Von 22.03.-16.06.2013 in den Pinakotheken im Kunstareal | Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
München
München (pinakothek) - Jan Brueghel d. Ä. gehört zusammen mit Peter Paul Rubens zu den bedeutendsten
flämischen Malern am Beginn des 17. Jahrhunderts. Anders als sein Bruder Pieter, der sich eng an den Werken
seines berühmten Vaters Pieter Bruegel d. Ä. orientierte, entwickelte er früh einen eigenständigen
Stil, der mit kleinformatigen Landschaftsbildern, naturgetreu wiedergegebenen Blumenstücken und detailreichen
Allegorien wegweisend für die flämische Barockmalerei wurde.
Die Alte Pinakothek in München besitzt einen weltweit einzigartigen Bestand, der sein Schaffen in zahlreichen
Facetten dokumentiert. Er umfasst nicht nur 49 eigenhändige Gemälde von Jan Brueghel d. Ä., sondern
auch Hauptwerke wie den »Seehafen mit der Predigt Christi«, die »Ansicht einer Hafenstadt mit
der Enthaltsamkeit des Scipio« und den »Großen Fischmarkt«. Einige Bilder entstanden in
Zusammenarbeit mit anderen Malern: so die »Madonna im Blumenkranz«, eine Kooperation mit Jan Brueghels
Künstlerfreund Peter Paul Rubens, und der prachtvolle »Jahreszeiten«-Zyklus, den er gemeinsam
mit Hendrik van Balen schuf.
Darüber hinaus veranschaulicht diese Ausstellung das malerische Schaffen einer ganzen Künstlerfamilie,
denn die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen besitzen auch Werke von Pieter Bruegel d. Ä., Pieter Brueghel
d. J. und Jan Brueghel d. J. bis hin zur berühmten Folge der »Vier Kontinente« – einem der Höhepunkte
in der Alten Pinakothek –, die von Jan van Kessel, dem Enkel Jan Brueghels d. Ä., stammt.
Bedeutende Leihgaben
In der Ausstellung wird der Münchner Bestand durch hochkarätige Leihgaben aus internationalen Museen
ergänzt. Aus dem Madrider Prado kommt die »Vision des Hl. Hubertus«, neben »Flora und Zephyr«
aus Schloss Mosigkau (Kulturstiftung DessauWörlitz) ein weiteres prominentes Beispiel für die Kooperation
von Jan Brueghel und Rubens. Das Szépmu"vészeti Múzeum in Budapest leiht eine der faszinierenden
Höllenszenen, und die Uffizien in Florenz sind mit einem »Kalvarienberg« von Jan Brueghel d. Ä.
vertreten.
Zu den weiteren Höhepunkten gehören exquisite Zeichnungen von Jan Brueghel d. Ä., bei denen es sich
um lockere und zugleich treffsichere Studien von Vögeln (Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum) oder einer
Hafenszene (London, The British Museum) oder auch um kunstvoll ausgearbeitete Schöpfungen wie der »Hafen
mit Fischmarkt« aus einer deutschen Privatsammlung handelt. Die »Berglandschaft mit Hafenstadt«
(Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam) und das »Scipionengrab« aus dem Pariser Louvre dokumentieren
Brueghels Italienreise. Ergänzt wird die Auswahl durch Druckgraphik aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden,
der Staatlichen Graphischen Sammlung München und der Albertina in Wien sowie von weiteren bedeutenden Leihgebern.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Der gesamte Münchner Bestand wurde in den vergangenen Monaten in Zusammenarbeit mit den Restauratoren
des Doerner Instituts eingehend untersucht. Röntgenaufnahmen und Infrarotreflektogramme enthüllten Unterzeichnungen
und Pentimenti. Die Betrachtung mit dem Stereomikroskop lieferte Erkenntnisse über den Malprozess und die
charakteristische Pinselschrift der Künstler, die zugleich eine Neubewertung der Zuschreibungen ermöglichte.
Die Ausstellung dokumentiert die Ergebnisse dieser Untersuchungen. Dazu gehören auch interessante Einblicke
in die Werkstattpraxis. So schuf Jan Brueghel seine Bildwelten mit einer lockeren, geradezu modern anmutenden Malweise,
indem er die Motive mit wenigen Strichen umriss und mit dem Pinsel Akzente setzte. Dies erleichterte die effiziente
Produktion der detailreichen Bildschöpfungen, die zu einer Entdeckungsreise einladen.
Die Münchner Ausstellung bietet mit der Präsentation von Werken Jan Brueghel d. Ä. im Kontext des
künstlerischen Schaffens seiner Familie und seiner Zeitgenossen nicht nur eine Übersicht über seine
vielfältigen und detailreichen Bildererfindungen, sondern zugleich einen faszinierenden Einblick in die Kunstproduktion
in Antwerpen um 1600.
Kuratorin: Dr. Mirjam Neumeister
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