Sonderausstellung im Museum Arbeitswelt Steyr von 22.03. bis 31.07.
Steyr (musem arbeitswelt) - Zurückgehend auf die Kooperation zwischen dem Technischen Museum Wien und
der Erste Stiftung, vereint die Sonderschau Museum Arbeitswelt Steyr neun Positionen renommierter Künstler/innen
rund um das Thema Arbeit. Nach aufsehenerregender Präsentation im Technischen Museum wandern die Kunstwerke
auf direktem Weg nach Steyr. Konsequenterweise werden sie auch im Museum Arbeitswelt im Wechselspiel mit dem bestehenden
Ausstellungsensemble in Szene gesetzt. Als Interventionen an unterschiedlichen Orten in die Hauptausstellung working_world.net
integriert, befragen und erweitern sie ihre jeweilige Raumumgebung. Die Ergebnisse dieser Dialoge sind offen und
hängen nicht zuletzt von Fantasie und Interpretation ihrer Betrachter/innen ab.
Gekonnt überbrücken die gezeigten Werke vermeintliche Gegensätze zwischen Kunst und Arbeitswelt,
indem sie auf zugleich faszinierenden wie irritierenden Wegen einige Kernfragen unserer Arbeitsgesellschaft verhandeln:
* Wie verändert sich Arbeit? Wo ist sie Privileg, wo Belastung?
* Was bedeutet es, wenn Arbeitsabläufe automatisiert werden?
* Sind Flexibilität, Mobilität und Arbeitsmigration unsere Zukunft?
* Und wie beeinflussen Arbeit und Nichtarbeit unser Selbstverständnis?
Die künstlerische Erörterung dieser und anderer Fragen erfolgt vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen
und sozialen Lage sowohl in Österreich als auch in den (süd-)östlichen Herkunftsländern der
meisten beteiligten Künstler/innen. Verbunden sind die einzelnen, an verschiedenen Stellen implementierten
Stationen durch ein zweidimensionales Leitsystem. Für Markierungen sorgen Textständer im Stil von Verkehrszeichen
sowie aus recycelter Arbeitskleidung hergestellte Sitzinseln. Dieses System erlaubt es Besucher/innen, das Augenmerk
entweder ganz auf Museum Arbeitswelt Steyr zu legen oder auch Haupt- und Sonderausstellung parallel zu erkunden.
Beteiligte Künstler/innen
Pavel Braila
A Tribute to the Typewriter: The Ink Ribbon’s Fingerprints, 2012 – Videoinstallation
Welche Arbeiten entstehen oder verschwinden durch Technisierung? Eine überdimensionale Tastatur, in der sich
Schreibmaschine und Computer überlagern, bildet das Modell für assoziative Verknüpfungen in dieser
direkt an den Ausstellungsbereich Bürowelten anknüpfenden Videoinstallation: von Geschichten aus dem
Berufsleben an der Schreibmaschine hin zur digitalen Vernetzung von Menschen und Maschinen.
Harun Farocki
Vergleich über ein Drittes, 2007 – Video
Harun Farocki zeigt in einer Doppelprojektion verschiedene Arbeitsverfahren in Afrika, Indien und Europa, mit denen
Ziegel produziert und Bauwerke erstellt werden. Trotz zunehmend automatisierter Herstellung bestehen verschiedene
Produktivitätsstufen parallel.
Anna Jermolaewa
Nordbahn, 2012 – Videoinstallation
Die in St. Petersburg geborene und in Wien lebende Künstlerin führte Gespräche mit Pendler/innen
über deren grenzüberschreitenden Arbeitsalltag, die Umstände ihres Pendelns sowie persönliche
und familiäre Aspekte. In drei Videos kommen diese zu Wort: Sie sind flexibel und oft ohne soziale Absicherung
in Dienstleistungsberufen tätig.
Daniel Knorr
Bettelroboter Alpha & Beta, 2012 – Installation im Museum und im öffentlichen Raum
Knorrs Roboter gehen einer speziellen Arbeit nach, sie sind Bettelroboter. Einer arbeitet im Museum, während
der Doppelgänger sein Geld im öffentlichen Raum Steyrs „verdient“. In Referenz auf das vom Science-Fiction-Autor
Isaac Asimov formulierte Gesetz, dass „ein Roboter für sich selbst sorgen muss“, wird das erbettelte Geld
für Reparaturen oder auch die Herstellung weiterer Roboter verwendet.
Ulrike Lienbacher
Elite | Körper, 2012 – Installation, Video
Lienbacher untersucht den menschlichen Körper unter den Aspekten von Optimierung, Normierung, Kontrolle und
Leistung. Anstelle des von Schwerarbeit gekennzeichneten Körpers tritt der trainierte. Mit Porzellan aus der
Wiener Manufaktur Augarten wurde ein Arrangement an Hanteln und Gewichten erstellt, das die Beziehung zwischen
Sport und Arbeit in neues Licht rückt.
Ulrike Lienbacher
Detektive, 2012 – Installation
Auf die Kontrolle von außen verweist ein anderes Kunstwerk der österreichischen Künstlerin. Sie
positioniert im Eingangsbereich des Museums zahlreiche Spiegel, die in Industriehallen für die Überwachung
der Arbeitenden verwendet werden. Die Spiegel drehen sich nach dem Zufallsprinzip wie von unsichtbarer Hand gesteuerte
Instrumente der anonymen Beobachtung.
Anne Tallentire
Drift:diagram xii, 2002/2012 – Video
Zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten gefilmt, nimmt Tallentire häufig übersehene Tätigkeiten
von Menschen in den Blick, die im Finanzdistrikt Londons arbeiten. Die Künstlerin erweitert dabei den Ausstellungsbereich
Neue Arbeitsformen mit der Frage, welche Arbeit Aufmerksamkeit erhält oder unbemerkt bleibt.
Adrian Paci
Turn On, 2004 – Video
In der Hoffnung, dass ihnen jemand Arbeit gibt, versammeln sich jeden Tag arbeitslose Männer im albanischen
Shkodra. In Pacis bewegendem Video werfen die Arbeitssuchenden Generatoren an und beleuchten mit Glühbirnen
ihre eigenen, resignierten Gesichter. Mit der erzeugten Energie wird das Brachliegen ihrer Arbeitskraft ins Licht
gerückt – ausgerechnet im Ausstellungsbereich Weltweite Arbeitsteilung.
Sukzessive werden die Stationen um eine weitere künstlerische Intervention aus der Region erweitert, die im
Rahmen eines kreativen Dialogs zwischen Jugendlichen der Polytechnischen Schule Großraming und dem Treffpunkt
mensch & arbeit Steyr entsteht.
Eine Ausstellung des Technischen Museums Wien und der Erste Stiftung.
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