GD Koren: Die Gesundung und Wiedererstarkung der Bank ist ein Prozess,
der Zeit in Anspruch nimmt
Wien (övag) – „Das Jahr 2012 brachte für die ÖVAG und den ÖVAG Konzern dramatische Veränderungen.
Im April kam es aufgrund der schweren Verluste des Jahres 2011 zu einer Teilverstaatlichung der Bank. Diese Teilverstaatlichung
war begleitet von sehr harten Auflagen der EU Kommission und der Republik Österreich. Die ÖVAG muss dramatisch
verkleinert und in ihrer strategischen Ausrichtung vollständig neu aufgestellt werden“, so ÖVAG Generaldirektor
Stephan Koren.
„Derzeit ist die ÖVAG de facto eine Abbaubank, die so gut wie ihr gesamtes Eigengeschäft im In- und Ausland
beenden muss. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass solche Abbauprozesse oft mit erheblichem Kapitalverzehr verbunden
sind. Es ist und war daher aus der Sicht des Vorstandes dringend geboten, den Abbauprozess so rasch und konsequent
wie nur möglich voranzutreiben. Dies einerseits um die resultierenden Kosten zu minimieren, vor allem aber
um möglichst rasch Handlungsfähigkeit zurück zu gewinnen, um die Zukunft der Bank und des Sektors
zu gestalten. In den vergangenen Monaten haben wir in Umsetzung dieser Strategie schon einiges erreichen können.
Die Bilanzsumme des Konzerns respektive die RWAs (bezogen auf das Gesamtrisiko) konnten vom Ultimo 2011 auf den
Ultimo 2012 um EUR 13,5 Mrd. respektive um EUR 9,5 Mrd. verringert werden. Trotz damit verbundener Kosten konnte
daher die Kapitalbasis verbessert werden.“
Differenz zwischen Konzern- und Einzelabschlussergebnis
Das Konzernergebnis vor Steuern beträgt per 31.12.2012 EUR 499 Mio., das Konzernergebnis nach Steuern
und Minderheitenanteilen liegt bei EUR 313 Mio. Im Einzelabschluss dagegen wird für das Jahr 2012 ein Verlust
in Höhe von EUR -131 Mio. ausgewiesen. Die Abweichung zwischen den Ergebnissen auf Konzern- und Einzelinstitutsbasis
ergibt sich vor allem aus den unterschiedlichen Rechnungslegungsvorschriften für den Konzernabschluss (IFRS)
und den Einzelabschluss (UGB).
Konzernergebnis per 31.12.2012 von Sondereffekten beeinflusst
Im operativen Geschäft schließt der ÖVAG Konzern das Jahr 2012 auch nach IFRS negativ ab, für
das laufende Geschäftsjahr wird ebenfalls ein negatives operatives Konzernergebnis erwartet.
Das Konzernergebnis des Jahres 2012 ist durch Sondereffekte positiv beeinflusst. Neben der Verbuchung der Herabsetzung
des Partizipationskapitals und der Berücksichtigung der Verlustbeteiligung von Ergänzungskapital stellen
auch die Erträge aus den Rückkäufen von hybridem Tier I Kapital und Tier II Kapital, die in der
Berichtsperiode erfolgten, Sondereffekte dar.
Konzernergebnis des Geschäftsjahrs 2012 im Detail
Im Vorjahresergebnis ist das Ergebnis 1-9/2011 der Volksbank Rumänien, die ab Oktober 2011 at equity bewertet
wird, noch enthalten.
Per 31.12.2012 beträgt der Zinsüberschuss EUR 220 Mio. und liegt damit um EUR 174 Mio. unter dem Vorjahreswert.
Im Zinsüberschuss des Vorjahres war die Volksbank Rumänien mit EUR 46 Mio. enthalten. In den Segmenten
Non-core Unternehmen und Non-core Immobilien ist das Zinsergebnis in Folge des Asset Abbaus um EUR 36 Mio. bzw.
EUR 20 Mio. gesunken. Auch im Segment Financial Markets/Bankbuch hat sich der Zinsüberschuss verringert, dies
ist zum einen auf die Zinsanpassungselastizität – die Anpassung an das niedrige Zinsniveau erfolgt auf der
Aktivseite schneller als auf der Passivseite – und zum anderen auf den hohen Liquiditätspuffer (EUR 4 Mrd.
per 31.12.2012), den die ÖVAG in ihrer Funktion als Spitzeninstitut hält, zurückzuführen.
Der Provisionsüberschuss hat sich gegenüber dem Vorjahr um EUR 36 Mio. verringert und liegt Ende 2012
bei EUR 58 Mio. Das Handelsergebnis dagegen ist um EUR 29 Mio. auf EUR 32 Mio. angestiegen.
Der Verwaltungsaufwand konnte um EUR 36 Mio. auf EUR -264 Mio. gesenkt werden. Der Personalstand, bereinigt um
die Veräußerungsgruppe, verringerte sich gegenüber dem Ultimo 2011 um 126 Mitarbeiter und beträgt
nun 1.912 Mitarbeiter. Davon sind 775 nicht in Österreich beschäftigt (großteils Volksbank Leasing
International). Der Abbau fand fast ausschließlich im Inland (ÖVAG) statt.
Das sonstige betriebliche Ergebnis beträgt per 31.12.2012 EUR 772 Mio. Die Verbuchung der Herabsetzung des
Partizipationskapitals und die Berücksichtigung der Verlustbeteiligung des Ergänzungskapitals wurde mit
EUR 648 Mio. im sonstigen betrieblichen Ergebnis erfasst. In dieser Position wurde auch der Ertrag aus dem Rückkauf
von hybridem Tier I Kapital sowie Tier II Kapital von in Summe EUR 183 Mio. verbucht. Die Bankensteuer, die ebenfalls
im sonstigen betrieblichen Ergebnis enthalten ist, beträgt im Berichtszeitraum EUR -46 Mio.
Die Risikovorsorgen haben sich um EUR 263 Mio. erhöht und belaufen sich zum Jahresultimo auf EUR -367 Mio.
Angestiegen sind die Risikovorsorgen vor allem im Segment Non-core Immobilien (um EUR 212 Mio.) und im Segment
Non-core Unternehmen (um EUR 90 Mio.).
Per 31.12.2012 beträgt das Ergebnis aus Finanzinvestitionen EUR -1 Mio. Gegenüber dem Vergleichswert
des Vorjahres, der unter anderem durch die Abwertung griechischer Staatsanleihen stark belastet war, hat es sich
um EUR 440 Mio. erhöht. Das Ergebnis aus
dem Verkauf der VICTORIA Versicherungsgesellschaften (EUR 18 Mio.) wird in dieser Position ausgewiesen.
Im Ergebnis eines aufgegebenen Geschäftsbereichs sind unter anderem das Ergebnis der Entkonsolidierung der
VBI und deren Vorsteuerergebnis für den Zeitraum 01.01. bis 15.02.2012 (Closing des Verkaufs und Entkonsolidierung)
von insgesamt EUR 36 Mio. dargestellt.
Die Bilanzsumme des ÖVAG Konzerns sinkt in Übereinstimmung mit der Redimensionierungsstrategie kontinuierlich.
Zum 31.12.2012 liegt die Bilanzsumme bei EUR 27,7 Mrd. und damit um EUR 13,5 Mrd. unter dem Wert zum Jahresultimo
2011. Ein Teil des Rückgangs der Bilanzsumme (EUR 8,8 Mrd.) ist auf die Entkonsolidierung der VBI zurückzuführen.
Die Kapitalmaßnahmen (Kapitalherabsetzung und nachfolgende Kapitalerhöhung), die Entkonsolidierung der
VBI und weitere Asset Verkäufe haben zu einer Steigerung der Kapitalquoten geführt. Die Tier I Quote
(bezogen auf das Gesamtrisiko) ist um 2,1 Prozentpunkte auf 10,9 % gestiegen, die Eigenmittelquote (bezogen auf
das Gesamtrisiko) liegt mit 15,7 % per 31.12.2012 um 3 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.
Ausblick
Aufgrund des Verlustes im Einzelabschluss 2012 sind Zinszahlungen auf Ergänzungskapital im laufenden Geschäftsjahr
nicht möglich. Der Vorstand der Österreichischen Volksbanken-AG hat bereits im November letzten Jahres
bekanntgegeben, dass auch für 2013 mit einem Verlust im Einzelabschluss gerechnet werden muss und daher Zinszahlungen
auf Ergänzungskapitalanleihen auch im Jahr 2014 nicht zu erwarten sind.
Eine Schüttung von Dividenden auf Aktien, Partizipationskapital und Zertifikate auf Partizipationskapital
ist in Folge des Dividendenschüttungsverbotes der Europäischen Kommission während der Umstrukturierungsphase,
die bis Ende 2017 dauert, nicht möglich.
Generaldirektor Koren abschließend: „Die Gesundung und Wiedererstarkung der Bank ist ein Prozess, der Zeit
in Anspruch nimmt. Ich rechne damit, dass uns in diesem Jahr und auch noch 2014 die Abbauthemen und die daraus
resultierenden Herausforderungen massiv beschäftigen werden. Ich bin aber optimistisch, dass wir ab 2015 zunehmend
die Erfolge einer einheitlichen Verbundsteuerung werden erkennen können. Die Steuerzahler sind für die
ÖVAG gewaltig in Vorlage getreten. Sie haben ein Anrecht, dass es zu den notwendigen Veränderung kommt,
die eine erfolgreiche Zukunft des Sektors sicherstellen. Nur wenn es gelingt innerhalb des Sektors und zwischen
ÖVAG und Sektor alle Synergien und Effizienzsteigerungen zu heben, wird es ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell
für die Volksbanken geben. Dies umzusetzen ist unsere gemeinsame Aufgabe.“
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