Ein Stadtplaner von damals und Fahrgäste von heute wurden dazu befragt
Wien (rk) - "Für uns ging es darum, dass die Menschen möglichst rasch, möglichst kurz
die U-Bahn erreichen. Das war das Hauptziel des U-Bahn-Baus", sagt Walter Hinkel, U-Bahn Bauleiter am Karlsplatz.
Der pensionierte Stadt Wien-Mitarbeiter gehörte in den 1960er Jahren der Abteilung "Unterirdischer Bahnbau"
an. "Ich bin stolz, mitgeholfen zu haben, den Wienern eine Freude zu machen", so Hinkel, der noch heute
mit großem Interesse die Entwicklung der Wiener U-Bahn verfolgt – zu sehen auf http://www.wien.at/tv.
Die Freude darüber ist bis in unsere Tage ungebrochen: Rund 2,5 Millionen Fahrgäste nutzen täglich
die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien, die in einem Jahr eine Strecke zurücklegen, die jener 87 Mal
zum Mond und zurück entspricht. Mittlerweile stehen fünf U-Bahn-Linien mit 101 Stationen und 75 Kilometer
Gleisnetz zur Verfügung. Der Tenor der Befragten – egal, ob Wienerinnen, Wiener, Pendler oder Gäste aus
aller Welt – ist eindeutig: "Die U-Bahn ist ein großartiges Verkehrsmittel, das Wien zu einer Weltstadt
macht."
"Wiener Maulwurf" grub ersten Tunnel der Stadt
In den 1970er Jahren war am Karlsplatz Europas größte Baustelle zu finden. Dort grub sich eine riesige
Schildmaschine mit rotierenden Blättern, der sogenannte Wiener Maulwurf, für die U-Bahn durch den Untergrund
in Richtung Stephansplatz. Im Vorfeld wurde prophezeit, dass der Stephansdom durch die Bauarbeiten einstürzen
würde. Die Planer und Arbeiter sorgten dafür, dass der Wiener Maulwurf sorgsam grub und die Tunneldecke
stabil abgesichert wurde. Allen Unkenrufen zum Trotz steht das Wiener Wahrzeichen bekanntlich immer noch. Hingegen
ein Bauwerk, das als sicher und stabil galt, stürzte 1976 ein: die Reichsbrücke. Dieses tragische Ereignis
trieb letztlich den U-Bahnbau voran. Denn die Brücke musste nun neu errichtet werden und dabei wurde die eigentlich
für später geplante Verlängerung vom Praterstern bis Kagran vorgezogen. Die U-Bahntrasse wurde direkt
unter der Fahrbahn gebaut. Am 25. Februar 1978 wurde schließlich die erste Teilstrecke – vom Karlsplatz zum
Reumannplatz – der U-Bahn-Linie 1 feierlich eröffnet. Damit wurde auch der erste U-Bahn-Tunnel Wiens in Betrieb
genommen.
2017 bis Oberlaa
Ein weiterer baulicher Kraftakt war die Untertunnelung des Donaukanals bei der U2-Verlängerung bis zum
Stadion, im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2008. Unglaubliche 14 Meter unter der Wasseroberfläche
musste der Wiener Maulwurf graben. Damit kein Wasser eindrang, wurde Minus 140 Grad Celsius kalter Stickstoff eingesetzt.
Weniger spektakulär, aber nicht weniger positiv für die Erschließung neuer Stadtentwicklungsgebiete,
ist die weitere Verlängerung der U-Bahnlinie 2 bis aspern Seestadt, was bis 2014 gelingen soll. Und auch die
erste Wiener U-Bahn, die rote Linie 1, wird weitergeführt und soll bis 2017 Oberlaa erreichen.
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