum der Aktivitäten reicht von der anwendungsorientierten industrienahen Forschung bis zur hin zur
Spitzenforschung im Grundlagenbereich.
Erfolgsgeschichte am Standort Tulln
Auf der langen Liste der Erfolge des Departments stehen hunderte wissenschaftliche Fachbeiträge, drei Spin-off-Gründungen,
Preise (darunter zwei hochdotierte Dr. Wolfgang Houska Preise der B&C Privatstiftung), Patente, Beteiligung
an zahlreichen Industrieprojekten und eine der höchsten Drittmittelquoten der BOKU. Zusammen mit dem Department
für Angewandte Genetik und Zellbiologie (DAGZ) wird ein FWF-Spezialforschungsbereich zur Untersuchung von
Fusarien betrieben. Das bereits dritte Christian-Doppler-Labor (zusammen mit den Firmenpartner Biomin und Nestlé)
ist ein weiterer Beweis dafür, dass am IFA-Tulln anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf höchstem
internationalen Niveau betrieben wird.
Das Gebäude des Departments in Tulln stellt den Nukleus des Technopol-Standortes dar, der um den Fachhochschullehrgang
„Biotechnische Verfahren“ der FH Wiener Neustadt und das Technologiezentrum Tulln (TZT) ergänzt wurde. Im
April 2011 eröffnete in direkter Nachbarschaft das Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT), welches
neben dem Department Health & Environment des AIT weiteren 200 hervorragenden Forscherinnen und Forschern der
BOKU Platz für gemeinsame exzellente Forschung bieten wird. Diese Erweiterung von Fachkräften ist ein
Garant für einen weiteren stetigen Anstieg des wissenschaftlichen Outputs am Forschungsstandort Tulln.
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