Luftfahrtstandards für mehr Patientensicherheit

 

erstellt am
12. 04. 13
14.00 MEZ

Krankenhaus Oberwart: Kontrollmethoden aus der Luftfahrt sollen künftig die Sicherheit von SpitalspatientInnen erhöhen
Oberwart (blms) - Ein neues Kontrollsystem, das Methoden aus der Luftfahrttechnik anwendet, soll die Sicherheit für PatientInnen im Krankenhaus Oberwart künftig nachhaltig verbessern. Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar, KRAGES-Geschäftsführer Mag. Hannes Frech, das Leitungsteam des Krankenhauses und die Entwickler stellten das System am 11.04. am KH Oberwart vor. „Bei diesem neuen Sicherheitssystem geht es nicht nur um Checklisten, sondern um den Aufbau einer neuen Sicherheitskultur auf allen Ebenen. Es erfordert Denken und Handeln über Abteilungen und Berufsgruppen hinweg sowie Kommunikation der MitarbeiterInnen untereinander und mit den PatientInnen“, so Rezar.

80 % der Fehler nicht technisch bedingt
Die Amputation gesunder Gliedmaßen oder Organe, die Verwechslung von Patienten oder Medikamenten sind Fehler, die weltweit häufig in Operationssälen passieren, dazu kommen weniger offensichtliche wie übersehene Allergien oder überhöhte Medikamentendosierungen. Vorsichtigen Schätzungen zufolge erleiden 3 von 1.000 in Akutspitälern aufgenommene Patienten schweren Schaden bis hin zur tödlichen Komplikation. Der Großteil der Fehler wäre vermeidbar; meist sind nicht technische, sondern systemische Faktoren wie Kommunikation, Teamarbeit, Situationsbewusstsein und Entscheidungsfindung die Ursache. Risikomanagement zählt deshalb zu den wichtigsten Herausforderungen in Spitälern.

KH Oberwart Vorreiter
Als erstes Krankenhaus im Burgenland hat das Krankenhaus Oberwart mit Unterstützung und Beratung durch das Unternehmen „AssekuRisk“ ein neues Patientensicherheitssystem erarbeitet. Mit Strategien aus der Luftfahrttechnik, in der vergleichbare psychische und physische Belastungen vorherrschen, werden alle Maßnahmen und Entscheidungen vor und nach Operationen umfassend gecheckt. „Weg von der Struktur- hin zur Prozessqualität“, nennt dies KRAGES-Geschäftsführer, denn Qualität werde auch über Sicherheit definiert.

Mehrstufiges, lückenloses Kontrollsystem
Von „AssekuRisk“ federführend begleitet, startete das Projekt „Patientensicherheit im OP“ im Feber 2012 mit sieben „Medical Team Trainings“ für Ärzte und Pflegepersonal – insgesamt mehr als 140 MitarbeiterInnen. Neu entwickelte „OP-Team-Time-Out“-Listen für jeden operativen Bereich und Patiententransfer-Checklisten sollen als mehrstufiges Kontrollsystem die lückenlose Begleitung über den gesamten OP-Prozess gewährleisten. Dabei werden alle Patientendaten und wichtige Parameter vor, während und nach der OP abgefragt und gecheckt. Die nötige Kommunikation gewährleisten ein tägliches und ein Wochenplanungsbriefing. Die Implementierung des Systems erfolgte mit Dezember 2012.

Meilenstein im Krankenhaus Oberwart
Als „Herzstück betreffend die Patientensicherheit und einen Meilenstein in der perioperativen Dokumentation im KH Oberwart“, bezeichnete Prim. Dr. Herbert Gruber, Leiter - Institut für Anästhesie und Intensivmedizin, die Installation des OP-Planungsmoduls in der EDV. Damit sei man wesentlich über die Standards der WHO hinausgegangen. Ein weiterer Vorteil liege in der Generierung von Auswertungen und wichtigen Kennzahlen im OP-Bereich.

Studien belegen sprunghafte Verbesserung
Die Einführung des sogenannten „Crew Ressource Management“ (CRM) vor dreißig Jahren habe die Sicherheit in der Luftfahrt sprunghaft verbessert, berichtet Captain Hans-Christian Zach, AssekuRisk, Medical safety partners. Dessen Eckpfeiler seien, entsprechend adaptiert, 1:1 auf den Krankenhausalltag übertragbar. Essentiell sei das Training ganzer Teams. Studien zeigten, dass durch Medical-Team-Trainings die Schadensquote um 50 % gesenkt werden könne.

AssekuRisk –Medical Safety Partners
AssekuRisk ist ein österreichisches Unternehmen, das das aktuelle Wissen der Bereiche Medizin und Luftfahrt bündelt. Die besten Sicherheitsstrategien und Instrumente der Hochsicherheitsbranche Luftfahrt werden auf Ihre Tauglichkeit im Spitalsalltag überprüft, adaptiert und eingesetzt. Voraussetzung für wirksame und nachhaltige Verbesserung der Patientensicherheit ist ein ganzheitlicher Ansatz. Dazu ist es erforderlich, jeweils alle Personen des betreuten Bereiches entsprechend zu schulen und trainieren. Die dazu notwendigen Medical Team Trainings finden in berufs- und hierarchieübergreifenden Gruppen zu 25 - 40 Personen statt. Trainings dieser Art sind in der Luftfahrt gesetzlich vorgeschrieben.

 

 

 

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