Hightech-Kanalsanierung spart Zeit, Geld und Nerven der Verkehrsteilnehmer – Gesteuert wird
der Roboter per Joystick und Monitor
Wien (rk) - Ein High-Tech- Roboter erobert derzeit unterirdisch das Kanalnetz im 14. und 23. Wiener Gemeindebezirk.
An 70 Einsatzorten ist die ferngesteuerte Spezialmaschine fräsend, bohrend, spachtelnd und schraubend in den
bis zu 20 Zentimeter kleinen Abwasserkanälen im Reparatureinsatz unterwegs. Die Arbeiten dauern vier Monate,
die Kosten betragen rund 110.000 Euro.
Für Anrainer und Autofahrer sind die Arbeiten jedoch kaum bemerkbar. Denn gesteuert wird der Roboter per Joystick
und Monitor aus einer fahrenden Kommandozentrale an der Oberfläche. Der Einsatzort kann dabei bis zu 75 Meter
von der Steuerzentrale entfernt sein. Ein und Ausfahrtsöffnung für den Roboter sind die bestehenden Schächte
der Kanalisation. Ein aufwändiges Aufgraben der Straße ist damit überflüssig. Die Schäden
auf konventionelle Art und Weise zu sanieren, also mit Aufgraben, würde nicht nur mehr Geld kosten, sondern
auch eine zusätzliche Belastungen durch den Baustellenverkehr bedeuten. Wo immer es technisch möglich
ist, setzt Wien Kanal auf diese moderne Sanierungsart.
Drei Millionen Euro jährlich für grabenlose Erhaltungsarbeiten des Kanalnetzes
Rund fünf Kilometer Kanal werden jährlich unterirdisch, also nahezu aufgrabungsfrei in Wien saniert.
Insgesamt investiert Wien Kanal pro Jahr rund drei Millionen Euro in grabenlose Erhaltungsarbeiten des Kanalnetzes.
"Geringere Baukosten und deutlich weniger Auswirkungen auf den Verkehr an der Oberfläche sind die wesentlichsten
Vorteile gegenüber einer konventionellen Baumethode mit einer offenen Künette", erläutert Andreas
Ilmer, Chef von Wien Kanal, die Vorzüge der grabenlosen Technik.
Voraussetzung für die unterirdische Sanierung ist die lückenlose Inspektion des rund 2.400 Kilometer
langen Wiener Kanalsystems. Rund 633 Kilometer können dabei aber aufgrund der geringen Größe nicht
begangen werden. Überall dort wo der Mensch keinen Zugang findet, kommt eine der fünf fahrende TV-Stationen
zum Einsatz. Jedes dieser Spezialfahrzeuge ist mit einem Roboter mit einer 360° Panorama Kamera für Live
Bilder und dreidimensionale Video-Aufnahmen ausgerüstet. 2012 wurden insgesamt 326 Kilometer Kanalnetz inspiziert,
davon 248 Kilometer mittels TV-Kameras. Die Daten werden dabei vom Roboter direkt in das Kanalnetz-Informationssystem
von Wien Kanal eingespielt. Techniker bewerten dann die Schäden nach dem Schulnotensystem und arbeiten ein
Sanierungsprogramm aus.
Wien Kanal - Die Abwasserprofis
Mit einer Leitungslänge von mehr als 2.400 Kilometer ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber.
Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser sicher und umweltgerecht zur ebswien hauptkläranlage
in Simmering transportiert. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, das Kanalnetz funktionsfähig
und sauber zu halten. So wird zum Beispiel täglich 15 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt,
um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren. Rund 99 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das städtische
Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem wächst das Wiener Kanalnetz jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als
700 Kanalbaustellen werden jährlich zur Erhaltung und Reparatur des öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt.
Wien Kanal bietet Interessierten auch die Möglichkeit selbst in die Wiener Unterwelt einzutauchen. Von 2.
Mai bis 31. Oktober gibt es am Karlsplatz den Einstieg auf den Spuren des "Dritten Mannes".
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