Empfang durch LH Durnwalder – Kampf für Minderheiten kennt nur Gewinner
Bozen (lpa) - Hoher Besuch: Um kurz vor 15.30 Uhr ist Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, am 09.04. aus München
kommend in Bozen eingetroffen. Am Flughafen empfangen wurde er von Landeshauptmann Luis Durnwalder.
Bereits zum vierten Mal ist der Dalai Lama in Südtirol zu Gast, dessen Autonomie-Modell von den Vertretern
der Exiltibeter in den letzten Jahren im Detail studiert worden ist. Diesmal ist der Besuch allerdings weniger
ein Studienaufenthalt: "Wir sind hoch erfreut, dass der Dalai Lama uns die Ehre erweist und den Südtiroler
Minderheitenpreis persönlich entgegen nimmt", so der Landeshauptmann.
"Ein gewonnener Kampf an der Minderheitenfront ist einer, der nur Gewinner kennt und keine Verlierer."
Dieses Credo stellte Landeshauptmann Luis Durnwalder am 10.04. an das Ende seiner Laudatio für den Dalai Lama.
Grund der Rede war die Verleihung des Südtiroler Minderheitenpreises in Bozen.
Für seinen gewaltlosen Kampf für Minderheitenrechte ausgezeichnet: LH Durnwalder überreicht dem
Dalai Lama den Südtiroler Minderheitenpreis (Foto: DiKom/Pertl)ZoomansichtFür seinen gewaltlosen Kampf
für Minderheitenrechte ausgezeichnet: LH Durnwalder überreicht dem Dalai Lama den Südtiroler Minderheitenpreis
(Foto: DiKom/Pertl)
Alle zwei Jahre vergibt die Landesregierung den Südtiroler Minderheitenpreis an Persönlichkeiten oder
Organisationen, die sich besonders um den Schutz und die Förderung von Minderheiten verdient gemacht haben.
In diesem Jahr ging der Preis an Tenzin Gyatso, den 14. Dalai Lama, das geistliche und bis vor zwei Jahren auch
weltliche Oberhaupt der Tibeter. In einer feierlichen Verleihung im Innenhof des Palais Widmann in Bozen wurde
der mit 20.000 Euro dotierte Preis dem Dalai Lama persönlich überreicht.
Landeshauptmann Durnwalder hob in seiner Laudatio hervor, dass es zwar große Unterschiede zwischen Tibet
und Südtirol gebe, dass beiden aber der Kampf um die eigenen Rechte und den Erhalt der eigenen Identität
gemeinsam sei. "Wir hatten dabei das Glück, auf demokratische Kräfte zählen zu können,
die uns den Weg zur Autonomie ermöglicht haben", so der Landeshauptmann. Andernorts würde Minderheiten
keine auch nur annähernd ähnliche Aufmerksamkeit zuteil. "Das Anders-Sein wird dort als Provokation
aufgefasst, auf die mit Unterdrückung reagiert wird", so Durnwalder. Damit auf diese Unterdrückung
nicht mit Gewalt von Seiten der Minderheit geantwortet werde, brauche es Führungspersönlichkeiten, die
Gewaltlosigkeit und Toleranz vorlebten. Der Dalai Lama sei eine solche Persönlichkeit, die stets auf Diplomatie,
Sanftheit, Großmut und Herzlichkeit gesetzt habe. "Sie, Eure Heiligkeit, sind der beste Botschafter
der Gewaltlosigkeit", so der Landeshauptmann.
Durnwalder unterstrich zudem, dass Minderheiten einander unterstützen müssten, und zwar auch dadurch,
dass man Vorbilder biete. "Unser Autonomie-Modell ist ein solches Vorbild, weil es das Beispiel eines gewonnenen
Kampfes um die Rechte der Minderheiten ist", so der Landeshauptmann. Südtirol sei zudem ein Beispiel
- "nicht das Beispiel", wie Durnwalder betonte - für das friedliche Zusammenleben verschiedener
Sprachgruppen und damit so etwas wie ein Freiluftlabor für die Lösung von Minderheitenfragen.
Der Landeshauptmann betonte zudem, dass sich der diesjährige Minderheiten-Preisträger von den bisherigen
(Gottscheer-Vertreter August Gril sowie Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen FUEV) unterscheide.
Hätte er in den ersten beiden Fällen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Minderheiten und
deren Anliegen gelenkt, sei diese im Falle Tibets schon gegeben. "Es geht vielmehr darum, Ihnen, Eure Heiligkeit,
zu zeigen, dass auch andere Minderheiten Ihren Kampf aufmerksam verfolgen und Ihren Weg der konsequenten, der bedingungslosen
Gewaltlosigkeit unterstützen", so Durnwalder. Und es gehe darum, anhand des Südtiroler Beispiels
zu zeigen, dass sich Einsatz, Beharrlichkeit, Prinzipientreue und das feste Vertrauen in den gewaltlosen Weg lohne,
weil es ein Beispiel eines gewonnenen Kampfes sei. "Wir möchten mit diesem Preis allen Beteiligten, Minderheiten
wie Mehrheiten, vor Augen führen, dass ein gewonnener Kampf an der Minderheitenfront einer ist, der nur Gewinner
kennt und keine Verlierer", schloss der Landeshauptmann.
Der Dalai Lama nannte die Zuerkennung des Preises eine große Ehre, auch weil er von einem kleinen Volk komme,
mit dem die Tibeter eine enge Freundschaft entwickelt hätten. Er unterstrich, dass der Kampf der Tibeter einer
echten Autonomie gelte, in der sie ihre Fähigkeiten und ihre Kreativität ausspielen könnten. Dies
in einer Demokratie, die zwar Schwächen habe, trotzdem aber das beste politische System sei. Ausführlich
ging der Dalai Lama auf die drei Leitlinien ein, denen er sein Leben gewidmet habe. Die erste davon sei die Erkenntnis,
dass alle Menschen gleich seien. "Schließlich streben alle Menschen gleichermaßen nach einem glücklichen
Leben", so der Dalai Lama, der zudem dafür plädierte, alles daran zu setzen, die Schere zwischen
Arm und Reich zu schließen.
Als zweite Leitlinie nannte der Dalai Lama die Harmonie zwischen den Religionen. "Diese Harmonie ist nicht
etwa eine Utopie, sondern in vielen Teilen der Welt bereits Realität", so der Dalai Lama. Möglich
sei dies nicht zuletzt deshalb, weil auch alle Religionen letztendlich die gleichen Ziele verfolgten: die Förderung
der Liebe, des Mitleids, der Toleranz und des Respekts. Leitlinie Nummer drei sei schließlich der Kampf um
die Erhaltung der tibetischen Kultur, die wiederum im Buddhismus gründe und damit auf den Prinzipien der Gewaltlosigkeit
und des Friedens basiere.
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