Claudia Schmied "überrascht" Architekt Peichl mit dem Österreichischen
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I.Klasse.
Wien (bmukk) - Eigentlich hatte sich Gustav Peichl am Abend des 07.03. auf eine Präsentation seines
neuen Buchs "Der Doppelgänger" eingestellt. Umso größer war seine Überraschung,
als er im Zuge der Veranstaltung das Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
von Kulturministerin Claudia Schmied erhielt.
"In der Architektur war Ihnen die Qualität das Allerwichtigste und nicht das Schaffen von Quadratmetern",
so Schmied in ihrer Begrüßung des Ehrengastes. "Sie haben wie kaum ein anderer zeitgenössischer
Architekt Kulturlandschaften mitgestaltet und nachhaltig geprägt. Beides - Ihre Bauten und Ihre Bilder - haben
sich in unsere Alltagswelt eingeschrieben und kommentieren die Geschichte unseres Landes mit jener feinen Prise
Ironie, die es möglich macht, trotzdem zu lachen."
Josef Winkler, Präsident des Österreichischen Kunstsenats sprach einführende Worte zu Peichls Werk
und Leben. Darin verlieh er auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass Peichl als "das längsdienende Mitglied
des Kunstsenats", diesem noch lange als "treues, humorvolles, kritisches und vor allem kämpferisches
Mitglied erhalten" bleibe.
Robert Fleck, der die Lebenserfahrungen Peichls in "Der Doppelgänger" schriftlich festgehalten hat,
meinte, das Buch sei "nicht nur die halbe Autobiographie von Gustav Peichl, sondern auch eine österreichische
Geschichte für junge Leser." Wie kurzweilig es außerdem ist, bewies anschließend die Schauspielerin
Mavie Hörbiger, die einige Episoden daraus las.
"Ich bin sprachlos", bekannte Peichl angesichts der überraschenden Verleihung des Ehrenkreuzes.
In seiner Dankesrede bewies er einmal mehr das satirische Talent, für welches er bekannt ist. Insbesondere
dankte Gustav Peichl den elf Bundeskanzlern, die er erlebt hatte, sowie den elf Chefredakteuren, unter denen er
arbeiten durfte. "Ich bin ein eigenartiger Mensch - ich will immer Recht haben. Aber das geht nicht",
so Peichl philosophisch. Zuletzt dankte er "allen, die heute gekommen sind. Und allen, die nicht gekommen
sind."
Gustav Peichl wurde am 18. März 1928 in Wien geboren. Als Schüler von Clemens Holzmeister studierte
er Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1955 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro.
Bereits ein Jahr zuvor veröffentlichte er erste Karikaturen unter dem Künstlernamen Ironimus. Peichl
zeichnete unter anderem für Die Presse, die Süddeutsche Zeitung und den ORF. Gemeinsam mit Manfred Deix
hat er eine permanente Ausstellung im Karikaturmuseum in Krems an der Donau. Zu Peichls bekanntesten Werken als
Architekt zählen der Pavillon für die Weltausstellung im Jahr 1964, sechs ORF-Studios sowie die Kindertagesstätte
in Berlin. Von 1973 bis 1996 war er Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien und Leiter der Meisterschule
sowie ab 1987 einige Jahre lang als Rektor tätig.
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