Verlässliches Pflegesystem auch in der Zukunft – Salzburger Pflegesystem wird abgesichert
Salzburg (lk) - Die Sicherung der Pflege sowohl im Gesundheits- als auch im Sozialbereich ist nachweislich
eines der wichtigsten Themen der Zukunft. Deswegen hat das Land Salzburg im Jahr 2010 als erstes Bundesland eine
Pflegepersonalprognose zur Situation der Pflege im Gesundheits- und Sozialbereich beauftragt. Unter Mitarbeit von
lokalen Expertinnen und Experten erhob die Gesundheit Österreich Forschung und Planung GmbH (GÖ FP) die
Situation der Pflegekräfte im Land und erstellte auf Basis einer Modellrechnung eine Prognose bis ins Jahr
2020.
"Jetzt liegen erstmals wissenschaftlich fundierte und valide Zahlen für den Pflegebereich im gesamten
Bundesland vor", erklärte Gesundheitsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Walter Steidl am 07.03.
bei der Präsentation der Pflegepersonalprognose und von Maßnahmen, die in den nächsten Jahren gesetzt
werden, um den drohenden Pflegekräftemangel in den Griff zu bekommen, in Salzburg.
Für die kommenden Jahre zeichnet sich für das Bundesland Salzburg ein Mangel an 910 Pflegekräften
ab, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Die Gründe dafür sind in erster Linie vermehrte Pensionierungen
der Pflegekräfte und die demografische Entwicklung, die einen höheren Anteil an älteren Menschen
vorhersagt und damit auch eine Zunahme der Zahl an Menschen, die Pflegeleistungen brauchen.
Bewältigbare Herausforderung
"Insgesamt werden in Salzburg im Jahr 2020 laut Modellrechnung 910 Pflegekräfte fehlen. 628 davon sind
diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, und 282 sind Pflegehelferinnen und -helfer", erklärten
die beiden Studienautoren Ingrid Rottenhofer und Mag. Johannes Zsifkovits von GÖ FP. Aufgrund der unterschiedlichen
Zusammensetzung wird der drohende Mangel an diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen im Gesundheitsbereich
und der Mangel an Pflegehelferinnen und -helfern im Sozialbereich schlagend.
Die Gründe dafür sind in erster Linie anstehende Pensionierungen der "Babyboomer-Generation"
und die demografische Entwicklung der Bevölkerung. In Salzburg wird der Anteil der Personen, die 45 Jahre
oder älter sind, kontinuierlich steigen. Fast die Hälfte der Krankenhausbesuche entfällt auf die
über 60-Jährigen. Dadurch wird sich der Bedarf an Pflegekräften stark erhöhen. Die Bevölkerung
wird bis 2030 um zirka fünf Prozent wachsen, die Krankenhausaufenthalte werden um rund 20 Prozent zunehmen.
"Dieser errechnete Mangel an Personal ist kein Grund für Panik. Wenn wir jetzt die richtigen Maßnahmen
setzen, werden wir diesen Trend umkehren können. Die Studie wurde bewusst so beauftragt, dass der Sozial-
und der Gesundheitsbereich gemeinsam untersucht werden, da wir wissen, dass für die Planung eine Gesamtschau
notwendig ist", so Steidl.
In Salzburg wird bereits auf Hochtouren an der Verbesserung der Situation der Pflegekräfte gearbeitet. Bereits
2011 wurden auf Initiative des Gesundheitsressorts Arbeitsgruppen eingerichtet. Die teilnehmenden Pflege- und Schuldirektorinnen
und -direktoren haben systematisch Vorschläge zur Verbesserung, die bereits in Umsetzung sind oder wichtige
Vorarbeiten zur Verbesserungen darstellen, ausgearbeitet. Thematisch wurde von der Vereinheitlichung der Ausbildungsqualität
über neue Berufsbilder und Verbesserung der Praxismöglichkeiten vieles bearbeitet.
Eine Million Euro zusätzlich für die Pflege
Gesundheits- und Sozialreferent Steidl sieht auf Basis der wissenschaftlichen Bedarfsprognose drei Handlungsfelder:
"Konkrete Maßnahmen wird es bei der Anwerbung neuer Pflegekräfte, der Erhöhung der Zahlen
an Absolventinnen und Absolventen und bei der Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Einrichtungen
geben. In Salzburg werden wir dafür zusätzlich eine Million Euro in die Hand nehmen", unterstrich
Steidl. "Mir ist wichtig, dass diese Million in die Sicherung und Aufrechterhaltung des Pflegesystems fließt.
Zentral ist, dass der gesellschaftliche Auftrag im Sinne eines Generationensystems erhalten wird. Menschen, die
Pflege brauchen, müssen sich darauf verlassen können, dass sie diese auch bekommen."
Angestrebt wird eine Erhöhung der Ausbildungsplätze um zusätzliche 40 pro Jahr für das diplomierte
Personal und zusätzliche 25 für die Pflegehelferinnen und -helfer. Die Plätze werden verteilt auf
den Zentralraum und die Region geschaffen. Zudem soll es im Land eine Pflegebeauftragte geben, die ausschließlich
mit dem Thema Pflege betraut sein wird. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen wird in Zusammenarbeit mit lokalen
Expertinnen und Experten ein Maßnahmenbündel festgesetzt und umgesetzt.
Ansatzpunkte sind dabei Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Erhöhung des Taschengelds. Steidl: "Ein
Taschengeld in der Höhe von maximal 400 Euro bildet einfach nicht die erbrachte Arbeitsleistung in Praktika
der jungen Pflegekräfte in Ausbildung ab. Hier muss etwas passieren. Außerdem müssen Fachkarrieren
für die Pflegekräfte geschaffen werden, und die Praxisausbildung soll aufgewertet und verbessert werden,
skizzierte Landeshauptmann-Stellvertreter Steidl seine Vorstellung für die Zukunft der Pflege.
Zugangswege in die Pflegausbildung erleichtern
In Zukunft soll auch vermehrt auf Menschen gesetzt werden, die schon Berufserfahrung in einem anderen Bereich gesammelt
haben und umsteigen wollen. Dafür plant das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, ab Herbst 2013
ein Fachkräfte-Stipendium einzuführen. Damit wird es in Salzburg voraussichtlich 260 Stipendien für
einen Berufsumstieg geben. "Das Fachkräftestipendium ist eine lange Forderung von Landeshauptfrau Mag.
Gabi Burgstaller, das nun bundesweit umgesetzt werden wird. Damit können wir gute Möglichkeiten für
jene bieten, die schon Berufserfahrung haben und dadurch besonders wertvoll für den Pflegeberuf sind",
so der Gesundheits- und Sozialreferent.
Darüber hinaus gibt es in Salzburg auch die Implacement Stiftung, über die pro Jahr durchschnittlich
130 Personen eine Pflegeausbildung erhalten.
Der Pflege ein positives Image geben
Große Herausforderungen der Zukunft sind der Mangel beim Pflegekräftenachwuchs und die sinkende Attraktivität
des Pflegeberufs. Die sinkende Geburtenrate wird insgesamt zu weniger Personen auf dem Arbeitsmarkt führen.
"Obwohl die Pflege als wertvoller und zukunftssicherer Beruf gilt, ist der konkrete Wunsch, diesen Beruf auszuüben,
bei jungen Menschen gering ausgeprägt. Um junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen, gilt es deshalb,
Interessierten möglichst praxisnahe Einblicke zu vermitteln und den Einstieg in den Pflegeberuf beziehungsweise
Ausbildung zu erleichtern", so Studienautorin Rottenhofer.
Steidl: "In Salzburg gibt es bereits viele Initiativen, wie zum Beispiel die Pflegestraße im Europark,
wo die Pflege einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert wird. Hier werden wir vermehrt Öffentlichkeitsarbeit
und Bewusstseinsbildung leisten, damit das Bild der Pflege auch in der Öffentlichkeit realitätsnah und
positiv beworben wird. Denn pflegen kann nicht jeder. Für diesen Beruf sind besondere Talente und Kompetenzen
notwendig."
Angehörige unterstützen
Nicht nur pflegebedürftige Menschen, sondern auch deren pflegende Familien und Angehörige benötigen
Unterstützung. Die Pflege zu Hause geht mit großen Belastungen einher. Diese Menschen leisten einen
gesellschaftspolitisch äußerst wertvollen Beitrag.
Je nach Gesundheits-, Lebens- oder Familiensituation ist jede Pflegesituation verschieden. "Mein Ziel ist
es, die Angebote für pflegende Angehörige zu intensivieren, denn sie brauchen umfangreiche und professionelle
Auskünfte und Informationen, um bei ihrer wertvollen Tätigkeit Unterstützung zu erfahren. Hier wird
an weiteren Angeboten gearbeitet", so Steidl.
Pflege in Gesundheitsplattform mit Sitz und Stimme
Im entscheidenden Gremium im Land Salzburg für den Gesundheitsbereich, der Gesundheitsplattform, ist die Pflege
derzeit nur mit Sitz, aber ohne Stimme vertreten. "Die Pflege sollte mit Sitz und Stimme in der Gesundheitsplattform
vertreten sein. Das wird sicher eine meiner politischen Forderungen für die nächste Legislaturperiode
sein", betonte Steidl und hob damit die Wichtigkeit der institutionellen Verankerung dieser Berufsgruppe hervor.
Durchschnittliches Pensionsantrittsalter mit 58 Jahren
Bei der Erhebung der Daten wurde ein Rücklauf von mehr als 90 Prozent erzielt: "Das ist ein sehr hoher
Wert und bekräftigt die Aussagekraft der Studienergebnisse", sind sich die beiden Studienautoren Ingrid
Rottenhofer und Johannes Zsifkovits einig.
Derzeit arbeiten in Salzburg im Sozial- und im Gesundheitsbereich insgesamt 7.359 Personen in der Pflege. Generell
zeigt sich, dass Pflegkräfte im gehobenen Dienst überwiegend weiblich sind (85 Prozent Frauen und 15
Prozent Männer), eine durchschnittliche Berufsverweildauer aufweisen und im Schnitt mit 58 Jahren in Pension
gehen. Der Hauptanteil des derzeitigen Personals ist zwischen 40 und 54 Jahre alt. "Die Alterung betrifft
also auch die Pflegekräfte selber und wird sich in den kommenden Jahren in vermehrten Pensionierungen niederschlagen."
Landeshauptmann-Stellvertreter Steidl betonte hier die Wichtigkeit von Maßnahmen zum alternsgerechten Arbeiten:
"Besonders in diesem Tätigkeitsfeld wird es Maßnahmen brauchen, damit die Menschen länger
gesund im Berufsleben bleiben können. Dabei sind aber auch die Arbeitgeber gefordert, die vom Land Unterstützung
bei der Maßnahmenplanung erhalten werden."
Niedriger Dropout bei Ausbildung
"Pro Jahrgang befinden sich in Salzburg zirka 210 Diplomierte und 195 Pflegehelferinnen und -helfer in Ausbildung.
Davon schließen pro Jahr etwa 177 die Diplomausbildung und 171 die Pflegehelfer-Ausbildung erfolgreich ab.
Die Dropout-Rate ist mit 13 Prozent im ersten Jahr und fünf Prozent oder weniger in den Nachfolgejahren im
Vergleich sehr niedrig", sagen die Studienautoren.
In Salzburg gibt es sechs Standorte zur Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege. Fünf davon sind
Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, und eine ist die Fachhochschule in Puch. Weiters gibt es eine Schule für
Kinder- und Jugendlichenpflege und eine Schule für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege.
Pflegehilfeausbildungen werden an insgesamt 13 Standorten angeboten, wobei einige in Kombination mit beziehungsweise
integriert in die Sozialbetreuungsberufsschulen sind und andere sich zum Teil an Standorten befinden, an denen
auch der gehobene Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege ausgebildet wird. Die Fachhochschule hat ihren
Betrieb erst im Jahr 2009 aufgenommen und verzeichnete Zugänge von 72 (2009) beziehungsweise 80 (2010) Studierenden.
Unter http://www.salzburg.gv.at/abt9gesundheitsplanung
gibt es Informationen zur Gesundheitsplanung und unter http://www.salzburg.gv.at/pflege_und_betreuung zu Pflege und Betreuung.
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