Österreichs Industrie bleibt in Wartestellung – Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt
im März abermals geringfügig auf 48,1 Punkte
Wien (bank austria) - Die Belebung der heimischen Industrie lässt weiter auf sich warten. „Der Bank
Austria EinkaufsManagerIndex sank im März um 0,2 auf 48,1 Punkte und fiel damit wieder auf das Niveau vom
Jahresende 2012 zurück. Der Indikator liegt damit nun bereits den neunten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsgrenze
von 50 Punkten“, erklärt Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Der Indikator, der das Ergebnis der
Umfrage zur Konjunkturlage in der österreichischen Industrie in einem Wert wider gibt, kommt nach der Überwindung
des Tiefpunkts zum Jahreswechsel 2012/2013 nicht mehr vom Fleck und macht damit deutlich, dass die erwartete Wirtschaftserholung
im ersten Quartal noch nicht eingesetzt hat. „Die Auftragslage insbesondere aus dem Ausland hat sich im März
erneut deutlich verschlechtert, was zu Produktionskürzungen geführt hat. Auch abnehmende Auftragspolster,
geringere Einkaufsmengen, kürzere Lieferzeiten und sinkende Preise weisen auf die anhaltende Industrieflaute
hin, während derzeit einzig die Schaffung neuer Jobs ein ermutigendes Zeichen für die Zukunft ist“, meint
Bruckbauer.
Die Unsicherheiten nach den Wahlen in Italien sowie die Entscheidungen über Zypern belasten die Stimmung in
der Industrie. „Die Auftragslage verschlechterte sich im März deutlich, da sowohl die Binnennachfrage als
auch das Ordervolumen aus dem europäischen Ausland stark nachließen. Die Industriebetriebe fuhren daher
die Produktion spürbar zurück“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Einbußen in der
Produktionsleistung waren im März die stärksten seit einem halben Jahr, dennoch bauten sich die Auftragspolster
insbesondere von Vorleistungsgütern beschleunigt ab.
Die Konjunkturflaute ließ die Preise einiger Rohstoffe und Vormaterialien sinken. Insgesamt kam es im März
zum stärksten Rückgang der Einkaufspreise seit vorigem Sommer. Erstmals seit vier Monaten mussten allerdings
auch die Verkaufspreise leicht reduziert werden, eine Folge des starken Wettbewerbs im schwachen Nachfrageumfeld.
„Den dritten Monat in Folge stärken die Preistrends die Ertragslage der Unternehmen, denn die spürbaren
Preissenkungen im Einkauf schlugen sich nicht in vollem Umfang in den Verkaufspreisen nieder. Darüber hinaus
haben die heimischen Industriebetriebe aktiv versucht die Kosten- bzw. Ertragslage durch eine konsequente Fortsetzung
von Lagerabbauprogrammen positiv zu beeinflussen. Sowohl die Fertigwaren- als auch die Vormateriallager wurden
im März weiter reduziert“, führt Pudschedl aus. Die Bestände an Vormaterialien sinken nun bereits
fast über ein ganzes Jahr und im März deutlich stärker als in den beiden Vormonaten, was sich auch
in einer spürbaren Einschränkung der Einkaufsmenge widerspiegelt. Aufgrund der abnehmenden Einkaufsvolumina
der Industriebetriebe verkürzten sich die durchschnittlichen Lieferzeiten der Zulieferer, die über mehr
und mehr unausgelastete Kapazitäten verfügen, nun den zweiten Monat in Folge.
Nachdem die Beschäftigung in den vergangenen neun Monaten stetig abgebaut wurde, schafften die befragten österreichischen
Industriebetriebe im März per Saldo überraschend erstmals wieder mehr neue Jobs. Ungeachtet der jüngsten
Verunsicherungen haben die heimischen Produktionsunternehmen neue Arbeitskräfte eingestellt, um strategisch
gut auf die nun bereits längere Zeit aufgeschobene Umsetzung langfristig ausgerichteter Expansionspläne
vorbereitet zu sein.
Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex gibt mit seinem leichten Rückgang im März beziehungsweise
der Stagnation seit dem Jahreswechsel 2012/2013 ein klares Signal, dass die erwartete wirtschaftliche Erholung
noch nicht in die Gänge gekommen ist. „Die Industrie hat bislang keine notwendigen Impulse geben können,
die der österreichischen Wirtschaft im ersten Quartal zu einem zumindest moderaten Wirtschaftswachstum verholfen
hätten. Nach dem leichten Rückgang des BIP im Schlussquartal 2012 vermehren sich mittlerweile die Anzeichen,
dass zu Beginn des laufenden Jahres die heimische Wirtschaft nur stagniert ist“, meint Bruckbauer.
Die Gründe für Verschiebung der Belebung der heimischen Wirtschaft sind vielfältig. Die Erholung
im Euroraum verläuft zaghafter als erwartet und zudem schwächen die Unsicherheiten nach der Wahl in Italien
und die nicht optimal abgelaufene Abhandlung der Unterstützung Zyperns. „Auch wenn im Falle Zyperns einiges
Porzellan zerschlagen wurde, die wesentlichen Eckpfeiler für eine wirtschaftliche Erholung stehen: Die fiskalischen
Bremsen werden 2013 weniger stark wirken als im Vorjahr, erste Konsolidierungserfolge sind in den Peripherieländern
sichtbar mit nachhaltigen Erfolgen für die Wettbewerbsfähigkeit und die Krisenmechanismen, wie der ESM
und das Ankleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (OMT - Outright Monetary Transactions) sollten helfen
die Unsicherheiten zu überwinden“, zeigt sich Bruckbauer vorsichtig optimistisch und meint weiter: „Es ist
erstaunlich, dass der Euroraum, der ein niedrigeres Schuldenniveau als die USA oder Japan aufweist, durch sein
suboptimales Krisenmanagement sich deutlich schwerer tut, Beruhigung und Zuversicht zu vermitteln.“
Nach dem schwachen ersten Quartal ist nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria im Verlauf des Frühlings
trotzdem eine spürbare Belebung der heimischen Wirtschaft, unterstützt durch eine Erholung der Industrie,
zu erwarten. „Für das Gesamtjahr 2013 gehen wir unverändert von einem Wirtschaftswachstum von knapp unter
1 Prozent aus, da in unserer Prognose ein schwacher, wenn auch nicht ganz so schwacher Jahresbeginn eingerechnet
ist. Zwar haben sich die Risiken in den vergangenen Wochen deutlich nach unten verschoben, trotzdem ist es noch
zu früh die Hoffnung auf einen Aufschwung 2013 aufzugeben,“ meint Bruckbauer. Allerdings haben die Ökonomen
der Bank Austria die Erwartungen für das heimische Industriewachstum auf nur noch 1 Prozent im Jahresdurchschnitt
2013 zurückgenommen.
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