Enquete als Auftakt für die Erarbeitung einer umfassenden Verkehrsstrategie für das
Burgenland - Bevölkerung soll eingebunden werden
Eisenstadt (blms) - Zu einer Verkehrsenquete hatte Landeshauptmann Hans Niessl am 25.04. ins Kultur- und
Kongresszentrum Eisenstadt geladen. Die Enquete mit Podiumsdiskussion war Auftakt für die Erarbeitung einer
Gesamtverkehrsstrategie für das Burgenland für die Zukunft. Der Einladung gefolgt waren Landtagspräsident
Gerhard Steier, Agrarlandesrat Ing. Andreas Liegenfeld, Landesamtsdirektor WHR Dr. Robert Tauber, viele weitere
Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, der Sozialpartner und Interessensvertretungen sowie Gäste und
Partner aus Ungarn. Burgenlands Verkehrskoordinator Mag. Peter Zinggl präsentierte den Fahrplan zur Gesamtverkehrsstrategie
Burgenland, DI Dr. Werner Rosinak von der ZT-GmbH Rosinak & Partner skizzierte österreichweite Standards
des öffentlichen Verkehrs. In seinem Impulsreferat zeigte der em. Univ. Prof. DI Dr. Gerd Sammer von der BOKU
Perspektiven künftiger Mobilität aus der Sicht der Verkehrsnachfrage und des Verkehrsangebotes auf. Neben
den Experten soll beim Strategieprozess vor allem auch die Bevölkerung mit einbezogen werden. Ein Fachbeirat
wird den gesamten Strategieprozess begleiten.
Geänderte Rahmenbedingungen, neue Herausforderungen
Das derzeitige Gesamtverkehrskonzept stammt aus dem Jahr 2002. Seither hätten sich die verkehrstechnischen
und politischen Rahmenbedingungen grundlegend geändert, nannte Verkehrskoordinator Zinggl einen Ausgangspunkt
für die neue Gesamtverkehrsstrategie: „Der Beitritt unseres Nachbarlandes Ungarn zur EU, die Öffnung
der Schengengrenzen oder die Veröffentlichung des ÖBB Zielnetzes 2025 stellen uns vor neue Herausforderungen“.
Aufwertung des Wirtschaftsstandortes, Entlastung für Pendler, Sicherheit, Umweltschutz
Landeshauptmann Niessl erwartet sich vom neuen Gesamtverkehrskonzept eine Aufwertung des Wirtschaftsstandortes
Burgenland und attraktive Mobilitätsangebote für die Bevölkerung sowie ein Mehr an Sicherheit, sieht
darin aber auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Anbindung an internationale Verkehrswege sei für die wirtschaftliche
Entwicklung von zentraler Bedeutung, erklärte Landeshauptmann Hans Niessl. „Erreichbarkeit stärkt den
Wirtschaftsstandort, und sie ist auch wichtig für den Tourismus. Vor allem gilt es auch die burgenländischen
Pendler zu entlasten, sie haben für die Fahrt zur Arbeit überproportional hohe Kosten zu tragen“. Bereits
jetzt würden 15 Mio. Euro jährlich für den öffentlichen Verkehr aufgewendet. Alle künftigen
Maßnahmen müssten jedoch im Einklang mit der Natur und mit dem Leitbild des Landes stehen, so Niessl.
Nachhaltigkeit und klare Ziele gefragt
Die derzeitige Verkehrsentwicklung in Österreich sei derzeit weit von Nachhaltigkeit entfernt, stellte
Professor Sammer in seinem Impulsreferat fest. Der motorisierte Verkehr und der Motorisierungsgrad würden
weiter wachsen, die Autoabhängigkeit außerhalb von Stadtzentren weiter zunehmen. „Es braucht deshalb
klare verkehrspolitische Ziele, eine nachhaltige Entwicklungsanalyse mit quantifizierbaren Zielen, eine neue Entscheidungs-
und Planungskultur und vor allem die Internalisierung der Kosten für den Verkehr“. Voraussetzung dafür
seien eine offene Informationspolitik mit Bürgerbeteiligung und eine ehrliche Verkehrspolitik.
Projektlaufzeit 12 Monate
In die Strategie fließen sämtliche Parameter rund um den Sektor Mobilität und Verkehr und dessen
Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerung, nationale und internationale Rahmenbedingungen, Expertenempfehlungen,
Wünsche der Bürger sowie alle bereits erarbeiteten Konzepte - Schienenverkehrskonzept, das Verkehrskonzept
Südburgenland, Ausarbeitungen zum grenzüberschreitenden Verkehr Burgenland – Westungarn – ein. Die Ergebnisse
sollen in ein Strategiepapier münden. „Das Strategiepapier soll die künftige Grundlage für alle
verkehrspolitischen Entscheidungen darstellen, aber auch in allen übergeordneten Zielvorstellungen des Landes
Berücksichtigung finden“, hielt Niessl fest. Eingebunden sind die Fachabteilungen des Landes sowie alle Institutionen
und Experten, die mit dem Thema Verkehr im Rahmen ihrer Aufgabenbereiche mittelbar oder unmittelbar befasst sind.
Ein Fachbeirat soll in koordinierender Funktion den gesamten Strategieprozess begleiten. Die Projektlaufzeit für
die Erarbeitung der Verkehrsstrategie beträgt 12 Monate. Der Strategieprozess beginnt sofort.
Bürgerbeteiligung, öffentlicher Diskussionsprozess
Großer Wert werde auf die Einbindung der Bevölkerung gelegt, die man über Öffentlichkeitsarbeit,
Veranstaltungen, Befragungen, über Netzwerkgruppen, Internet und social media erreichen wolle. Es solle ein
öffentlicher Diskussionsprozess stattfinden, kündigte Zinggl an. Landeshauptmann Niessl sieht dabei
die Pendler als wichtige Zielgruppe: „Wichtig sind uns die Meinung und Verbesserungsvorschläge der Menschen,
die tagtäglich im Pendlerzug oder -bus sitzen oder mit dem Auto vor der Wiener Stadteinfahrt im Stau stehen.
Wir wollen die Menschen aber auch zu mehr persönlicher Bewegung, zum Radfahren oder zu Fuß gehen motivieren“.
Die Pendlerproblematik stand schließlich im Fokus der rege geführten Podiumsdiskussion. Einigkeit herrschte
im klaren Bekenntnis zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
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