Sparkurs umgesetzt, Refundierung ermöglicht Programmausbau
Wien (orf) - 2012 war aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein herausforderndes Jahr,
das der ORF durch seinen fortgesetzten Spar- und Restrukturierungskurs gut bewältigt hat. Nach derzeitigem
Stand wird der ORF-Konzern 2012 mit einem positiven EGT von 4,5 Millionen Euro abschließen, die ORF-Mutter
mit 1,7 Millionen Euro. ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz und der Kaufmännische Direktor des ORF,
Mag. Richard Grasl, präsentierten den vorläufigen ORF-Jahresabschluss 2012 am 05.03. im Rahmen eines
Pressegesprächs in Wien und gaben einen Ausblick auf die nächsten Jahre (Änderungen sind im Zuge
der Finalisierung des Jahresabschlusses bzw. anhand von dessen Prüfung durch die Prüfungskommission möglich).
Wrabetz: "ORF auf sehr gutem Weg"
"Der ORF steht als Unternehmen wirtschaftlich und programmlich sehr gut da", betonte der ORF-Generaldirektor:
"Wir werden 2012 mit schwarzen Zahlen abschließen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Es ist
dies der 15. ORF-Jahresabschluss, für den ich verantwortlich bzw. mitverantwortlich bin. 1998 war der ORF
noch nahezu ohne Konkurrenz und Monopolist im Werbebereich. Durch die vollständige Liberalisierung der Märkte
und die Digitalisierung hat sich das nachhaltig geändert. Der ORF hat diese Herausforderungen sehr gut gemeistert,
was für Medienunternehmen auch im internationalen Vergleich nicht selbstverständlich ist: Wir sind Marktführer
in Radio, Fernsehen und Online. Im Fernsehen konnten wir mit 40,4 Prozent Marktanteil 2013 bisher erstmals seit
langem sogar einen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Unsere Radioflotte ist mit einem Marktanteil von
74 Prozent eine der erfolgreichsten in Europa. ORF.at konnte mit 56,5 Millionen Visits im Jänner den bisher
höchsten Monatswert erreichen und die TVthek verzeichnet schon 14 Millionen Videoabrufe im Monat! Voraussetzung
dafür ist auch der strikte Restrukturierungs- und Sparkurs des vergangenen Jahres, der das positive Jahresergebnis
2012 im ORF-Konzern und in der Muttergesellschaft ermöglicht!"
"Trotzdem haben wir unser Portfolio mit den Spartenkanälen ORF III und ORF Sport + erfolgreich weiterentwickelt
und sind mit der Schladming-APP ins Smart-TV-Zeitalter eingestiegen! Die Investitionen in die heimische Produktion
liegen mit mehr als 100 Millionen Euro in den vergangenen Jahren auf Rekordniveau und wird durch Erfolge von 'Braunschlag'
bis zum Oscar für 'Amour' bestätigt", so der ORF-Generaldirektor weiter: "Und auch das Publikum
honoriert diesen Unternehmenskurs, wie eine aktuelle Umfrage zeigt: 53 Prozent der Österreicher/innen sagen,
der ORF macht seine Sache 'sehr gut' bzw. 'Gut', 76 Prozent finden die ORF-Information 'vertrauenswürdig'.
64 Prozent sind im Übrigen der Meinung, die ORF-Programmkategorien sind zueinander ausgewogen, 31 Prozent
wollen sogar mehr Unterhaltung!"
Grasl: "ORF schreibt zum dritten Mal in Folge schwarze Zahlen!"
"Zum dritten Mal in Folge schreibt der ORF schwarze Zahlen, was keine Selbstverständlichkeit ist",
betont Richard Grasl, der Kaufmännische Direktor des ORF: "Das EGT im ORF-Konzern wird 4,5 Millionen
Euro betragen, in der Muttergesellschaft 1,7 Millionen Euro. 2012 war für den ORF, wie auch für alle
anderen Medien ein sehr schwieriges Jahr. Der ORF konnte seine Werbeerträge nach dem Einbruch des Werbesektors
zu Beginn des Jahres mit 210,7 Millionen Euro stabilisieren. Die Erträge aus Programmentgelten sind auf 595,5
Millionen Euro gestiegen und die sonstigen Umsatzerlöse betrugen 2012 beachtliche 131,2 Millionen Euro. Auch
die Finanzveranlagung war 2012, mit einer Rendite von 7,7 Prozent bei größtmöglicher Absicherung
erfolgreich."
"Diese positiven Zahlen sind Ergebnis eines umfassenden Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramms,
das der ORF in den vergangenen Jahren umgesetzt hat", so Grasl weiter: "Seit 2007 wurden rund 600 Dienstposten
abgebaut. Seit 2009 konnten 60,9 Millionen Euro nachhaltig beim Personalaufwand eingespart werden, bei den Sachkosten
33,1 Millionen Euro. Trotzdem konnte das Programm nachhaltig ausgebaut werden. Wir haben vergangenes Jahr eine
Programmreformkette gestartet; die Investitionen in die heimische Filmwirtschaft und damit in den Medienstandort
Österreich haben ein Rekordniveau erreicht. Wir haben also in den Strukturen und nicht beim Programm gespart.
Der ORF ist finanziell konsolidiert, im Programm erfolgreich und befindet sich in einer Aufwärtsspirale. Diesen
erfolgreichen Weg würden wir sehr gerne fortsetzen, was bei einem Auslaufen der Gebührenrefundierung
2014 allerdings schwierig wird!"
Wrabetz: "Fortsetzung der Gebührenrefundierung ist Investition in österreichisches Programm"
"In Österreich sind sozial schwache Haushalte völlig zu Recht von den Gebühren befreit. Allerdings
wurde dem ORF der Entgang für diese sozialpolitische Maßnahme - rund 57 Millionen Euro im Jahr - im
Gegensatz zu anderen Unternehmen bis 2010 nicht abgegolten. 2010 bis 2013 wurden dem ORF erstmals im Durchschnitt
40 Millionen pro Jahr refundiert. Diese Teilrefundierung war und ist mit sehr strengen gesetzlichen Auflagen für
den Programmausbau bei gleichzeitigen Einsparungen verbunden, die der ORF in einer großen Anstrengung erfüllt
hat und auch 2013 erfüllen wird, weshalb wir auch für 2012 und 2013 von einer Zuerkennung der Mittel
nach entsprechender Prüfung durch die Behörde ausgehen", erläuterte ORF-Generaldirektor Dr.
Alexander Wrabetz im Rahmen des Pressegesprächs: "Von den insgesamt 160 Millionen Euro aus der Gebührenrefundierung
investierte und investiert der ORF rund 79,3 Millionen Euro in österreichisches fiktionales Programm und erfolgreiche
Dokumentation, Filme wie unsere 'Tatorte' und Serien von 'Braunschlag' bis 'Schnell ermittelt'. Das Film/Fernseh-Abkommen
wurde von 6 auf 8 Millionen Euro aufgestockt, wodurch Erfolge wie Michael Hanekes 'Amour' mitfinanziert wurden!"
"In die neuen erfolgreichen Spartenkanäle ORF III und ORF Sport + hat der ORF 26 Millionen Euro aus den
Refundierungsmitteln investiert: ORF III hatte im Februar einen Marktanteil von 1,2 Prozent und ist damit einer
der erfolgreichsten Kulturkanäle. ORF Sport + ist für den heimischen Sport ebenfalls von großer
Bedeutung", so der ORF-Generaldirektor weiter: "Für den Ausbau der Barrierefreiheit hat der ORF
aus der Gebührenrefundierung 5,4 Millionen aufgewendet und die Untertitelungsquote auf mehr als 60 Prozent
gesteigert. Weitere 49,3 Millionen wurden in Restrukturierungsmaßnahmen zur nachhaltigen Kostensenkung investiert
sowie in weitere Maßnahmen wie das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien, Sendungen der ORF-Landesstudios und
Kulturübertragungen."
"Der ORF hat die Refundierungsmittel sehr gut und sparsam eingesetzt und wir sind der Meinung, dass die Gebührenrefundierung
über 2014 hinaus fortgesetzt werden muss", betonte Wrabetz: "Wir haben hier die Unterstützung
des ORF-Stiftungsrates und -Publikumsrates, aber auch die des Publikums, wie eine aktuelle Studie zeigt, in der
73 Prozent der Befragten 'auf jeden Fall' oder 'eher schon' für eine Fortsetzung der Refundierung sind!"
"Aus kaufmännischer Sicht beschäftigt sich der ORF im Sinn einer seriösen Finanzplanung aber
natürlich auch mit dem Szenario des Auslaufens der Refundierung und damit, welche konkreten Maßnahmen
dann zur Erreichung eines ausgeglichenen Ergebnisses im Jahr 2014 umzusetzen sind, in dem Sportgroßereignisse
wie die 'Olympischen Spiele in Sotchi' zu finanzieren sind. So müsste im Fernsehen Programm reduziert werden,
die Investitionen in österreichische Filme und Serien müssten reduziert werden und das bis 2016 ohnehin
geplante Personalsparpaket müsste beschleunigt umgesetzt werden", ergänzte Richard Grasl: "Aus
diesem Grund wäre eine Fortschreibung der Refundierung für den Medienstandort Österreich jedenfalls
wünschenswert. Unabhängig davon wird der ORF seine Strukturreformen aber jedenfalls weiterführen!
Der ORF steht vor einem großen Strukturwandel - wie die gesamte Medienbranche auch. Große Player aus
dem Onlinebereich entziehen dem heimischen Markt immer mehr Mittel. Hinzu kommt, dass deutsche Werbefenster 370
Mio. Euro jährlich aus dem TV-Markt absaugen. Die Sicherung des Medienstandortes Österreich sollte angesichts
dessen das gemeinsame Ziel der österreichischen Medien sein!"
Wrabetz: "Für eine österreichische Content-Allianz!"
"Die heimischen Medien stehen vor den größten Umwälzungen in ihrer Geschichte. Eine österreichische
Content-Allianz wäre entscheidend für die Behauptung des heimischen Medienstandortes im Wettbewerb mit
den internationalen Playern. Jedenfalls sind klare Rahmenbedingungen für die Bewältigung dieser Übergangsphase
für alle Medien entscheidend. Aus Sicht des ORF wäre daher die Fortschreibung der Gebührenrefundierung
im Sinne der Planungssicherheit und eine entsprechende Beschlussfassung noch in dieser Legislaturperiode sehr wichtig",
so ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz abschließend.
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