OeNB-Pressekonferenz zu aktuellen statistischen Entwicklungen
Wien (oenb) - Die Refinanzierungssituation inländischer Banken und Unternehmen zeigt sich entspannt.
Österreichs Banken sind mit Überschussliquidität ausgestattet und zahlten billiges Zentralbankgeld
bereits zurück. Kundeneinlagen entwickelten sich trotz niedriger Einlagenzinssätze positiv, wobei aktuell
eine rückläufige Tendenz zu bemerken ist. Bei der Kreditentwicklung ist in Österreich nach wie vor
keine Kreditklemme zu beobachten, wenngleich sich das Kreditwachstum im Jahresverlauf abschwächte. Dies dürfte
darin begründet liegen, dass die Unternehmen derzeit kaum investieren und Unternehmensemissionen rege nachgefragt
werden. Überdies verfügen die Unternehmen über einen relativ großen Einlagenpolster.
„Österreichs Banken nahmen 2012 langfristiges Zentralbankgeld im Ausmaß von 15,7 Mrd EUR in Anspruch,
wovon bereits 7,7 Mrd EUR wieder zurückbezahlt wurden“, erläuterte OeNB-Chefstatistiker Johannes Turner
am 25.03. vor Journalisten. Die inländischen Banken haben sich vergleichsweise deutlich weniger stark bei
der EZB über langfristige Tender refinanziert und haben im ersten Quartal 2013 rund die Hälfte davon
wieder zurückgeführt. Im Durchschnitt des Euroraumes wurde bislang ein Viertel dieser Liquiditätshilfe
der EZB getilgt. Bankschuldverschreibungen als alternative Refinanzierungsquelle haben auch auf Grund der vergleichsweisen
hohen Nominalverzinsung von 2,6% an Attraktivität verloren und gingen allein 2012 netto um rund 21 Mrd EUR
zurück.
Das Einlagenwachstum österreichischer privater Haushalte bei inländischen Banken entwickelte sich im
Jahr 2012 mit 3,7 Mrd EUR oder +1,8% trotz starker Rückgänge der Einlagenzinssätze (um 1,02 Prozentpunkte
auf 1,04% für neu vergebene Einlagen mit Bindungsfrist) noch positiv. Wachstum gab es aber lediglich bei täglich
fälligen Einlagen (+8,5 Mrd EUR), während langfristige Einlagen zurückgingen. Private Haushalte
investierten auf ihrer Suche nach höheren Renditen 2012 wieder verstärkt in Investmentfonds und Unternehmensanleihen.
„Man kann in Österreich anhand der vorliegenden Daten derzeit keine Kreditklemme erkennen“ so Turner. Das
Kreditwachstum schwächte sich im Laufe des Jahres 2012 zwar ab, es lag aber im positiven Bereich und über
dem Euroraumdurchschnitt. 2012 wurden auch mehr Neukredite als 2011 vergeben. Private Haushalte nahmen neue Kredite
im Ausmaß von 20,1 Mrd EUR auf. Der Bestand stieg um 0,8%. An Unternehmen wurden 80,9 Mrd EUR Neukredite
vergeben, das Gesamtvolumen veränderte sich um plus 1,4%. Langfristige Unternehmenskredite entwickelten sich
weiterhin stabil positiv, bei kurzfristigen schwächte sich das Wachstum aber deutlich ab.
Die Rückgänge des Kreditwachstums dürften aber eher nachfrageseitige Gründe haben. Die Unternehmen
nützten die verhältnismäßig guten Bedingungen am Kapitalmarkt auch verstärkt für
Emissionen. Nettoemissionen von Unternehmen in Österreich sind um mehr als 30% gestiegen – von 3,9 Mrd EUR
im Jahr 2011 auf 5,1 Mrd EUR im Jahr 2012. Mit ihrer Überschussliquidität erhöhten die Unternehmen
2012 trotz sehr niedriger Zinssätze ihre Einlagen um 2,7 Mrd EUR (5,5%) auf mehr als 50 Mrd EUR.
Sowohl private Haushalte als auch nichtfinanzielle Unternehmen genießen weiterhin bei Krediten einen Zinsvorteil
gegenüber dem Euroraumdurchschnitt. Das Zinsniveau für Unternehmen ist in Österreich im Neugeschäft
im Jahr 2012 um 84 Basispunkte auf 1,91% zurückgegangen, im Vergleich zum Euroraumdurchschnitt mit einem Rückgang
um 81 Basispunkte auf 2,68%. Die Zinsspanne im Neugeschäft stieg zwar im Verlauf des Jahres 2012 etwas an,
ist jedoch in Österreich nach wie vor am unteren Ende des Euroraums.
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