ForscherInnen der Uni Graz untersuchen Auswirkungen von Koffein auf die Muskelkraft
Graz (universität) - Kaffee ist mehr als nur Genuss: Die dunkle Bohne macht wach, erhöht die Leistungsfähigkeit
und wirkt stimulierend. Auch bei SportlerInnen ist dieser Effekt zu beobachten: „Die Zugabe von Koffein führt
zu einer Steigerung der Maximalkraft“, weiß Mag. Philip Höher, Dissertant am Institut für Sportwissenschaft
der Karl-Franzens-Universität Graz. Er untersucht in seiner Doktorarbeit, wie sich die Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung
im Muskel, speziell bei schnellen Bewegungen, durch Koffein verändert. Ziel ist es, diese individuellen Unterschiede
mathematisch zu modellieren.
Ein reges Zusammenspiel vieler Faktoren führt zum Leistungsschub, den Kaffee-LiebhaberInnen schätzen:
Das Koffein fördert die Ausschüttung zahlreicher Neurotransmitter, wie etwa Dopamin oder Serotonin, es
regt das zentrale Nervensystem an und erhöht die Fettspaltung. „Dadurch kontrahieren Muskel schneller, ziehen
sich also rascher zusammen, was gerade bei Ausdauersport von Vorteil ist“, erklärt Höher. In diesem Bereich
ist die leistungssteigernde Wirkung von Koffein eindeutig belegt. Kaum untersucht dagegen ist der positive Effekt
von Koffein während kurzzeitiger Muskelaktivität, wie zum Beispiel bei Sprung- oder Wurfbewegungen. Im
ersten Schritt seiner von Ao.Univ.-Prof. Dr. Sigrid Thaller betreuten Arbeit maß Höher den Zusammenhang
zwischen Koffeingabe und dem Kraft-Geschwindigkeits-Verhältnis im Muskel über den gesamten Bereich der
Kontraktionsgeschwindigkeit. Nicht zu unterschätzen ist bei diesen Messungen der Placebo-Effekt, betont Thaller:
„Auch ProbandInnen, die entkoffeinierten Kaffee zu sich genommen haben, können einen Kraftanstieg um bis zu
10 Prozent verzeichnen.“ Die Ergebnisse der Pilotstudie fließen in ein Modell ein, das den Einfluss von Koffein
auf die Kraft-Geschwindigkeitskurve individuell beschreibt. Die mathematische Modellierung funktioniert dabei wie
ein Blick in den Körper – allerdings ohne diesen mit invasiven Messmethoden zu verletzen.
Neben Höhers Dissertation sind noch viele weitere Untersuchungen am Institut für Sportwissenschaft in
den Forschungsschwerpunkt „Modelle und Simulation“ der Uni Graz eingebunden. In einem vom Wissenschaftsfonds FWF
geförderten Forschungsprojekt, koordiniert von Assoz. Univ.-Prof. Dr Markus Tilp, werden Bewegungs- und Handlungssequenzen
in Ballspielen analysiert, um so das Angriffsmuster der gegnerischen Mannschaft frühzeitig zu erkennen. Auch
die Bestimmung von individuellen Muskeleigenschaften nimmt einen großen Schwerpunkt im Bereich der Modellierung
ein. Hier gibt es etwa Untersuchungen zum Einfluss von Ermüdung auf die geschwindigkeitsabhängige Muskelkraft.
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