Minderheitenpreis an Dalai Lama

 

erstellt am
10. 04. 13
14.00 MEZ

Empfang durch LH Durnwalder – Kampf für Minderheiten kennt nur Gewinner
Bozen (lpa) - Hoher Besuch: Um kurz vor 15.30 Uhr ist Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, am 09.04. aus München kommend in Bozen eingetroffen. Am Flughafen empfangen wurde er von Landeshauptmann Luis Durnwalder.

Bereits zum vierten Mal ist der Dalai Lama in Südtirol zu Gast, dessen Autonomie-Modell von den Vertretern der Exiltibeter in den letzten Jahren im Detail studiert worden ist. Diesmal ist der Besuch allerdings weniger ein Studienaufenthalt: "Wir sind hoch erfreut, dass der Dalai Lama uns die Ehre erweist und den Südtiroler Minderheitenpreis persönlich entgegen nimmt", so der Landeshauptmann.

"Ein gewonnener Kampf an der Minderheitenfront ist einer, der nur Gewinner kennt und keine Verlierer." Dieses Credo stellte Landeshauptmann Luis Durnwalder am 10.04. an das Ende seiner Laudatio für den Dalai Lama. Grund der Rede war die Verleihung des Südtiroler Minderheitenpreises in Bozen.

Für seinen gewaltlosen Kampf für Minderheitenrechte ausgezeichnet: LH Durnwalder überreicht dem Dalai Lama den Südtiroler Minderheitenpreis (Foto: DiKom/Pertl)ZoomansichtFür seinen gewaltlosen Kampf für Minderheitenrechte ausgezeichnet: LH Durnwalder überreicht dem Dalai Lama den Südtiroler Minderheitenpreis (Foto: DiKom/Pertl)

Alle zwei Jahre vergibt die Landesregierung den Südtiroler Minderheitenpreis an Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich besonders um den Schutz und die Förderung von Minderheiten verdient gemacht haben. In diesem Jahr ging der Preis an Tenzin Gyatso, den 14. Dalai Lama, das geistliche und bis vor zwei Jahren auch weltliche Oberhaupt der Tibeter. In einer feierlichen Verleihung im Innenhof des Palais Widmann in Bozen wurde der mit 20.000 Euro dotierte Preis dem Dalai Lama persönlich überreicht.

Landeshauptmann Durnwalder hob in seiner Laudatio hervor, dass es zwar große Unterschiede zwischen Tibet und Südtirol gebe, dass beiden aber der Kampf um die eigenen Rechte und den Erhalt der eigenen Identität gemeinsam sei. "Wir hatten dabei das Glück, auf demokratische Kräfte zählen zu können, die uns den Weg zur Autonomie ermöglicht haben", so der Landeshauptmann. Andernorts würde Minderheiten keine auch nur annähernd ähnliche Aufmerksamkeit zuteil. "Das Anders-Sein wird dort als Provokation aufgefasst, auf die mit Unterdrückung reagiert wird", so Durnwalder. Damit auf diese Unterdrückung nicht mit Gewalt von Seiten der Minderheit geantwortet werde, brauche es Führungspersönlichkeiten, die Gewaltlosigkeit und Toleranz vorlebten. Der Dalai Lama sei eine solche Persönlichkeit, die stets auf Diplomatie, Sanftheit, Großmut und Herzlichkeit gesetzt habe. "Sie, Eure Heiligkeit, sind der beste Botschafter der Gewaltlosigkeit", so der Landeshauptmann.

Durnwalder unterstrich zudem, dass Minderheiten einander unterstützen müssten, und zwar auch dadurch, dass man Vorbilder biete. "Unser Autonomie-Modell ist ein solches Vorbild, weil es das Beispiel eines gewonnenen Kampfes um die Rechte der Minderheiten ist", so der Landeshauptmann. Südtirol sei zudem ein Beispiel - "nicht das Beispiel", wie Durnwalder betonte - für das friedliche Zusammenleben verschiedener Sprachgruppen und damit so etwas wie ein Freiluftlabor für die Lösung von Minderheitenfragen.

Der Landeshauptmann betonte zudem, dass sich der diesjährige Minderheiten-Preisträger von den bisherigen (Gottscheer-Vertreter August Gril sowie Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen FUEV) unterscheide. Hätte er in den ersten beiden Fällen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Minderheiten und deren Anliegen gelenkt, sei diese im Falle Tibets schon gegeben. "Es geht vielmehr darum, Ihnen, Eure Heiligkeit, zu zeigen, dass auch andere Minderheiten Ihren Kampf aufmerksam verfolgen und Ihren Weg der konsequenten, der bedingungslosen Gewaltlosigkeit unterstützen", so Durnwalder. Und es gehe darum, anhand des Südtiroler Beispiels zu zeigen, dass sich Einsatz, Beharrlichkeit, Prinzipientreue und das feste Vertrauen in den gewaltlosen Weg lohne, weil es ein Beispiel eines gewonnenen Kampfes sei. "Wir möchten mit diesem Preis allen Beteiligten, Minderheiten wie Mehrheiten, vor Augen führen, dass ein gewonnener Kampf an der Minderheitenfront einer ist, der nur Gewinner kennt und keine Verlierer", schloss der Landeshauptmann.

Der Dalai Lama nannte die Zuerkennung des Preises eine große Ehre, auch weil er von einem kleinen Volk komme, mit dem die Tibeter eine enge Freundschaft entwickelt hätten. Er unterstrich, dass der Kampf der Tibeter einer echten Autonomie gelte, in der sie ihre Fähigkeiten und ihre Kreativität ausspielen könnten. Dies in einer Demokratie, die zwar Schwächen habe, trotzdem aber das beste politische System sei. Ausführlich ging der Dalai Lama auf die drei Leitlinien ein, denen er sein Leben gewidmet habe. Die erste davon sei die Erkenntnis, dass alle Menschen gleich seien. "Schließlich streben alle Menschen gleichermaßen nach einem glücklichen Leben", so der Dalai Lama, der zudem dafür plädierte, alles daran zu setzen, die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen.

Als zweite Leitlinie nannte der Dalai Lama die Harmonie zwischen den Religionen. "Diese Harmonie ist nicht etwa eine Utopie, sondern in vielen Teilen der Welt bereits Realität", so der Dalai Lama. Möglich sei dies nicht zuletzt deshalb, weil auch alle Religionen letztendlich die gleichen Ziele verfolgten: die Förderung der Liebe, des Mitleids, der Toleranz und des Respekts. Leitlinie Nummer drei sei schließlich der Kampf um die Erhaltung der tibetischen Kultur, die wiederum im Buddhismus gründe und damit auf den Prinzipien der Gewaltlosigkeit und des Friedens basiere.

 

 

 

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