Uni Graz-PhysikerInnen bauen Brücken zwischen Molekülen
Graz (universität) - Preiswerte und biegsame Bildschirme für den Arbeitsplatz, effiziente und
leistbare Fotovoltaik-Anlagen für das Eigenheim: Die mechanische Flexibilität organischer Moleküle
erlaubt in Zukunft vollkommen neue Perspektiven in der Halbleitertechnologie. Jedoch wird ihr großflächiger
Einsatz in technischen Anwendungen dadurch erschwert, dass sie elektrischen Strom schlecht transportieren. Dass
die Leitfähigkeit organischer Materialien unter bestimmten Bedingungen erhöht werden kann, klärten
nun WissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz in einer gemeinsamen Untersuchung mit KollegInnen
der Universitäten Würzburg und Hiroshima, Japan, auf. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung erschienen
vor kurzem in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.
Verbesserte Materialien versprechen neue Anwendungsgebiete: So haben zum Beispiel herkömmliche Fotovoltaik-Anlagen
– sie erledigen die Umwandlung von Sonnenlicht zu elektrischer Energie – derzeit einen Wirkungsgrad von maximal
rund 20 Prozent bei vergleichsweise hohen Kosten. „Hier können organische Halbleiter eine vielversprechende
Alternative bieten“, erklärt Ass.-Prof. Dr. Peter Puschnig, Physiker an der Uni Graz sowie Ko-Autor des wissenschaftlichen
Artikels. „Allerdings leiten diese neuartigen Materialien elektrischen Strom eher schlecht.“ Die Ursache dieser
mangelnden Effizienz liegt in erster Linie bei der schwachen Bindung oder Kommunikation zwischen den einzelnen
Molekülen. „Die Elektronen müssen für den Transport von einem Molekül zum nächsten eine
Barriere überwinden. Wir konnten nun nachweisen, dass über die Wechselwirkung der Moleküle mit einem
metallischen Träger auch der Elektronentransport innerhalb der Molekülschicht verbessert wird“, führt
der Physiker aus. Puschnig zeichnet für die theoretische Beschreibung und die numerische Simulation der Untersuchung
verantwortlich; seine KollegInnen aus Würzburg und Hiroshima stellten die Molekülfilme her und führten
die experimentelle Charakterisierung durch.
Das Experiment
In einem Ultrahochvakuum brachten PhysikerInnen eine einzelne geordnete Schicht organischer Moleküle durch
Aufdampfen auf ein metallisches Trägermaterial, einen so genannten „Silbereinkristall“, auf. So angeordnet,
zeigten die Moleküle ein ungewöhnliches Verhalten: „Es stellte sich heraus, dass Elektronenwolken benachbarter
Moleküle einen gemeinsamen Zustand mit dem Metall ausbilden, wodurch benachbarte Moleküle animiert werden,
miteinander zu kommunizieren“, so Puschnig. Dadurch wird der Austausch von Ladungen erleichtert und die Leitfähigkeit
erhöht. Diese Erkenntnis ist ein erster Schritt in Richtung Weiterentwicklung in der Materialtechnologie.
Das Projekt wurde vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF unterstützt und ist im universitären
Forschungsschwerpunkt „Modelle und Simulation“ der Universität Graz verankert.
Publikation in der Fachzeitschrift „Nature Communications“
Substrate-mediated band-dispersion of adsorbate molecular states. M. Wießner, J. Ziroff, F. Forster, M. Arita,
K. Shimada, P. Puschnig, A. Schöll & F. Reinert. Nature Communications, DOI: 10.1038/ncomms2522
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