Globale Liquidität begünstigt Anlageklima – Aktienhausse noch nicht zu Ende
Wien (rzb) - Die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI) hoffen auf einen Konjunkturaufschwung
im zweiten Halbjahr. „Die konjunkturelle Entwicklung in Europa, aber auch in den USA, ist noch zäh. Zwar liefern
die Vorlaufindikatoren, wie ISM- und ifo-Index, laufend Hinweise über eine Stimmungsaufhellung bei den Unternehmen,
doch „hard facts“, wie z. B. Auftragseingänge, lassen vorerst auf sich warten“, sagte Peter Brezinschek, Chefanalyst
von Raiffeisen Research. Trotzdem ist der Research-Experte zuversichtlich. Schon vor der Jahresmitte sollten die
Nettoexporte erste Wachstumszeichen setzen und folglich auch die Investitionen anregen.
Der robuste Arbeitsmarkt und die für Arbeitnehmer erfreuliche Lohnentwicklung in den Kernstaaten der Eurozone
um Deutschland sind ein Argument für Aufwärtstendenzen beim privaten Konsum. „Die deutlich rückläufige
Inflationsrate 2013 erhöht den Realeinkommensspielraum. Die Einkommenseffekte dürften aber erst so richtig
2014 zum Tragen kommen“, so Brezinschek.
Die BIP-Prognosedaten sehen für dieses Jahr in der Eurozone mit minus 0,1 Prozent auf den ersten Blick
verhalten aus, weil das erste Halbjahr recht zögerlich verlaufen dürfte. Insgesamt ist der Trend laut
Brezinschek für die kommenden 12-18 Monate aber nach oben gerichtet. Die Konjunkturdivergenz innerhalb der
Eurozone dürfte aber etwas länger dauern. Die im März implementierten Budgetkürzungen in den
USA sind mit der BIP-Schätzung der Research-Experten von 1,5 Prozent für 2013 kompatibel.
Globale Liquidität begünstigt Anlageklima
Mit bemerkenswerten Kursanstiegen bei Aktien wurde in den ersten Monaten 2013 bei einigen Indizes alte Höchstmarken
anvisiert bzw. übertroffen. Die weltweite Liquidität begünstigt das Anlageklima ebenso wie die Erwartung
einer Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte. Solange die Vorlaufindikatoren nicht wie 2012 nach unten
gehen, ist eine Fortsetzung der freundlichen Kursentwicklung vorgezeichnet. Bei Unternehmensanleihen bleiben die
Renditeaufschläge historisch niedrig. Risikofaktoren bleiben die Regierungsbildung in Italien, das künftige
Zypern-Geschäftsmodell und der Reformwiderstand Frankreichs.
Euro- zu Dollarentwicklung
Seit Jahresanfang sind die Wechselkursbewegungen von Euro zu Dollar meist von der Schuldenkrise in den Euro-Staaten
gezeichnet. „Sobald in Italien eine handlungsfähige Regierung zustande kommt, wird sich die Risikoaversion
an den Renditemärkten zurückbilden. Folglich verringert sich auch die Renditedifferenz und der Euro wird
in diesem Fall rasch Richtung 1,35 EUR/USD zulegen. Es bleibt aber ein Restrisiko, dass sich Italien nicht auf
eine Regierung einigen kann“, so die Research-Experten in ihrem Strategiebericht für das zweite Quartal 2013.
Europäische Aktien langfristig mit höherem Ertragspotenzial
Gemessen am S&P 500 dauerte ein durchschnittliches Hoch historisch gesehen etwas weniger als fünf Jahre
mit einem Kursanstieg im Mittelwert um satte 155 Prozent. Der aktuelle Aufwärtstrend begann vor fast genau
vier Jahren. Seither legte der Markt um 130 Prozent zu. Daraus lässt sich schließen, dass der US-Aktienzyklus
den Beginn seiner Reifephase erreicht hat. Am europäischen Markt haben vor allem die Einbrüche der Unternehmensergebnisse
in den Peripheriestaaten und des hochgewichteten Finanzsektors für eine mäßige Gewinnentwicklung
gesorgt. „Vor dem Hintergrund des anhaltend freundlichen Finanzierungsumfelds und schwacher Arbeitsmärkte
ist unmittelbar kein Ende der Aufwärtsbewegung bei den Gewinnen zu erwarten“, so Helge Rechberger, Chef der
Aktienmarktanalyse bei Raiffeisen Research. „Die schon jetzt sehr hohen US-Margen sprechen auf längere Sicht
dafür, dass in den USA aber mit unterdurchschnittlichen Gewinnwachstumsraten zu rechnen ist. In Europa ist
hingegen angesichts des niedrigeren Ausgangsniveaus und des Konjunkturerholungspotenzials die Perspektive besser.“
Wachstumsphase in CEE erst im zweiten Halbjahr
Die weitverbreitete Budgetkonsolidierung und der mäßige Anstieg der Realeinkommen belastet die inländische
Endnachfrage in CEE schon seit längerem. Nun sind auch die BIP-Daten in der Region mit wenigen Ausnahmen ins
Minus gerutscht. Während in den meisten Staaten in Mittel- (CE) und Südosteuropa (SEE) derzeit die Wirtschaftsleistung
schrumpft, haben die GUS-Länder noch Wachstumsraten zu verzeichnen. Die Rezession in der Eurozone drückt
die Nettoexporte in den negativen Bereich. „Eine stärkere Wachstumsdynamik wird sich in CEE erst im zweiten
Halbjahr abzeichnen. In Österreich rechnen wir ab dem Frühjahrsquartal mit leichter Wachstumsbelebung“,
so Chefanalyst Brezinschek.
Die BIP-Erwartung im Jahr 2013 beträgt für die Region CEE 2,0 Prozent (Vorjahr: 2,0%). In den Subregionen
CE 0,5 Prozent (Vorjahr: 0,6%), SEE 0,9 Prozent (Vorjahr: -0,3 %), und CIS 2,8 Prozent (Vorjahr: 3,1%). Im Vergleich
zur Eurozone: BIP-Erwartung für 2013 von -0,1 Prozent (Vorjahr: -0,5%). In Österreich wird es bei einem
BIP-Wachstum von nur 0,5 Prozent bleiben. Die Exporte (+1,9 Prozent) und die Investitionen (+0,9 Prozent) sind
die ersten Impulsgeber in diesem Jahr.
Starke Nachfrage nach CEE-Staatsanleihen
Aufgrund der sehr niedrigen Renditen in der Eurozone hat das Interesse an CEE-Staatsanleihen deutlich zugenommen.
Die kräftige ausländische Nachfrage bei CEE-Staatsanleihen hat geholfen, das Renditeniveau zu dämpfen.
Die Research-Strategen rechnen mit überwiegend gleichbleibenden Staatsanleihenrenditen bis zur Jahresmitte
quer über die Region. Gestützt wird diese Annahme von der Erwartung fortgesetzter Zinssenkungen aufgrund
abnehmender Inflationsraten.
Potenzial sehen die Experten dagegen auf den CEE-Aktienmärkten, für die Kursanstiege der Indizes zwischen
4 und 9 Prozent bis Ende zweiten Quartals erwartet werden. Spitzenreiter in der Performance dürften nach Istanbul
auch Bukarest und Wien sein.
ATX-Ziel: 2.650 Punkte bis Jahresende
Bis Jahresende sollte der österreichische Aktienmarkt noch etwas weiter auf 2.650 Punkte zulegen können.
„Damit sprechen wir eine klare Kaufempfehlung für den österreichischen Markt aus. Weiterhin heben wir
die relative Attraktivität von Aktien gegenüber Anleiheinvestments hervor, liegt doch die durchschnittlich
erwartete Dividendenrendite in Höhe von 3,2 Prozent für 2013 deutlich über der Rendite 10-jähriger
Staatsanleihen von 1,65 Prozent“, erläutert Stefan Maxian, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank AG (RCB).
Ende Juni sieht das Company Research der RCB den Wiener Leitindex ATX bei 2.560 Punkten. Das entspricht einem Anstieg
von ca. 8 Prozent.
Österreichische Aktien-Favoriten: CA-Immobilien, RHI und Flughafen Wien
In Österreich empfehlen die Analysten der RCB aktuell insbesondere die Aktien von CA-Immobilien, RHI und Flughafen
Wien. Während sich CA-Immobilien und RHI auch im letzten Quartal unter den Top-Empfehlungen der Analysten
wiederfanden, wurde Flughafen Wien erst letzte Woche neuerlich von „Halten“ auf „Kauf“ hochgestuft. Bei CA-Immobilien
hebt die RCB insbesondere den Fokus auf Bilanzstärkung und Steigerung der Profitabilität hervor. Ein
umfangreiches Verkaufsprogramm im Jahr 2013 sollte die Eigenkapitalquote um mehrere Prozentpunkte erhöhen,
wodurch ein positiver Bewertungseffekt erzielt werden soll. RCB-Chefanalyst Maxian sieht RHI weiterhin als attraktiv:
„Die verstärkte Rückwärtsintegration sollte über eine geringere Kostenbasis einen positiven
Einfluss auf das Ergebnis zeigen. Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir auch positive Meldungen zu Wachstumsprojekten
in BRIC-Ländern“. Der Flughafen Wien konnte im vierten Quartal 2012 neuerlich aufgrund über den Erwartungen
liegender Kostensenkungen positiv überraschen. Der leicht negative Passagiertrend in den ersten beiden Monaten
sollte sich in den nächsten Monaten durch Auslaufen des negativen Basiseffektes aufgrund von Kapazitätskürzungen
der Fluglinien verbessen.
CEE Top-Picks: MOL, LUKoil, Azoty Tarnów und PKO BP
In CEE sind aktuell die Ölwerte MOL aus Ungarn und LUKoil aus Russland sowie die polnischen Aktien Azoty Tarnów
und die Bank PKO BP die Favoriten des RCB-Chefanalysten. Ihm zufolge ist der jüngste Kursrückgang von
MOL fundamental nicht gerechtfertigt. „Aktuelle Kursniveaus sind unserer Ansicht nach, auch gestützt durch
die Erwartung eines weiterhin robusten Rohölpreises, attraktiv“, so Maxian. LUKoil, das weltweit zweitgrößte
vertikal integrierte private Öl- und Gasunternehmen gemessen an den Reserven, notiert aktuell mit einem deutlichen
Abschlag zu seinem engsten Vergleichsunternehmen Rosneft. Im polnischen Bankensektor gefällt dem RCB Company
Research PKO BP bewertungsseitig am besten und konnte zuletzt auch eine bessere Entwicklung als andere Bankaktien
in der Region zeigen. Der Düngemittelproduzent Azoty Tarnów ist aus der Konsolidierung der polnischen
Chemiebranche als Profiteur hervorgegangen. Die Umsätze sollten sich vor allem durch steigende EU-Förderungen
für polnische Landwirte in den nächsten Jahren positiv entwickeln. Die Ammoniak-Anlagen des Konzerns
gehören zu den effizientesten weltweit.
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Diese Pressemitteilung enthält Empfehlungen im Sinne des § 48f BörseG. Disclaimer und Offenlegungen,
siehe https://www.rcb.at/wertpapierprospekte/
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