Präzise Hochrechung
Wien (sora) - Trotz nie dagewesener Anzahl an neuen Listen und hoher Wählerdynamik lieferte SORA dem
ORF bereits um 17 Uhr eine präzise Hochrechnung mit nur 0,4 Prozentpunkten durchschnittlicher Abweichung.
SORA analysierte die Landtagswahl auf Basis der Daten der Wählerstromanalyse sowie der ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung
unter 1.227 Wahlberechtigten. Die wichtigsten Trends:
- ÖVP gelingt Mobilisierung am besten; absolute Mehrheit unter über 60-Jährigen
- Zufriedene wählen ÖVP, Unzufriedene SPÖ und VORWÄRTS
- FRITZ, FPÖ und SPÖ verlieren am stärksten an NichtwählerInnen
Ältere und Zufriedene für ÖVP
Die ÖVP wurde bei dieser Wahl überdurchschnittlich von Älteren sowie von Personen unterstützt,
die die Entwicklung Tirols positiv sehen. Abgewandert sind hingegen WählerInnen, die mit der Entwicklung des
Landes nicht zufrieden sind. Generell ist die ÖVP-Wählerschaft älter geworden: Während von
den unter-30-Jährigen im Jahr 2008 noch mehr als ein Drittel ÖVP gewählt hatte, sind es 2013 ein
gutes Viertel (26%).
Stärkstes Motiv der ÖVP-WählerInnen für ihre Entscheidung war, daß die ÖVP in die
Landesregierung kommen soll (82% „trifft sehr zu“) gefolgt vom Wunsch, Günther Platter möge Landeshauptmann
(74%) bleiben sowie der Ansicht, die ÖVP sorge für Stabilität (72%).
SPÖ spricht Unzufriedene an
Personen, die die Entwicklung des Landes negativ beurteilen, haben sich bei dieser Wahl insbesondere für die
SPÖ entschieden. Wahlentscheidende Themen waren für die SPÖ-WählerInnen Arbeitsplätze,
die Kosten des täglichen Lebens (je 81% "sehr wichtig") gefolgt von Gesundheit und Pflege.
Grüne bei Jungen stark
Die Grünen wurden auch bei dieser Wahl vor allem von Jüngeren gewählt und erreichen bei den
unter-30-Jährigen 20%.
Wichtigste Wahlmotive waren für die Grün-WählerInnen die Kontrolle von Mißständen, die
Interessensvertretung sowie der Wunsch, die Grünen mögen in die Landesregierung kommen (jeweils 72-73%
„sehr wichtig“).
Vorwärts Tirol: frischer Wind und Alternative zur ÖVP
Die Wählerschaft von Vorwärts Tirol unterscheidet sich von jener der ÖVP hinsichtlich der Einschätzung
der Entwicklung des Landes seit der letzten Landtagswahl: Während ÖVP-WählerInnen diese überwiegend
positiv sehen, herrscht unter VORWÄRTS-WählerInnen ein negatives Bild vor.
Wichtigste Wahlmotive für VORWÄRTS sind demgemäß der „frische Wind“, den diese neue Liste
bringen soll, sowie die Ansicht, es handle sich um eine „gute Alternative“ zur ÖVP.
FPÖ verliert an NichtwählerInnen
Wie auch bei anderen Wahlen sind FPÖ-WählerInnen bei dieser Landtagswahl überwiegend männlich
sowie jünger. Der Stimmenverlust der Partei gegenüber dem Ergebnis aus dem Jahr 2008 ist vor allem einer
mangelnden Mobilisierung zuzurechnen: Nahezu jede/r dritte FPÖ-WählerIn von 2008 ist dieses Mal zuhause
geblieben.
Kleinparteien und neue Listen
Mit 11 Listen kämpften in Tirol mehr Parteien denn je um die Stimmen der Wahlberechtigten. Gemeinsam haben
die Kleinparteien und erstmals antretenden Listen, daß ihre WählerInnen sich mehrheitlich erst unmittelbar
vor der Wahl oder in den 2-3 Wochen vor der Wahl entschlossen haben.
Überregionale Themen dominierten
Wichtigstes Thema für die Entscheidung waren bei dieser Wahl die Arbeitsplätze (für 75% „sehr
wichtig“) – wie auch schon bei den Wahlen in Niederösterreich und Kärnten im März.
Dahinter folgten die weiteren wichtigen Themen Bildung (71%), „Kosten des täglichen Lebens“ (70%) sowie
die Bekämpfung der Korruption (69%).
Vergleichsweise weniger wichtig war für die Bevölkerung die Debatte der Tiroler Parteien um „Agrargemeinschaften“
(für 47% „sehr wichtig). Auch das Thema Zuwanderung und Integration wurde von weniger als der Hälfte
der Befragten als „sehr wichtig“ eingeschätzt.
Wahlbeteiligung
Die Beteiligung an der Landtagswahl beträgt laut SORA Briefwahl-Prognose 60,1%.
Das wichtigste Motiv der NichtwählerInnen für ihr Fernbleiben von der Wahl waren wahrgenommene Korruption
und Skandale in der Politik (50 Prozent). Weitere Gründe waren eine Enttäuschung über die bisher
gewählte Partei (44 Prozent), Protest gegen die Politik in Tirol (43 Prozent) und generell ein unattraktives
Angebot an Parteien und KandidatInnen (38 Prozent).
Personen, die eine positive Entwicklung in Tirol in den vergangenen Jahren wahrgenommen haben, sind deutlich häufiger
zur Wahl gegangen. Sie gaben ihre Stimme zu über zwei Drittel der ÖVP.
Briefwahl: Keine Mandatsverschiebungen erwartet
Laut vorläufigen Endergebnis erreicht die ÖVP bei einem Minus von 0,9 Prozentpunkten 39,6 Prozent der
Stimmen, die SPÖ kommt mit 13,8 Prozentpunkten bei einem Minus von 1,6 Prozentpunkten auf Rang zwei. Die SORA
Briefwahl-Prognose sagt gegenüber dem vorläufigen Endergebnis leichte Veränderungen, aber keine
Mandatsverschiebung voraus; der BürgerKlub (Gurgiser) dürfte somit den Einzug in den Landtag knapp verpassen.
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