Entscheidung über Sanierungsumfang um Jahreswende 2013/14
Wien (pk) - Mit dem Ende der Bewerbungsfrist im Vergabeverfahren für die Generalplaner-Leistungen sei
ein weiterer wichtiger Meilenstein im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten zur Gesamtsanierung des Parlamentsgebäudes
erreicht, betonte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am 25.03. im Rahmen einer Pressekonferenz, in der
sie gemeinsam mit Parlamentsdirektor Harald Dossi und Architekt Ernst Beneder, dem Vorsitzenden der Auswahlkommission
für den Generalplaner, über den Stand und die weiteren Schritte in diesem komplexen Sanierungsprojekt
berichtete. Die Projektsteuerung ist bereits nach einem EU-weiten Auswahlverfahren an Vasko+Partner vergeben worden,
das Verfahren zur Auswahl der Begleitenden Kontrolle soll in den nächsten Wochen abgeschlossen werden.
Man sei mit den Vorbereitungsarbeiten im Plan, stellte die Präsidentin fest, ein Projekt mit einem derartigen
Volumen erfordere aufgrund der vergaberechtlichen Vorschriften und Fristen entsprechende Zeit. Eine seriöse
Planung ist Voraussetzung für eine gute Realisierung, so Prammer.
Transparenz, Effizienz und Kontrolle wichtige Eckpfeiler des Sanierungsprojekts
Über die tatsächlichen Gesamtkosten der Sanierung könne heute keine gültige Aussage gemacht
werden, sagte Prammer, da die Politik erst nach Vorlage des Qualitätsangebots durch den Generalplaner eine
Entscheidung über den Umfang der Gesamtsanierung treffen müsse. Die Präsidiale habe sich die Vorlage
eines "ergebnisoffenen Modells" erbeten, um unter mehreren Sanierungsvarianten auswählen zu können.
Diese Entscheidung werde um die Jahreswende 2013/14 fallen. Mit der Sanierung könne dann 2016 begonnen werden.
Die in der Machbarkeitsstudie angeführten Kosten seien lediglich als eine absolute Grobschätzung anzusehen.
Sie werde jedenfalls auf einer Deckelung der Kosten beharren. Wenn einmal eine Entscheidung über den Sanierungsumfang
getroffen ist, so sei diese dann definitiv und nicht mehr abänderbar. Nur so könne man die Kosten im
Griff behalten, machte Prammer unmissverständlich klar.
Bei jedem Schritt gelte ihr höchstes Augenmerk der Effizienz und Kontrolle, sie sei auch um höchste Transparenz
bemüht, unterstrich Nationalratspräsidentin und Bauherrin Barbara Prammer einmal mehr. Der Rechnungshof
prüfe nach jeder wichtigen Etappe, sämtliche bisherige Kritikpunkte hätten berücksichtigt werden
können. Darüber hinaus würden alle Verfahrensschritte von einem von Transparency International Österreich
nominierten Monitor begleitet, der auch bei der Generalplanersuche und an der Öffnung der Teilnehmeranträge
teilgenommen habe und mit dem sie in ständigem Kontakt stehe.
Generalplaner wird Ende 2013 feststehen
Das Interesse an der Ausschreibung der Generalplaner-Leistungen sei überraschend groß, teilte Parlamentsdirektor
Dossi mit, man sei nicht nur hinsichtlich der Anzahl der eingelangten Teilnehmeranträge sondern insbesondere
auch hinsichtlich der hohen Qualität der Arbeitsproben positiv überrascht. Über Anzahl, Namen und
Inhalt der Teilnehmeranträge darf aufgrund rechtlicher Bestimmungen des Bundesvergabegesetzes keine Auskunft
erteilt werden.
Diese erste Stufe des Verfahrens sei als Bewerbungs- und Präqualifikationsphase angelegt, skizzierte Dossi,
wobei Arbeitsproben zu Referenzprojekten – Architektur und Denkmalschutz, Generalplanung, Haustechnik, Energie
und Nachhaltigkeit, Statik und Erdbebensicherheit, Barrierefreiheit – verlangt worden seien.
Das Ergebnis dieses Vorprüfverfahrens durch die Auswahlkommission wird laut Dossi im Mai vorliegen, in einer
mehrtägigen Klausur werden dann 10 Bewerber für die zweite Stufe des Vergabeverfahrens ausgewählt.
Diese werden eingeladen, gestalterische, funktionale, technische und organisatorische Lösungsansätze
auszuarbeiten. Die Konzepte im Umfang eines Vorentwurfs haben aus einem Qualitätsangebot, das im Wesentlichen
einer Wettbewerbsarbeit gleichkommt, und einem wirtschaftlichen Angebot zu bestehen. Für die Ausarbeitung
stehen drei Monate zur Verfügung, somit sollte Ende des Jahres feststehen, wer den Zuschlag für den Auftrag
erhält. Die Beurteilung der Vorschläge und die Ermittlung des besten Projekts erfolgt in einem anonymen
Verfahren, sie würden nach genauen Auswahl- und Eignungskriterien eines Architektur-Wettbewerbs bewertet,
erläuterte Architekt Ernst Beneder. Nach Vorlage des Qualitätsangebots könne dann die Politik über
das Sanierungsvolumen endgültig entscheiden.
Sanierung soll auch Weiterentwicklung des Parlamentarismus dienen
Die Sanierung stellt die Verantwortlichen vor eine enorm komplexe Aufgabe. Dabei geht es nicht nur um die bauliche
Komponente und Öffnung des Hauses, sondern auch um inhaltliche Aspekte. Der Parlamentarismus werde sich weiterentwickeln,
meinte Nationalratspräsidentin Prammer, das bedeute, mit der baulichen Sanierung müsse auch eine Antwort
auf den Demokratieanspruch gegeben werden, man sei gefordert, die Zukunft zu formulieren. Prammer sprach in diesem
Zusammenhang von einer "Ertüchtigung des Parlamentarismus". Es gelte, die Schnittstelle zu einer
neuen Medienlandschaft zu finden, denn diese baulich architektonische Entsprechung sei in dem von Theophil Hansen
konzipierten Bau nicht vorhanden, ergänzte Architekt Beneder.
Der Architekt ließ seinerseits auch keinen Zweifel daran, dass die Substanz des Gebäudes dringenden
Sanierungsbedarf hat. Das betreffe nicht nur die gesamte Haustechnik, sondern auch die Statik sowie sämtliche
baupolizeiliche Vorschriften. Es gibt fast keinen Punkt, der nicht in irgend einer Form angegriffen werden muss,
hielt Beneder fest. In dem Haus liege jedenfalls ein enormes Potential, würdigte Beneder die Leistungen Hansens,
es sei weltweit eines der eindrucksvollsten Parlamentsgebäude, so sein Befund.
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