Wehsely: Berufliche Rehabilitation hilft psychisch erkrankten Menschen
Wien (rk) - Mehr als 4.000 Menschen gehen in Österreich jährlich aufgrund einer psychischen Erkrankung
in die Invaliditätspension und fallen dauerhaft aus dem Arbeitsprozess heraus. Dabei ist es gerade die Chance
auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben, die den Betroffenen neue Perspektiven ermöglicht. Das geht aus einer
Evaluationsstudie hervor, die Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely am 07.03. gemeinsam mit Stefan
Brinskele und Manfred Skoff, Geschäftsführer von REiNTEGRA, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums
der gemeinnützigen Gesellschaft präsentierte.
"80 Prozent der von REiNTEGRA betreuten Frauen und Männer mit psychischer Erkrankung wollen laut Studie
wieder ins Berufsleben zurückkehren. Arbeit hat für die Betroffenen einen hohen Stellenwert. Das unterstreicht
die Bedeutung einer solchen Einrichtung zur beruflichen Rehabilitation psychisch erkrankter Menschen, wie sie die
Stadt Wien bietet", so Wehsely.
Reform der Invaliditätspension
Längere Beschäftigung bedeutet entsprechend höhere individuelle Zufriedenheit, bessere soziale
Integration und hilft, Altersarmut zu vermeiden. Die Politik hat sich daher zum Ziel gesetzt, Menschen länger
gesund im Erwerbsleben zu halten und krankheitsbedingte Pensionierungen zu vermeiden.
"Hier setzt die Reform der Invaliditätspension von Sozialminister Rudolf Hundstorfer an. Menschen, die
Rehabilitationsgeld bzw. Umschulungsgeld erhalten, haben künftig einen Rechtsanspruch auf medizinische Rehabilitation.
Damit haben auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit weniger schweren psychischen Erkrankungen Anspruch auf
berufliche Rehabilitation. Psychisch erkrankte Menschen sind am meisten von der Reform betroffen und werden gleichzeitig
auch klar davon profitieren. Sie müssen zum Beispiel nicht mehr zwischen Pensionsversicherungsanstalt und
Arbeitsmarktservice pendeln. Ich bin daher überzeugt, dass die Reform positive Impulse bei der verstärkten
Reintegration von psychisch erkrankten Menschen in den Arbeitsmarkt setzen wird", so Wehsely.
Vorzeigebeispiel REiNTEGRA
REiNTEGRA setzt sich seit 1982 für die berufliche Reintegration psychisch Erkrankter ein und ist auf diesem
Gebiet eine der größten Rehabilitationseinrichtungen Mitteleuropas. Bis heute hat REiNTEGRA in ihren
Werkstätten über 4.000 Frauen und Männer betreut und sie behutsam an eine Wiederbeschäftigung
herangeführt. Seit 2008 wird die Zufriedenheit der Klientinnen und Klienten mittels einer jährlichen
Befragung, die von IFES ausgewertet wird, evaluiert. Die nunmehrigen Ergebnisse beziehen sich auf die aktuell vorliegende
Erhebung aus 2011.
189 der jährlich rund 250 betreuten Klientinnen und Klienten haben an der Befragung teilgenommen. 59 % der
Befragten sind Männer, 41 % Frauen. Männer sind in der Gruppe der unter 40-Jährigen mit 58 % überdurchschnittlich
stark vertreten. Die Frauen finden sich mit einem Anteil von 63 % mehrheitlich bei den über 40-Jährigen.
15 % der Betreuten haben Matura, 5 % einen Hochschulabschluss. 12 % absolvierten eine mittlere Fachschule, 38 %
eine Berufsschule. Damit haben 70 % der Befragten eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Gesundheitliche Situation und Lebensqualität
Die von REiNTEGRA betreuten Klientinnen und Klienten leiden unter schweren psychischen Erkrankungen. Schizophrenie
und Depressionen sind die häufigsten Ursachen. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Befragung bezeichnen
44 % ihre eigene Lebensqualität als gut bis sehr gut. Psychisch Erkrankte, die schon über einen längeren
Zeitraum bei REiNTEGRA beschäftigt sind, beurteilen ihre Lebensqualität in der Regel besser als jene,
die erst vor kurzem in das Rehabilitationsprogramm aufgenommen wurden. Nur knapp vier von zehn geben an, dass sie
mit ihrem derzeitigen Gesundheitszustand zufrieden sind, wohingegen 60 % der Befragten ihre Arbeitsfähigkeit
als gut bewerten. 2010 waren es im Vergleich dazu nur 51 %, die diese positive Sichtweise hatten.
Arbeitshaltung und Leistung
72 % der Befragten arbeiten gerne im Team. 58 % halten sich nach eigenen Angaben und denen ihrer Trainerinnen
und Trainer an den vereinbarten Tagesablauf. Acht von zehn Klientinnen und Klienten gaben an, dass Arbeit für
sie einen hohen Stellenwert hat. Sieben von zehn zeigen sich mit ihrer Arbeitsleistung zufrieden. Seitens der Betreuerinnen
und Betreuer liegt diese Einschätzung noch höher. Von ihnen zeigten sich acht von zehn Befragten mit
der Arbeitsleistung zufrieden.
"Wir haben sehr positive Erfahrungen mit der Wiedereingliederung unserer Klientinnen und Klienten ins Berufsleben
gemacht. Das zeigen Beispiele wie die Firmen iSi oder AfB, wo psychisch erkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Arbeitsplätze gefunden haben. Jetzt gilt es, dass noch mehr Unternehmen mit REiNTEGRA kooperieren und psychisch
erkrankten Menschen eine Chance zu geben", resümieren die REiNTEGRA-Geschäftsführer Stefan
Brinskele und Manfred Skoff.
REiNTEGRA ist eine gemeinnützige Gesellschaft zur beruflichen Reintegration psychisch erkrankter
Menschen. Sie gehört zu 90 % dem Kuratorium für psychosoziale Dienste in Wien (PSD) und damit der Stadt
Wien. 10 %-Miteigentümerin ist die Wirtschaftskammer Wien. Mehr Informationen über REiNTEGRA unter
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