"Von Prävention bis Intervention" - Fachtagung der Autonomen Frauennotrufe Österreichs
Wien (bpd) - "Es ist wichtig, dass mit dem Aufschrei vieler Betroffener endlich eine umfassende gesellschaftliche
Debatte begonnen hat. Über Twitter haben viele Frauen über ihre Erfahrungen mit Sexismus im Alltag berichtet.
Jetzt ist die Politik aufgerufen zu handeln, den Schutz der Opfer auszuweiten und ein Umdenken in der Gesellschaft
zu fördern", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am 04.04. bei der Fachtagung "Von Prävention
bis Intervention. Sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen". Veranstaltet wird die eintägige Konferenz
vom Bundesverband der Autonomen Frauennotrufe Österreichs im Europahaus in Wien Penzing. Im Mittelpunkt der
Vorträge und Diskussionen stehen die Beratung und Begleitung von Frauen und Mädchen sowie die Möglichkeiten
der Prävention sekundärer Traumatisierung und sexualisierter Gewalt.
Die Frauenministerin wies in ihrer Eröffnungsrede auf die Faktenlage hin: "Meine vierteljährliche
Umfrage 'Frauenbarometer' hat ergeben, dass jede dritte Frau schon einmal sexuell belästigt wurde. Diese Zahl
ist alarmierend und zeigt uns, dass gesetzliche Rahmenbedingungen und Aufklärungskampagnen dringend notwendig
sind, um daran etwas zu ändern". Die geplante Novelle zum Sexualstrafrecht müsse dem Rechnung tragen:
"Ich setze mich weiterhin dafür ein, dass in der aktuellen Novelle des Strafgesetzes alltägliche
sexuelle Belästigungen wie das sogenannte Pograpschen aufgenommen werden", betonte Heinisch-Hosek.
Positiv bewertete die Ministerin die in der Novelle vorgesehenen Strafverschärfungen, wie die Hebung der Strafuntergrenze
bei Vergewaltigungen von sechs Monaten auf ein Jahr. "Nichtsdestotrotz werden Übergriffe gegen die sexuelle
Integrität in Österreich vergleichsweise immer noch milde bestraft. Ich begrüße daher, dass
nunmehr das gesamte Strafrecht im Hinblick auf die Angemessenheit der Strafrahmen bis 2015 durchforstet werden
soll", sagte Heinisch-Hosek. "Ein wichtiger Schritt war auch die Einführung strengerer Vergabekriterien
für Fußfesseln für Sexualstraftäter, die bereits mit Jahresanfang in Kraft getreten sind".
Ebenso hätte die Novelle des Verbrechensopfergesetzes mit einer Erhöhung beim Schmerzensgeld eine Verbesserung
für Opfer gebracht.
"In Summe sind also bereits wesentliche Schritte von der Politik gesetzt worden. Dennoch bleibt noch sehr
viel zu tun und wir sind alle dazu aufgefordert, gerade bei der Prävention, also möglichst früh,
anzusetzen. Wir brauchen weiterhin Kampagnen wie jene gegen sogenannte K.O.-Tropfen. Hier möchte ich vor dem
Sommer noch einmal verstärkt Aufklärungsarbeit leisten", so Heinisch-Hosek. Abschließend dankte
die Frauenministerin den Mitarbeiterinnen der Frauennotrufe für ihren unermüdlichen Einsatz und wünschte
den Tagungsteilnehmerinnen einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch.
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