Finanzierungsumfrage von aws und WKÖ – Interesse an alternativen Finanzierungsformen stark
gestiegen, knapp ein Viertel der Unternehmen plant zukünftige Nutzung
Wien (aws) - Die jährliche Strukturbefragung unter österreichischen Unternehmen, durchgeführt
von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws), der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und dem Marktforschungsinstitut
marketmind, zeigt neue Trends bei den heimischen KMU: So ist die Nutzung alternativer Finanzierungsformen 2012
weiter gestiegen und hat einen Anteil von beinahe 9% erreicht. Knapp ein Viertel (24%) der befragten Unternehmen
plant darüber hinaus eine zukünftige Nutzung (z.B. Venture Capital, Mezzaninkapital, stille Beteiligungen,
Mitarbeiterbeteilungen, Business Angels oder externes Eigenkapital). Zur Zeit finanzieren 44% der österreichischen
Unternehmen ihre Investitionen hauptsächlich über Cash Flow; nur 25,5% der Befragten nennen hierbei den
Bankkredit als Finanzierungsquelle.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass 2011 und 2012 merkbare Verschlechterungen bei den Rahmenbedingungen für
Finanzierungen wahrgenommen wurden. Gerade junge Unternehmen und Neugründungen leiden darunter und es liegt
auf der Hand, dass sie sich nach alternativen Finanzierungsmitteln umsehen. Genau aus diesem Grund stellen wir
seit Jahresbeginn 2013 mit dem aws Gründerfonds Gründerinnen und Gründern eine zusätzliche
Risikokapitalfinanzierung zur Verfügung“, erklärt DI Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer der
aws. „Mit dem aws Gründerfonds können wir die zukünftigen Eigenkapital-Bedürfnisse von jungen
Unternehmen noch stärker abdecken und ihnen so die Verwirklichung ihrer neuen Ideen zu erleichtern. Das hilft
den Entrepreneuren, aber vor allem dem heimischen Wirtschaftsstandort: Denn Neugründungen von Unternehmen
sind ein starker Wachstumsmotor und Impulsgeber für die österreichische Wirtschaft.“
WKÖ-Maßnahmenpaket
„Diese aktuelle Erhebung zeigt die Dringlichkeit der Forderung der WKÖ nach einer Forcierung alternativer
Finanzierungsformen“, betont Ralf Kronberger, Leiter der Abteilung für Finanzpolitik in der WKÖ. Die
Wirtschaftskammer hat dazu konkrete Vorschläge für ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgelegt, das
unter anderem die Wiederbelebung der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft, moderne Rahmenbedingungen für
Crowdfunding und Bürgerbeteiligungsmodelle sowie Anreize zur Forcierung von Business Angels und Venture Capital
umfasst.
So schlägt die WKÖ etwa eine Änderung des Begriffs „Einlagengeschäft“ im Bankwesengesetz vor,
wonach Unternehmen von Privaten Kredite zur Finanzierung realwirtschaftlicher Projekte - beispielsweise für
den Kauf einer Maschine – bis zu einer Obergrenze von 5 Mio. Euro aufnehmen können und dies nicht als Bankgeschäft
angesehen wird. Im Kapitalmarktgesetz soll es statt der bisherigen Untergrenze für die Prospektpflicht von
100.000 Euro ein „Phasing in“ geben, bei dem der von der EU vorgegebene Spielraum genützt wird: Demnach soll
es eine Informationspflicht „Mini“ für Projekte ab 500.000 Euro (anstatt der bisherigen 100.000 Euro-Grenze),
eine erweiterte Informationspflicht („Midi“) für Projekte ab 2,5 Mio. Euro und die Prospektpflicht („Maxi“)
erst ab der von der EU schon derzeit zugelassenen Untergrenze von 5 Mio. Euro geben.
Innovation und Auslandsaktivitäten gehen Hand in Hand
Der F & E Anteil ist mit 18,5 % weiter gestiegen, Produktentwicklung ist bei den österreichischen Unternehmen
weit verbreitet: Rund 29% aller befragten Unternehmen haben in den letzten drei Jahren Produktinnovationen durchgeführt,
etwas weniger (27%) Dienstleistungsinnovationen. Das stellt in beiden Bereichen eine Steigerung zum Vorjahr dar.
Sowohl bei Exporten, als auch bei Direktinvestitionen, zeigt sich ein Zusammenhang zur Innovationstätigkeit
der Unternehmen. Betriebe, die zwischen 2010 und 2012 Innovationen getätigt haben, exportieren zu 35% - Betriebe
ohne Innovationstätigkeit nur zu 11%. Für etwa die Hälfte der befragten Unternehmen sind Auslandsaktivitäten
generell kein Thema. Hingegen planen die meisten Unternehmen, die bereits in den vergangenen zwei Jahren im Ausland
aktiv waren, hier weiter tätig zu sein. Spitzenreiter hierbei sind mittlere Unternehmen, fast drei Viertel
(73%) haben Pläne für Auslandsaktivitäten von 2013 bis 2015. „Mit Qualität und Innovation punkten
Österreichs Unternehmen weltweit. Die aws unterstützt sie dabei bei Bedarf als verlässlicher Partner.
Die Studienergebnisse zeigen uns, dass gerade die Absicherung des wirtschaftlichen Risikos als hilfreichstes Finanzierungsinstrument
im Rahmen von Auslandsaktivitäten empfunden wird“, betont Sagmeister.
Laut Umfrage sehen Unternehmen die Finanzierung als größtes Hemmnis für Export und Internationalisierungsaktivitäten.
„Daher ist es wichtig, dass den Unternehmen weiter ein breites Garantie-Instrumentarium für Auslandsaktivitäten
zur Verfügung steht, die zum Teil auch von der aws angeboten werden“, erläutert Kronberger. Einschränkungen
nach Zielländern hält der WKÖ-Experte für nicht sinnvoll, weil es eine rein unternehmerische
Entscheidung ist, welche Märkte bearbeitet werden.
Die Ergebnisse unterstreichen auch die Wichtigkeit der Unterstützungsmaßnahmen der Wirtschaftskammerorganisation,
wie die Internationalisierungsoffensive, die den Unternehmen in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium angeboten
wird, sowie die Dienstleistungen der Außenwirtschaftsorganisation.
Im Rahmen der Initiative go-international werden Unternehmen mit Beratungen, Veranstaltungen, aber auch Förderungen
und anderen Unterstützungsleistungen zum Schritt über die Grenzen motiviert, und bestehenden Exporteuren
wird die Bearbeitung neuer Auslandsmärkte erleichtert. Die Offensive für mehr Export wird von der AUSSENWIRTSCHAFT
AUSTRIA abgewickelt.
„Letztlich gilt es, nicht nur bei Finanzierung und Export stützenden Maßnahmen anzusetzen, sondern insgesamt
günstige Rahmenbedingen für den heimischen Wirtschaftsstandort zu schaffen“, unterstreicht Kronberger.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, sind innovative Unternehmen im Schnitt deutlich exportfreudiger. „Ein wettbewerbsfähiger
Standort mit optimalen Bedingungen für Innovation ist daher das Um und Auf, damit heimische Unternehmen auch
im internationalen Wettbewerb bestehen können“, so Kronberger.
Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ist die Förderbank des Bundes. Als Spezialbank im öffentlichen
Eigentum ist sie auf Unternehmensfinanzierung mit Schwerpunkt Gründer sowie kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) ausgerichtet. Die aws sorgt für Wachstums- und Entwicklungschancen dort, wo der freie Markt diese
nicht in vollem Umfang garantieren kann: durch Vergabe von Zuschüssen, zinsgünstige Kredite, durch die
Übernahme von Haftungen, durch Eigenkapital sowie durch Begleitung und Beratung.
|