Erinnerung an die FreiheitskämpferInnen Leopoldine Padaurek, Franz Sebek und Ferdinand
Platzer mit einem Antifaschismusprojekt von Siemens-Lehrlingen
Wien (rk) - Am 12. März jährt sich der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich und die
darauffolgende Machtübernahme der Nationalsozialisten zum 75. Mal. Lehrlinge der Firma Siemens ergriffen zur
Erinnerung an die Freiheitskämpferin Leopoldine Padaurek sowie die Freiheitskämpfer Franz Sebek und Ferdinand
Platzer die Initiative und gestalteten eine Gedenktafel als sichtbares Zeichen der tiefen Wertschätzung. Die
drei Widerstandskämpferinnen waren bei den Siemens-Schuckert-Werken beschäftigt, die sich vormals anstelle
des in den 70er-Jahren errichteten Robert-Uhlir-Hofs in der Leopoldstädter Engerthstraße 150 befunden
hatten. Während des Nazi-Regimes wurden sie im Wiener Landesgericht hingerichtet.
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher Gerhard Kubik, Hannes Schwantner, Wiener Landesvorsitzender der
Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen, und Lehrlingsvertreter Sascha Ernszt enthüllten am 06.03.
im Rahmen eines Festaktes die Gedenktafel im Robert-Uhlir-Hof.
"Ihren mutigen Kampf für Freiheit und Demokratie mussten Leopoldine Padaurek, Ferdinand Platzer und Franz
Sebek mit dem Leben bezahlen. Ihr Schicksal steht für Millionen von Menschen, die während der Gewaltherrschaft
des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Wir dürfen niemals vergessen und müssen die Erinnerung
an Menschen, die sich entschlossen gegen dieses totalitäre Regime gestellt haben, wach halten. Wir sind den
Opfern, ihren Angehörigen und den zukünftigen Generationen gegenüber verpflichtet, Demokratie, Menschenwürde
und Meinungsfreiheit zu verteidigen und zu schützen", so Stadtrat Michael Ludwig.
Bezirksvorsteher Gerhard Kubik erinnerte daran, dass es vor allem für die Leopoldstadt wichtig sei, die Gräuel
der Nazi-Gewaltherrschaft nicht zu vergessen: "Unser Bezirk war mit am stärksten vom Terror des NS-Regimes
betroffen, weil vor allem viele jüdische Bezirksbewohnerinnen und Bezirksbewohner im Dritten Reich vertrieben
oder grausam ermordet wurden."
"Dieses Projekt zeigt deutlich, dass sich die Jugend diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte nicht verschließt.
Mit geschichtlichen Bezügen werden Lehrlinge während ihrer Ausbildung zwar nicht unmittelbar konfrontiert,
aber die Siemens-Lehrlinge haben mit ihrer vorbildlichen Initiative deutlich gemacht, dass junge Menschen sich
sehr wohl diesem Thema stellen und sich bewusst damit auseinander setzen. Nur gemeinsam mit der Jugend ist es möglich,
gegen faschistische oder rechtsradikale Strömungen entschieden aufzutreten", hielt Hannes Schwantner
fest.
"In Zeiten, in denen die rechtsextremen Lager in und um Europa leider wieder größer werden, ist
es wichtig, dass junge Leute an Zeiten erinnern, die nie wieder passieren dürfen! Es ist schön, in einem
Land zu leben, in dem man Kritik öffentlich äußern kann, ohne Angst haben zu müssen",
erklärte Sascha Ernszt, Jugendvertrauensperson bei Siemens, stellvertretend für alle am Projekt beteiligten
Lehrlinge.
Leopoldine Padaurek (1898-1944)
Leopoldine Padaurek wurde am 13. August 1898 in Wien geboren. Die Simmeringerin arbeitete als Metallarbeiterin
in der Fabrik von Siemens-Schuckert in der Leopoldstadt. Sie verbreitete antifaschistische Flugblätter und
stellte ihre Wohnung für illegale Treffen zur Verfügung. Am 25. Jänner 1944 wurde sie wegen ihrer
Widerstandsaktivitäten verhaftet, am 27. September 1944 bei einem Verfahren vor dem Volksgerichtshof zum Tode
verurteilt. Am 21. November 1944 wurde Padaurek gemeinsam mit drei Arbeitern des Gaswerks Simmering im Wiener Landesgericht
enthauptet.
Nach Leopoldine Padaurek ist nahe der Siemensstraße in Wien-Floridsdorf eine Straße benannt.
Franz Sebek (1901-1943)
Franz Sebek wurde am 30. Jänner 1901 in Wien geboren. Er wuchs in Wien-Favoriten, in der Nähe der
"Wienerberger Ziegelwerke" auf. Franz Sebek nahm an den Februarkämpfen gegen die Heimwehr teil und
organisierte in den folgenden Jahren die illegale Freie Bauarbeitergewerkschaft. Nach dem Einmarsch der deutschen
Truppen in Österreich organisierte er bei Siemens-Schuckert eine Widerstandsgruppe, die Lohnkämpfe führte,
illegale Materialien verteilte und für die "Rote Hilfe" sammelte. Im Jänner 1941 wurde Sebek
verhaftet. Im September 1942 wurde er zum Tode verurteilt und am 7. Jänner 1943 im Wiener Lan¬desgericht
geköpft.
Zwei Gedenktafeln in Favoriten erinnern an Franz Sebek: in der Laaer Berg-Straße 166 und am Haus der KPÖ
(Wielandschule). Ihm zu Ehren benannte die Stadt Steyr eine Straße nach ihm.
Ferdinand Platzer (1906-1942)
Ferdinand Platzer wurde am 25. März 1906 geboren und erlernte den Beruf eines Elektro¬monteurs. Er
beteiligte sich an den Februarkämpfen 1934, und wurde wegen öffentlichen Aufruhrs angeklagt. Aufgrund
einer Begnadigung durch den österreichischen Bundespräsi¬denten wurde er jedoch nicht verurteilt.
Am 22. Juni 1941 wurde er von der Gestapo in die Untersuchungs¬haftanstalt in der Landesgerichtsstraße
zwecks Schutzhaft überstellt. Am 18. Dezember 1941 wird er dem Volksgerichtshof überstellt. Ferdinand
Platzer wurde am 18. Dezember 1942 hingerichtet.
Südlich der Siemensstraße ist in Wien 21 nach Ferdinand Platzer eine Straße benannt.
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