UniBRITE nach Schrecksekunde in bester Verfassung
Wien (universität) - Vor einem Monat starteten UniBRITE und BRITE-Austria (TUGSAT-1), die beiden baugleichen
Nanosatelliten der Universität Wien und der TU Graz, von Indien aus erfolgreich in den Weltraum. Derzeit läuft
die sogenannte "Kommissionierungsphase": Die Satellitenkomponenten werden schrittweise eingeschaltet
und getestet. Beide Satelliten sind im Weltraum stabilisiert und bislang läuft alles… fast alles nach Plan:
Schrecksekunden durchlebten die beteiligten WissenschafterInnen als der 1990 gestartete OSCAR-15-Satellit sich
auf wenige Meter UniBRITE näherte und ein Zusammenstoß befürchtet wurde.
Die Satelliten sind inzwischen grob auf die kontinuierlich sichtbare Zone des "Satellitenhimmels" ausgerichtet.
Dabei handelt es sich um jene kleine Zone, die für die Satelliten während ihres gesamten Bahnumlaufes
für Testbeobachtungen zugänglich ist, wo also weder Sonne, Mond oder Erde die Sicht behindern. Der Auftrag
der Nanosatelliten ist es, möglichst genaue Messungen von Sternintensitäten durchzuführen. Die geforderte
Messgenauigkeit der Sternintensitäten wird durch Verteilen des Lichts auf mehrere Bildelemente des Detektors
erreicht. "Dabei kommen CCD-Sensoren zum Einsatz, das sind lichtempfindliche elektronische Bauelemente wie
sie bei vielen digitalen Kameras auch verwendet werden", erklärt Werner Weiss, Astrophysiker an der Universität
Wien und Leiter der BRITE-Constellation.
Erste Bilder in zwei Wochen
Im Normalbetrieb ist ein Sternfeld nicht ununterbrochen beobachtbar, weil sich die Erde in das Gesichtsfeld
schiebt. Der Satellit muss dann bei jedem erneuten Umlauf um die Erde neu ausgerichtet werden, wenn das Zielgebiet
wieder sichtbar wird. "Deshalb testen wir zuerst die Präzisionspositionierungen von UniBRITE und BRITE-Austria",
so Werner Weiss von der Universität Wien: "Dies ist Voraussetzung für die wissenschaftliche Nutzung
beider Satelliten. UniBRITE wird plangemäß in etwa zwei Wochen die ersten Bilder aufnehmen und zur Bodenstation
der Universität Wien schicken. Dann können wir mit unseren wissenschaftlichen Auswertungen starten."
Schrecksekunden bei Beinahe-Kollision mit anderem Satelliten
Bei all den guten Nachrichten gab es im Rahmen des Projekts aber einen Moment, bei dem den AstrophysikerInnen beinahe
der Atem stillstand. "Am 15. März erreichte uns die Nachricht vom Joint Space Operations Center der US-Airforce
in Kalifornien, dass sich der im Jahr 1990 gestartete OSCAR-15 Satellit auf 255 Meter unserem UniBRITE-Satelliten
näherte. Dabei lag die Abschätzungsgenauigkeit nur wenig unter 100 Meter. Wir hatten große Befürchtungen,
dass es einen Zusammenstoß im Weltraum geben könnte", so Werner Weiss. Zwei Tage später konnten
die Angaben präzisiert werden. Die Distanz schrumpfte auf 178 Meter, aber die Unsicherheit lag nur noch bei
etwa 10 Meter. Inzwischen ist bekannt, dass es keinen Zusammenstoß gab. Jedoch wird auch in Zukunft mit solchen
Schockerlebnissen zu rechnen sein.
|