Fahrplan zur Gesamtverkehrsstrategie
 Burgenland vorgestellt

 

erstellt am
26. 04. 13
14.00 MEZ

Enquete als Auftakt für die Erarbeitung einer umfassenden Verkehrsstrategie für das Burgenland - Bevölkerung soll eingebunden werden
Eisenstadt (blms) - Zu einer Verkehrsenquete hatte Landeshauptmann Hans Niessl am 25.04. ins Kultur- und Kongresszentrum Eisenstadt geladen. Die Enquete mit Podiumsdiskussion war Auftakt für die Erarbeitung einer Gesamtverkehrsstrategie für das Burgenland für die Zukunft. Der Einladung gefolgt waren Landtagspräsident Gerhard Steier, Agrarlandesrat Ing. Andreas Liegenfeld, Landesamtsdirektor WHR Dr. Robert Tauber, viele weitere Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, der Sozialpartner und Interessensvertretungen sowie Gäste und Partner aus Ungarn. Burgenlands Verkehrskoordinator Mag. Peter Zinggl präsentierte den Fahrplan zur Gesamtverkehrsstrategie Burgenland, DI Dr. Werner Rosinak von der ZT-GmbH Rosinak & Partner skizzierte österreichweite Standards des öffentlichen Verkehrs. In seinem Impulsreferat zeigte der em. Univ. Prof. DI Dr. Gerd Sammer von der BOKU Perspektiven künftiger Mobilität aus der Sicht der Verkehrsnachfrage und des Verkehrsangebotes auf. Neben den Experten soll beim Strategieprozess vor allem auch die Bevölkerung mit einbezogen werden. Ein Fachbeirat wird den gesamten Strategieprozess begleiten.

Geänderte Rahmenbedingungen, neue Herausforderungen
Das derzeitige Gesamtverkehrskonzept stammt aus dem Jahr 2002. Seither hätten sich die verkehrstechnischen und politischen Rahmenbedingungen grundlegend geändert, nannte Verkehrskoordinator Zinggl einen Ausgangspunkt für die neue Gesamtverkehrsstrategie: „Der Beitritt unseres Nachbarlandes Ungarn zur EU, die Öffnung der Schengengrenzen oder die Veröffentlichung des ÖBB Zielnetzes 2025 stellen uns vor neue Herausforderungen“.

Aufwertung des Wirtschaftsstandortes, Entlastung für Pendler, Sicherheit, Umweltschutz
Landeshauptmann Niessl erwartet sich vom neuen Gesamtverkehrskonzept eine Aufwertung des Wirtschaftsstandortes Burgenland und attraktive Mobilitätsangebote für die Bevölkerung sowie ein Mehr an Sicherheit, sieht darin aber auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Anbindung an internationale Verkehrswege sei für die wirtschaftliche Entwicklung von zentraler Bedeutung, erklärte Landeshauptmann Hans Niessl. „Erreichbarkeit stärkt den Wirtschaftsstandort, und sie ist auch wichtig für den Tourismus. Vor allem gilt es auch die burgenländischen Pendler zu entlasten, sie haben für die Fahrt zur Arbeit überproportional hohe Kosten zu tragen“. Bereits jetzt würden 15 Mio. Euro jährlich für den öffentlichen Verkehr aufgewendet. Alle künftigen Maßnahmen müssten jedoch im Einklang mit der Natur und mit dem Leitbild des Landes stehen, so Niessl.

Nachhaltigkeit und klare Ziele gefragt
Die derzeitige Verkehrsentwicklung in Österreich sei derzeit weit von Nachhaltigkeit entfernt, stellte Professor Sammer in seinem Impulsreferat fest. Der motorisierte Verkehr und der Motorisierungsgrad würden weiter wachsen, die Autoabhängigkeit außerhalb von Stadtzentren weiter zunehmen. „Es braucht deshalb klare verkehrspolitische Ziele, eine nachhaltige Entwicklungsanalyse mit quantifizierbaren Zielen, eine neue Entscheidungs- und Planungskultur und vor allem die Internalisierung der Kosten für den Verkehr“. Voraussetzung dafür seien eine offene Informationspolitik mit Bürgerbeteiligung und eine ehrliche Verkehrspolitik.

Projektlaufzeit 12 Monate
In die Strategie fließen sämtliche Parameter rund um den Sektor Mobilität und Verkehr und dessen Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Bevölkerung, nationale und internationale Rahmenbedingungen, Expertenempfehlungen, Wünsche der Bürger sowie alle bereits erarbeiteten Konzepte - Schienenverkehrskonzept, das Verkehrskonzept Südburgenland, Ausarbeitungen zum grenzüberschreitenden Verkehr Burgenland – Westungarn – ein. Die Ergebnisse sollen in ein Strategiepapier münden. „Das Strategiepapier soll die künftige Grundlage für alle verkehrspolitischen Entscheidungen darstellen, aber auch in allen übergeordneten Zielvorstellungen des Landes Berücksichtigung finden“, hielt Niessl fest. Eingebunden sind die Fachabteilungen des Landes sowie alle Institutionen und Experten, die mit dem Thema Verkehr im Rahmen ihrer Aufgabenbereiche mittelbar oder unmittelbar befasst sind. Ein Fachbeirat soll in koordinierender Funktion den gesamten Strategieprozess begleiten. Die Projektlaufzeit für die Erarbeitung der Verkehrsstrategie beträgt 12 Monate. Der Strategieprozess beginnt sofort.

Bürgerbeteiligung, öffentlicher Diskussionsprozess
Großer Wert werde auf die Einbindung der Bevölkerung gelegt, die man über Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, Befragungen, über Netzwerkgruppen, Internet und social media erreichen wolle. Es solle ein öffentlicher Diskussionsprozess stattfinden, kündigte Zinggl an. Landeshauptmann Niessl sieht dabei die Pendler als wichtige Zielgruppe: „Wichtig sind uns die Meinung und Verbesserungsvorschläge der Menschen, die tagtäglich im Pendlerzug oder -bus sitzen oder mit dem Auto vor der Wiener Stadteinfahrt im Stau stehen. Wir wollen die Menschen aber auch zu mehr persönlicher Bewegung, zum Radfahren oder zu Fuß gehen motivieren“.

Die Pendlerproblematik stand schließlich im Fokus der rege geführten Podiumsdiskussion. Einigkeit herrschte im klaren Bekenntnis zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

 

 

 

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