Bildungsniveau und Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt, Einkommensunterschiede zu Männern
nur leicht rückläufig
Wien (statistik austria) – Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen stieg laut Statistik
Austria im letzten Jahrzehnt von 59,9% (2001) auf 66,5% (2011). Die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit ist
jedoch in erster Linie auf einen Anstieg der Teilzeitarbeit zurückzuführen (2001: 34,3%; 2011: 44,0%),
die vor allem die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Kindern prägt: 2011 waren 71,4% der Frauen im Alter von
25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt. Zudem zeigen die Daten, dass Frauen noch
immer deutlich weniger verdienen als Männer, was sich in niedrigeren Pensionen und einem höheren Armutsrisiko
niederschlägt.
Frauen haben bei der Bildung stark aufgeholt; Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt
Bei den Reifeprüfungen haben junge Frauen ihre männlichen Schulkollegen bereits Mitte der 1980er
Jahre überholt. 2010/11 wurden 57,7% der Reifeprüfungen von Frauen abgelegt und 55,5% der Studienabschlüsse
an Universitäten wurden von Frauen erworben. Bei den Doktoraten sind Männer (58,5%) allerdings noch in
der Überzahl. Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen stieg von 59,9% (2001) auf
66,5% (2011), wobei der Anstieg in erster Linie auf die deutliche Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen
ist: Die Teilzeitquote bei erwerbstätigen Frauen erhöhte sich von 34,3% (2001) auf 44,0% (2011). Unter
erwerbstätigen Männern ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten trotz eines Anstiegs von 4,4% (2001)
auf 8,9% (2011) noch immer deutlich geringer. Insgesamt waren 2011 rund 81% der Teilzeitbeschäftigten weiblich.
Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung waren bei 38,0% der Frauen, aber nur bei 3,1% der Männer
Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene ausschlaggebend. Bei den Männern
(24,4%) stand dagegen die Aus- oder Fortbildung im Vordergrund (Frauen: 7,6%).
71,4% der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind teilzeitbeschäftigt, aber nur 4,7% der Väter
Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sehen besonders häufig in der Teilzeitbeschäftigung
die einzige Möglichkeit, neben den Betreuungsaufgaben einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. 2011 waren
71,4% der Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt. Bei Frauen
ohne betreuungspflichtige Kinder betrug die Teilzeitquote 2011 30,5%.
Während mit der Elternschaft bei Frauen meist eine Reduzierung der Arbeitszeit einhergeht, ist bei Männern
ein umgekehrter Trend zu beobachten: Die Teilzeitquote 25- bis 49-jähriger Männer ohne betreuungsbedürftige
Kinder lag 2011 bei 7,9%, jene der Väter mit Kindern unter 15 Jahren bei 4,7%.
Frauen verdienen nach wie vor deutlich weniger als Männer
Die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern haben sich in den letzten zehn Jahren nur leicht verändert.
Bezogen auf die mittleren Bruttojahreseinkommen aller unselbständig Erwerbstätigen lagen die Einkommen
der Frauen 2001 um 40,2% unter jenen der Männer, 2011 waren es 39,6%. Werden Teilzeit und nicht ganzjährige
Beschäftigung ausgeklammert, zeigt sich etwas mehr Bewegung. Bezogen auf die mittleren Bruttojahresverdienste
der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten sank der geschlechtsspezifische Lohn- und Gehaltsunterschied von
22,5% (2004) auf 18,5% (2011). Bei öffentlich Bediensteten war der Rückgang etwas stärker als in
der Privatwirtschaft.
Vergleicht man die auf Bruttostundenverdienste standardisierten Löhne und Gehälter von Voll- und Teilzeitbeschäftigen
in der Privatwirtschaft, dann hat sich der "Gender Pay Gap" laut Eurostat von 25,5% 2006 auf 23,7% 2011
verringert. Im EU-Vergleich zählt Österreich aber nach wie vor zu den Staaten mit den größten
Verdienstunterschieden zwischen Frauen und Männern. Im EU-Durchschnitt betrug der geschlechtsspezifische Lohnunterschied
2011 16,2%. Der EU-Indikator misst allgemein den relativen Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten
von Frauen und Männern und spiegelt somit auch Unterschiede am Arbeitsmarkt wider.
Berechnet man die Höhe des Verdienstunterschiedes von Frauen und Männern mit vergleichbaren Hintergrundmerkmalen,
so zeigen Analysen der Daten aus 2006, dass in Österreich weniger als die Hälfte des "Gender Pay
Gap" durch beobachtbare Merkmale wie Branche, Beruf, Ausbildung, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit
und Alter erklärt werden kann.
Alterspension der Frauen um rund 52,5% unter jener der Männer
Niedrigeren Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken
aufweisen, führen bei Frauen im Mittel auch zu niedrigeren Pensionen. Betrachtet man die Alterspensionen aus
der gesetzlichen Pensionsversicherung (d. h. ohne Beamtinnen und Beamte), so betrug die mittlere monatliche Alterspension
der Frauen im Jahr 2011 793 Euro und jene der Männer 1.668 Euro. Die Alterspensionen der Frauen waren somit
im Mittel um 52,5% niedriger als jene der Männer.
Alleinlebende Pensionistinnen und Alleinerzieherinnen besonders armutsgefährdet
Laut EU-SILC 2011 waren 26% der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur 13% der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet.
Ein-Eltern-Haushalte mit Kindern unter 27– das sind zu 95% Frauen – haben mit 24% ebenfalls ein erhöhtes Armutsrisiko.
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