Weiter Warten auf die Erholung

 

erstellt am
15. 04. 13
14.00 MEZ

Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im März leicht, bleibt mit 0,5 Punkten aber weiter im Plus – Verbesserte Konsumentenstimmung kann geringere Zuversicht der Produzenten nicht ganz kompensieren
Wien (bank austria) - Der Konjunkturtiefpunkt ist zwar überwunden, die Erholung der heimischen Wirtschaft kommt jedoch weiterhin nicht vom Platz. „Nach dem Sprung in den positiven Bereich im Vormonat unterbrach der Bank Austria Konjunkturindikator im März den Aufwärtstrend. Der leichte Rückgang auf 0,5 Punkte zeigt, dass die Erwartung einer spürbaren Belebung der österreichischen Wirtschaft noch im Verlauf des ersten Quartals 2013 verfrüht war“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Auch der Start ins zweite Quartal 2013 läuft, belastet durch die erneut gestiegene Verunsicherung in Europa aufgrund der nicht optimalen Abhandlung der Zypernkrise, unter wenig günstigen Vorzeichen ab. „Die durchwachsene Entwicklung der Teilkomponenten des Bank Austria Konjunkturindikators im März unterstreicht, dass sich die Konjunktur weiterhin in Wartestellung befindet, nimmt aber die Hoffnung auf eine bald einsetzende Aufwärtsbewegung nicht weg“, ist Bruckbauer vorsichtig optimistisch.

Der Stillstand des Bank Austria Konjunkturindikators ist auf eine sich derzeit gegenläufig entwickelnde Produzenten- versus Konsumentenstimmung zurückzuführen. Ungeachtet der seit Monaten anhaltenden Verfinsterung der Lage am Arbeitsmarkt hat sich die Stimmung der heimischen Verbraucher im März weiter verbessert. Seit dem Tiefpunkt im September ist eine Aufhellung im Gange, noch liegt das Konsumentenvertrauen aber unter dem langjährigen Durchschnitt. Dies trifft auch auf die Stimmung unter den europäischen Unternehmern zu, die sich zudem im März im gewichteten Durchschnitt der wichtigsten österreichischen Handelspartnerländer sogar verschlechtert hat. Dieser ungünstige Einfluss von den europäischen Nachbarn aber auch eine schwächere Geschäftseinschätzung in einigen Überseedestinationen der österreichischen Exportbetriebe haben die Verunsicherung der heimischen Produzenten erhöht und auch die Stimmung in Österreich gedämpft. „Insgesamt haben die im Bank Austria Konjunkturindikator enthaltenen Stimmungsindikatoren für den leichten Rückgang gesorgt, da die gestiegene Zuversicht der Verbraucher nicht ausreichte, um die gedämpftere Stimmung der Unternehmer vollständig auszugleichen“, erklärt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Neben den durchwachsenen Stimmungsindikatoren zeigen auch erste Frühindikatoren an, dass im ersten Quartal 2013 die erhoffte Erholung der österreichischen Wirtschaft durch die wieder aufkeimenden Verunsicherungen auf europäischer Ebene auf der Strecke geblieben ist. Stattdessen hat sich die österreichische Wirtschaft am Rande der Stagnation bewegt, insbesondere da der private Konsum nicht Fahrt aufnehmen konnte. Der ungünstige Trend am Arbeitsmarkt hat Wirkung gezeigt, wie die recht schwachen Einzelhandelsdaten untermauern. Im bestehenden wirtschaftlichen Umfeld war zudem die Investitionstätigkeit weiterhin eng begrenzt. Einzig der Außenhandel könnte merklich positiv die heimische Wirtschaft beeinflusst haben, wobei weniger ein Aufleben der Exporte als vielmehr eine verhaltene Entwicklung der Importe für etwas Rückenwind gesorgt haben dürfte. „Dank einer leichten Unterstützung vom Außenhandel gehen wir für das erste Quartal von einem geringen Anstieg des BIP um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus. Damit hat die österreichische Wirtschaft den Rückgang im Schlussquartal 2012 wieder ausgeglichen und eine Rezession ist vom Tisch“, so Pudschedl.

Der Start ins zweite Quartal erfolgte für die österreichische Wirtschaft zaghafter als erhofft, da die Konjunktur in Europa weiterhin lahmt. Auch die jüngsten Daten, wie zum Beispiel die Einkaufsmanagerindizes, fielen sehr gemischt bis eher schwach aus. Zudem implizieren sie immer noch einen moderaten Rückgang des BIP in den Ländern der Eurozone um 0,1 Prozent im Jahr 2013. Aber die Anzeichen, dass sich – wenn auch verzögert – die wirtschaftliche Erholung im Jahresverlauf durchsetzt, sind nicht verschwunden. Die Weltwirtschaft kommt langsam in die Gänge, ausgehend von den Schwellenländern, wie vor allem China. Mittlerweile hat sich auch Japan dem Lager der asiatischen Volkswirtschaften angeschlossen, die die globale Erholung vorantreiben. Neben Asien ist es die US-Wirtschaft, die die globale Erholung trägt. Ungeachtet der weit verbreiteten Befürchtungen, dass das Auslaufen der Lohnsteuersenkungen zu Beginn des Jahres schwer auf den Konsumausgaben lasten könnten, zeigen sich die US-Verbraucher kauffreudig. Zudem erholt sich der Eigenheimmarkt weiter und die Unternehmen investieren wieder mehr. Die Ökonomen der Bank Austria erwarten in den USA 2013 ein Wirtschaftswachstum um fast 2 Prozent. Österreich wird dank seines international sehr wettbewerbsfähigen Produktionssektors von der globalen Nachfrageerholung im Laufe der nächsten Monate profitieren. In der Folge werden auch die Investitionen stärker anziehen. „Wir gehen davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte die österreichische Wirtschaft schon ganz beachtliche Wachstumsraten um rund ein halbes Prozent im Vergleich zum Vormonat aufweisen kann. Trotz des zurückhaltenden Starts ins Jahr halten wir an unserer Prognose fest, dass das Wirtschaftswachstum 2013 mit 0,9 Prozent leicht über dem Vorjahr liegen wird“, so Bruckbauer.

Arbeitsmarkt unter Druck
Die Verzögerung der Konjunkturaufhellung hat Folgen für die Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria über die Entwicklung des österreichischen Arbeitsmarkts. Der seit Mitte 2009 anhaltende Beschäftigungsanstieg ist im ersten Quartal 2013 zum Erliegen gekommen und die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist auf durchschnittlich 7,4 Prozent gestiegen. „Wir haben uns davon verabschieden müssen, dass die Erholung früh und kräftig genug einsetzt, um noch während des laufenden Jahres eine Trendwende am Arbeitsmarkt zu erreichen. Wir haben daher unsere Prognose für die Arbeitslosenquote von 7,3 auf 7,5 Prozent angehoben“, meint Bruckbauer. Damit wird die Arbeitslosenquote 2013 empfindlich über dem Wert des Vorjahres von 7,0 Prozent liegen und einen Rekordwert der jüngeren Geschichte erreichen, obwohl ein leichtes Beschäftigungswachstum von rund einem halben Prozent im Jahresdurchschnitt erwartet werden kann. Eine Trendwende bei der Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich erst im Jahr 2014 einsetzen, wenn die Konjunktur etwas stärker in Schwung kommen wird.

Inflation sinkt
Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mit einer Reihe von Sondermaßnahmen zur Bewältigung der Eurokrise birgt nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria kein Inflationsrisiko. Tatsächlich haben die Euroraum-Banken bereits begonnen, die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB zurückzuzahlen. Die starke Ausweitung der Forderungen der EZB an die Banken, die vielerorts als Inflationsgefahr gesehen wurden, nehmen ab. Das potenzielle Risiko, dass die erhöhte Liquidität in die reale Wirtschaft gelangt, wird kleiner. Darüber hinaus bremst die schwache Konjunktur in Europa die Inflation. Auch in Österreich setzte mit Jahresbeginn 2013 ein rückläufiger Inflationstrend ein. „Nach 2,8 Prozent im Jahresvergleich Ende 2012 sorgten moderate Preisanstiege bei Rohstoffen, insbesondere von Erdöl im ersten Quartal 2013 für einen Rückgang der Teuerung auf durchschnittlich 2,5 Prozent. Und der Trend zeigt in diesem schwachen Konjunkturumfeld auch für die kommenden Monate nach unten. Wir gehen weiterhin von einem Rückgang der Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 2013 auf 2,2 Prozent aus, sehen aber derzeit eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wert sogar unterschritten werden könnte“, sagt Bruckbauer. Die Inflation wird im laufenden Jahr mit Sicherheit nicht das bestimmende wirtschaftspolitische Thema sein. Viel mehr könnte die Diskussion um eine mögliche Deflationsgefahr in den Mittelpunkt rücken, da in Zeiten schwacher Nachfrage beeinflusst durch die ungünstige Arbeitsmarktentwicklung und harter Konkurrenz die Unternehmer mit Preisanhebungen sehr zurückhaltend sein werden müssen.

 

 

 

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