Die Fernkältezentrale Schottenring geht offiziell in Betrieb. Rechtzeitig zu Beginn der
warmen Jahreszeit macht sie umweltschonende Gebäudekühlung für die Wiener Innenstadt verfügbar.
Wien (rk) - Die neue Fernkältezentrale am Schottenring von Wien Energie geht nach mehr als einjähriger
Bauzeit offiziell in Betrieb. Rund fünfzehn Mio. Euro wurden investiert, insgesamt waren etwa ein Dutzend
Unternehmen und rund 50 Personen an dem Projekt beteiligt. Die Kältezentrale Schottenring ist auf eine Gesamtleistung
von 15 Megawatt ausgelegt. Damit ist die Anlage ähnlich dimensioniert wie die Fernkältezentrale in der
Spittelau und hat eine Kühlleistung von umgerechnet 100.000 im Handel erhältlichen Kühlschränken.
Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner erklärte bei der Eröffnung: "Mit der Inbetriebnahme
der Fernkältezentrale Schottenring geht Wiens größter Kühlschrank ans Netz. Mit dem weiteren
Ausbau von Fernkälte investiert Wien in eine zukunftsweisende Infrastruktur. Darüber hinaus leisten wir
mit dem Fernkälteausbau einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag für Arbeitsplätze, Innovation und
Klimaschutz."
Fernkälte ist eine Energieeffizienzmaßnahme
Gewerbekunden wie Hotels, Unigebäude und Unternehmen können Fernkälte nutzen – ähnlich,
wie das bei Fernwärme funktioniert. Ein separates Netz, durch welches die Fernkälte in die Ringstraßengebäude
gelangt, wird nun auf 2,4 Kilometer Trassenlänge sukzessive ausgebaut. Bei voller Auslastung können rund
25.000 Personen in diesen Betrieben von der umweltfreundlichen Gebäudeklimatisierung profitieren. Insgesamt
können mit der Fernkältezentrale 1.447 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.
Wiener Stadtwerke-Energievorstand Marc Hall: "Fernkälte ist eine Energieeffizienzmaßnahme. Sie
spart gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen elektrische Energie, CO2 und Geld – einerseits durch einen
wesentlich effizienteren Einsatz der Kältemaschinen, andererseits durch die Verwendung von Abwärme als
Antriebsenergie. In Summe wird für die Fernkälte rund 50 Prozent weniger Primärenergie eingesetzt
als das bei dezentralen Lösungen der Fall ist."
Exzellente Zukunft: 200 Megawatt bis 2020
Wien Energie-Geschäftsführer Robert Grüneis: "Die globale Klimaerwärmung bekommen
auch wir in Wien zu spüren. Angesichts der ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile hat Fernkälte
eine exzellente Zukunft vor sich und wird in den nächsten Jahren stark ausgebaut werden. Derzeit sind 57 Megawatt
in Betrieb, bis 2020 ist ein Ausbau um fast das Vierfache auf 200 Megawatt geplant."
2009 ging die erste Fernkältezentrale in der Spittelau ans Netz, die unter anderem das Allgemeine Krankenhaus
der Stadt Wien (AKH Wien) sowie das Immobilienprojekt Skyline, die Hochschule für Bodenkultur (BOKU) und den
Radiosender Ö3 in der Muthgasse versorgt. Mittlerweile gibt es auch noch weitere Kältezentralen bzw.
-anlagen von Wien Energie im Krankenhaus SMZ Ost, am Schwarzenbergplatz, bei der Rudolfsstiftung bzw. am Bürostandort
TownTown im dritten Wiener Gemeindebezirk. Für dieses Jahr sind weitere Projekte, zum Beispiel am Hauptbahnhof
Wien oder in der Innenstadt im goldenen Quartier geplant.
Fernkältenachfrage im Steigen: preislich attraktiv und platzsparend
Dass der Bedarf an Fernkälte in den inneren Bezirken vorhanden ist, zeigt die Liste der bestehenden und
geplanten Betriebe: vorwiegend Büros, Hotels und Gewerbeimmobilien. So setzt das Hotel Kempinski im Palais
Hansen bereits seit dem Probebetrieb im Dezember des Vorjahres auf Fernkälte aus der Zentrale am Schottenring.
2013 wird die Wiener Städtische und die Vienna Insurance Group mit dem Ringturm und zwei weiteren Standorten
sowie die bei der Roßauer Lände entstehende "Uni Wien Roßau" ans Netz gehen. Auch Raiffeisen,
die Gebrüder Wild GmbH und das Unternehmen R.A.I. werden noch dieses Jahr an das Fernkältenetz am Schottenring
angeschlossen.
Wiener Städtische Versicherung-Generaldirektor Robert Lasshofer: "Fernkälte ist für uns die
ökologische und platzsparende Kühlalternative zu konventionellen Klimaanlagen. Mit der Versorgung von
einer zentralen Station aus können wir in unseren Gebäuden wertvollen Platz für andere Büro-
und Nutzflächen sparen. Darüber hinaus ist die Fernkälte für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
im Ringturm eine komfortable Lösung."
Die Fernkältezentrale Schottenring im Überblick:
Probebetrieb: Ende 2012
Eröffnung: 29. April 2013
Kälteleistung: 15 MW
Kälteerzeugung: 15.000 MWh / Jahr
CO2 Einsparung: 1.447 t CO2/Jahr
Trassenlänge: ~ 2.400 m
Initiative "bewusste Kühlung" unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Michael Häupl
Während der letzten Jahre stieg die Anzahl der Tage, an denen die Bevölkerung Wiens unter hohen bis extrem
hohen Temperaturen litt. Um der damit verbundenen Belastung zu entgehen, werden in stetig wachsender Anzahl Lösungen
entwickelt und eingesetzt, um in Wohn- und Dienstleistungsgebäuden angenehme Temperaturen zu erzielen. Vielfach
sind diese Lösungen mit einem hohen Stromverbrauch verbunden und die Klimaschutzverantwortlichen der Stadt
Wien verzeichnen einen kontinuierlich wachsenden Endenergieverbrauch für Kühlanwendungen. ExpertInnen
rechnen mit einer Verdopplung der durch Gebäudekühlung generierten CO2-Emissionen in den nächsten
20 Jahren allein im Wohngebäudebereich.
Um diesem Trend entgegen zu wirken und das Klimaschutzziel Wiens bis 2020 zu ermöglichen, startete die Magistratsdirektion-Klimaschutzkoordination
unter der Patronanz des Bürgermeisters der Stadt, Michael Häupl, die Kühlkampagne "bewusste
Kühlung".
Im Rahmen dieser Kampagne sollen der Wiener Bevölkerung energieeffiziente und damit klimagerechte Möglichkeiten
aufgezeigt werden, um während der in Zukunft vermehrt auftretenden Hitzeperioden adäquate Temperaturen
in Wohnungen und Dienstleistungsbetrieben zu erreichen. Der Bogen spannt sich dabei von alternativen Kühlkonzepten
bei Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben über Tipps, wie in Wohnung auch ohne den Einsatz von strombetriebenen
Ventilatoren oder Standklimageräten behagliche Temperaturen erzielt werden können, bis zum Einsatz von
Fernkälte bei Spitälern und betrieblich genutzten Gebäudekomplexen.
Wien vermeidet jährlich 3,7 Mio Tonnen CO2-Äquivalente Schon seit 1999 hat die Stadt Wien ein Klimaschutzprogramm
(KliP Wien), das bis 2020 gültig ist. Dem Wiener Gemeinderat wird regelmäßig ein Bericht über
die Umsetzung vorgelegt. Bisher konnten bereits 3,7 Mio. CO2-Äquivalente an jährlichen Treibhausgasemissionen
vermieden werden. Diese beeindruckenden Zahlen belegt der jüngste Evaluierungsbericht zum KliP Wien.
Außerdem löste das Klimaschutzprogramm auch beträchtliche positive volkswirtschaftliche Effekte
aus. So konnten mit den gesetzten Investitionen allein im Jahr 2011 mehr als 58.600 Arbeitsplätze gesichert
werden, so die Klimaschutzkoordinatorin der Stadt Wien Christine Fohler-Norek.
Infofolder Folder "Fernkälte in Wien"
Der Folder "Fernkälte in Wien" der Magistratsdirektion-Klimaschutzkoordination steht als download
unter http://www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/publikationen/index.html
zur Verfügung
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