Planungen für Hauptbahnhof-Areal östlich des Helmut-Zilk-Parks stehen fest
Wien (rk) - Während auf einem Großteil des Geländes um den neuen Hauptbahnhof bereits Wohnungen,
Büros und Gewerbeflächen entstehen, dient das Areal östlich des Helmut-Zilk-Parks derzeit noch als
Baustellenfläche. Jetzt wurde der Masterplan für dieses Teilgebiet überarbeitet, das mit 11 Hektar
doppelt so groß ist wie der Wiener Stadtpark. Damit stehen die Planungen fest. "Ab 2016 wird hier ein
Stadtteil mit wertvollem Wohnraum für rund 3.500 WienerInnen entstehen. Es wird ein innerstädtisches
Quartier werden, in dem die Menschen gerne leben wollen: mit Platz zum Flanieren, Spielen, mit Begegnungsmöglichkeiten
und bester Infrastruktur, besonders was Bildung, Nahversorgung oder Mobilität betrifft. Es gibt viele neue
Ansätze die wir hier verfolgen, um Innovation und soziale Durchmischung zu fördern. Unter anderem werden
auch Baugruppen eingeladen, um sich ihren eigenen Wohnraum zu errichten", so Wiens Vizebürgermeisterin
und Planungsstadträtin Maria Vassilakou.
Jahrhundertchance für Favoriten
Josef Kaindl, Stellvertretender Bezirksvorsteher von Favoriten: "Mit diesem Projekt entsteht ein neuer
Stadtteil in Favoriten. Wo früher der Bahndamm eine Barriere zwischen den Bezirken darstellte, ist nun eine
vernünftige Durchwegung in die angrenzenden Gebiete möglich. Attraktives Wohnen in unmittelbarer Nähe
einer der wichtigsten Verkehrsstationen Österreichs und ein ca. acht Hektar großer Park sind eine hervorragende
Kombination für eine Großstadt. Die Erreichbarkeit des urbanen Favoriten mit seiner Fußgängerzone
und der guten Infrastruktur sind ein weiterer, wichtiger Aspekt dieser Entwicklung. Für Favoriten ist dies
eine Jahrhundertchance und diese gilt es, gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu nutzen."
ÖBB entwickeln Abstellgleise zu lebenswerten Stadtteilen
Herbert Logar, Geschäftsführer der ÖBB Immobilienmanagement GmbH: "Gemeinsam mit der Stadt
Wien, den Planern und allen weiteren Beteiligten sind wir mit dem kooperativen Verfahren einen ganz neuen Weg in
der Stadtentwicklung gegangen. Das erstellte städtebauliche Leitbild und der kooperative Masterplan sind die
beste Grundlage, auf der wir nun einen lebendigen Stadtteil mit hoher Wohn- und Lebensqualität schaffen. Wir
legen bei unseren Stadtentwicklungsprojekten Wert auf nachhaltige urbane Konzepte, die die Grundlage von lebendigen
Stadteilen mit hoher Wohn- und Lebensqualität sind. Daher haben wir auch bei diesem Projekt die städtebauliche
Situation optimiert und einen verstärkten Fokus auf kleinteilige Strukturen gelegt. Es entsteht ein lebenswertes
Stadtviertel, das vom Individualverkehr weitgehend durchfahrtsfrei ist."
Vorzeigeprojekt der Stadtentwicklung
Das Viertel und die Gebäude orientieren sich an den Qualitäten gründerzeitlicher Stadtteile.
Eine kleinteilige Parzellierung der Grundstücke wird zu einer höheren Vielfalt an Nutzungen und der Architektur
beitragen. In Anlehnung an gründerzeitliche Gebäude sind nutzungsoffene Strukturen geplant, die für
zukünftige, veränderte Ansprüche flexibel bleiben. Die Widmung soll auch Häuser mit großzügigeren
Raumhöhen ermöglichen. Das Entstehen einer belebten Erdgeschoßzone ist von höchster Bedeutung.
An stadtplanerisch wichtigen Punkten werden Grundstücke an BauträgerInnen vergeben, die zu einem besonders
attraktiven Stadtbild beitragen können und die stadtplanerischen Ziele dieses Gebiets bestmöglich umsetzen.
Im Sinne der Vielfalt sind vier Bereiche für Baugruppen reserviert. Das bietet Interessierten die Möglichkeit,
sich zusammen zu schließen und für sich selbst eigenen Wohnraum zu schaffen. Die innerstädtische
Lage erlaubt auch ein innovatives Mobilitätskonzept mit optimaler Anbindung an den öffentlichen Verkehr,
attraktiven FußgängerInnen-Routen und zentralen Quartiersgaragen.
Attraktive, urbane Freiräume
Ziel der Überarbeitung des Masterplans ist es, den öffentlichen Raum zu attraktivieren und nutzbarer
zu machen. Im Zuge eines kooperativen Verfahrens wurden Planungsgrundsätze formuliert, die in den neuen Masterplan
und damit in die Flächenwidmung einfließen. "Die Komplexität der Stadt widerspiegelt sich
im Masterplan. Wichtig ist, dass nicht alle Regeln bereits jetzt final fixiert sind, sondern sich einem weiterem
Entwicklungsprozess öffnen können. Dies betrifft sowohl urbane Freiraume wie Bauvolumina", so Max
Rieder, Architekt und Teilnehmer des kooperativen Verfahrens. Die wesentlichen Planungsgrundsätze sind:
- Verlegung der Erschließungsstraße an die Bahntrasse und damit Bündelung
der Verkehrsachsen. Dadurch kann das Gebiet als Einheit entwickelt werden. Der Bereich zwischen den Gebäuden
wird frei. Es ergeben sich viele neue Nutzungsmöglichkeiten
- Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität können entstehen.
- Ausbildung einer verkehrsberuhigten Promenade
- Entwicklung von Querungen und Sichtachsen, wodurch an der Promenade Plätze
entstehen.
- Attraktivierung der Erdgeschoßzone
- Betonung wichtiger Orte durch Hochpunkte und durch Definition der wichtigen Raumkanten
- Zentrale Stellplätze in Quartiersgaragen
Ausgangslage für Planung
Der neue Stadtteil am Hauptbahnhof Wien kann entstehen, weil die ÖBB ehemalige Bahnflächen in zentraler
Lage, die für den modernen Bahnbetrieb nicht mehr benötigt werden, bereitstellen. Mit der Teilinbetriebnahme
des Hauptbahnhofs im Dezember 2012 wurde beim Projekt Hauptbahnhof der erste Schritt der Umsetzungsphase abgeschlossen.
Noch 2013 sollen die ersten Wohnungen im Sonnwendviertel bezogen werden. Die Arbeiten am Bildungscampus laufen
ebenso wie jene am Erste Campus und an der ÖBB-Konzernzentrale. Mit Erdarbeiten für den Helmut-Zilk-Park
wird noch heuer begonnen. Nach wie vor werden aber große Flächen für Baustelleneinrichtungen benötigt.
Zu diesen Flächen zählt insbesondere das Areal östlich des neuen Parks. Der seit 2004 gültige
Masterplan sah für diesen Bereich bisher zwei strikt voneinander getrennte Funktionsbereiche vor: Wohnen entlang
des Parks, Gewerbe entlang der Bahn. Im Zuge der Weiterentwicklung des Areals wurde der bisherige Masterplan aktualisiert
und an die aktuellen Anforderungen angepasst. Die ÖBB planen für Anfang 2014 einzelne Baufelder zur Verfügung
stellen zu können. Voraussichtlich ab 2016 werden auf dem Areal Wohnungen für rund 3.500 WienerInnen
und Büros für rund 2.200 Arbeitsplätze gebaut.
Ausstellung
Der überarbeitete Masterplan und ein Modell des Stadtentwicklungsgebiets sind im Rahmen einer Ausstellung
öffentlich zugänglich. Die Ausstellung ist zu sehen:
5. - 21. April 2013, 8:00 - 22:00 Uhr im bahnorama (10., Favoritenstraße 51)
22. April - 14. Mai 2013 in der Gebietsbetreuung*10 (10., Quellenstraße 149)
Zum kooperativen Verfahren
Die Überarbeitung des Masterplans fand in Form eines kooperativen Verfahrens statt. Dabei wurde die strikte
Funktionstrennung von Wohnen und Gewerbe überprüft, Möglichkeiten zur Neuinterpretation des öffentlichen
Raums ausgelotet sowie eine günstigere Verteilung der Dichte bei gleichbleibender Gesamt-Nutzfläche untersucht.
Nach einem offenen Bewerbungsverfahren wurden folgende Architekturbüros zur Teilnahme eingeladen: Max Rieder,
studiovlay, Rüdiger Lainer & Partner, ARTEC Architekten, Gasparin Meier Architekten, DI Franz Denk.
Der begleitenden Jury gehörten an:
- Arch. Albert Wimmer, ArchIn Kinayeh Geiswinkler, Arch. Thomas Forsthuber, Arch.
Univ. Prof. Erich Raith, Dr Reinhard Seiss, Mag. Christoph Chorherr, Josef Kaindl, DI Christoph Hrncir, DI Robert
Buchner und DI Roland Krebs.
- Als Berater fungierten:
- DI Elke Eckerstorfer (GB*10), DI Maria Auböck (Landschaftsplanung), DI Gunther
Stocker (Verkehrsplanung), Mag. Herwig Krämmer (UVP-Recht)
- Verfahrensorganisator:
- Arch. DI Günther Stefan
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