Bildungsministerin legt 10 Punkte Programm für Ausbau von Bewegung und Sport vor. Neue
Mittelschule: Drei Stunden mehr bei der Mindeststundenanzahl.
Wien (bmukk) - Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied legt nach intensiven Gesprächen mit den Nationalratsklubs
der Koalitionsparteien und unter Einbeziehung von ExpertInnen aus Forschung und Praxis ein 10 Punkte Programm zur
Umsetzung des von allen Fraktionen des Nationalrats unterstützten Ausbaus von Sport- und Bewegung in der Schule
vor: "Österreich hat ein im internationalen Vergleich durchaus konkurrenzfähiges Angebot im Bereich
des Schulsports, sowohl in der Breite als auch an der Spitze. Dennoch zeigen Studien, dass immer weniger Kinder
und Jugendliche regelmäßig Bewegung und Sport betreiben - und dass diese SchülerInnen damit in
eine Risikogruppe fallen, die durch gesundheitliche Beeinträchtigungen Nachteile in ihrem späteren Leben
zu befürchten haben. Deshalb muss eine zukunftsorientierte und ganzheitlich betrachtete Bildungspolitik, die
jedem Kind seine individuell höchste erreichbare Bildung und damit die besten Zukunftschancen ermöglichen
will, gezielt Sport und Bewegung für jeden und jede SchülerIn anbieten. Schon in der Kindheit soll so
die Grundlage für Gesundheitsbewusstsein und für Sport und Bewegung als selbstverständlichen Teil
des Lebens gelegt werden - in den Familien und in den Schulen."
Auf ExpertInnenebenen wurden drei Ziele definiert:
1. Schritt für Schritt mehr Bewegung und Sport im Schulalltag: Jede/r SchülerIn soll in allen Bereichen
des schulischen Lebens die Vorteile von Bewegung und Sport erleben. Bewegung und Sport sollen in den Kindergarten-
und Schulalltag integriert werden. Es soll dadurch auch die natürliche Freude an der Bewegung, die alle Kinder
empfinden, genützt werden. Von der Bewegungseinheit zur Auflockerung in einer "normalen" Stunde
über die tägliche Turnstunde in den ganztägigen Schulformen und in der Nachmittagsbetreuung bis
hin zu neuen Wegen wie "Ergometerklassen", "School Walkers" etc. sollen Bewegung und Sport
zum fixen Bestandteil des Schulalltags werden.
2. Bewusstsein um die Bedeutung des Sports und der regelmäßigen Bewegung schaffen: Jede/r SchülerIn
soll lernen und am eigenen Beispiel erfahren, dass Bewegung, Sport und Gesundheit wichtige Faktoren für individuelles
Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Kreativität sind. Durch eine Intensivierung der gemeinsamen Aktivitäten
mit dem organisierten Sport, durch die Etablierung neuer Modelle wie Freizeitpädagogik sowie durch eine Reform
der Curricula für die PädagogInnenaus- und Weiterbildung sollen die SchülerInnen gezielt informiert
und an ein Leben mit Sport und Bewegung herangeführt werden.
3. Etablierung einer neuen Bewegungskultur - Bewegung, Sport und Spiel als sinnvolle Freizeitgestaltung verstehen.
Bewegung und Sport im Kindergarten und in der Schule können trotz der geplanten Intensivierung nur der Einstieg
in eine neue Bewegungskultur in Österreich sein, indem der Kindergarten und die Schule vermitteln, dass Bewegung,
Sport und Spiel über den Schulalltag hinaus ein wertvoller Bestandteil der Freizeit und des gesamten weiteren
Lebens sind. Die Schule und - in enger Kooperation mit ihr - der organisierte Sport stellen die Interessen der
Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt: Gemeinsam wollen sie neben der Freude an Bewegung und Sport auch gesamtgesellschaftliche
Werte wie Fairness, Teamfähigkeit und Solidarität transportieren. Schule und organisierter Sport sehen
es als gemeinsame Aufgabe, das Elternhaus und das soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen,
die geistigen, körperlichen und sozialen Voraussetzungen für ein erfülltes Leben zu schaffen.
Zur Umsetzung dieser Ziele wurde ein 10 Punkte Programm von den Regierungspartnern vereinbart:
- Bewegung gilt als eines der wichtigen Bildungsziele.
- Tägliche Turnstunde in allen ganztägigen Schulformen: Ab sofort wird
es in der schulischen Tagesbetreuung und den verschränkten Ganztagsschulen verpflichtend tägliche Sport-
und Bewegungseinheiten geben. Durch einen Erlass des BMUKK wird ein Minimum von 5 Stunden pro Woche an Bewegung
und Sport in allen Jahrgängen in ganztägigen Schulformen garantiert.
- Schulaufsicht sichert regelmäßige Bewegung an der Schule: Durch einen
Erlass wird festgelegt, dass der Entfall der Unterrichtsstunden Bewegung und Sport sowie eine Blockung über
mehrere Wochen hinweg nur im äußersten Notfall und mit entsprechender Begründung möglich ist.
Dies wird durch die Schulaufsicht verstärkt überprüft. Gleichzeitig wird die Schulaufsicht die Schulstandorte
motivieren, schulstufenübergreifenden und angebotsattraktiven Unterricht durch unverbindliche Übungen
anzubieten.
- Neue Lehrpläne sichern Mindestmaß für Bewegung und Sport - Mindeststundenzahl
für Bewegung und Sport in der NMS steigt um 3 Stunden, auf der Sekundarstufe 1 mindestens 13 Wochenstunden
Bewegung und Sport gesichert: Die vorhandenen schulautonomen Möglichkeiten für mehr Stunden für
Sport und Bewegung werden ausgebaut. Die Mindeststundenanzahl, die nicht unterschritten werden darf, wird angeglichen:
Statt einer Bandbreite von 10 bis 19 Stunden in der Neuen Mittelschule und der Hauptschule soll es künftig
für alle Schulformen 13 bis 19 Wochenstunden Bewegung und Sport in vier Jahren geben. Die Mindeststundenzahl
im Laufe von vier Jahren in der Neuen Mittelschule steigt also um 3 Stunden. Die Lehrpläne werden inhaltlich
auf den neuesten Stand der Forschung gebracht, um Bewegungsmängeln wirkungsvoll zu begegnen und Freude an
Bewegung und Sport nachhaltig zu vermitteln. Dabei sollen, um lokale Infrastrukturmängel auszugleichen, alle
anderen Bewegungsmöglichkeiten außerhalb der Turnsäle einbezogen werden (Natur, Spielplätze,
Sportplätze, Bäder, Eislaufplätze usw.).
- Bewegungscoach und höhere Qualifikation für LehrerInnen. Bei der Erarbeitung
der Curricula für die "PädagogInnenbildung NEU" wird ein spezifisches Fächerbündel
entwickelt, das die aktuellsten Inhalte der Gesundheitsförderung in der Schule vermittelt. Bewegung und Sport
wird in den neuen Curricula verankert. Flächendeckend soll es an den Pädagogischen Hochschulen in Kooperation
mit den Bundes Sport Akademien eine Ausbildung zum Bewegungscoach geben: Diese Weiterbildung für alle LehrerInnen
soll eine profunde Ausbildung im Bereich Bewegung darstellen und eine qualitative Steigerung im Unterrichtsfach
Bewegung und Sport an den Volksschulen bewirken und Bewegungskonzepte im Regelunterricht verankern helfen.
- Mehr SporttrainerInnen als FreizeitpädagogInnen. Eine Kooperation des BMUKK
mit der Bundessportorganisation (BSO) bei der Ausbildung von TrainerInnen als FreizeitpädagogInnen soll mehr
qualifiziertes Personal für Bewegung und Sport bringen: Die Anrechnungsmöglichkeiten für geprüfte
TrainerInnen von Sportvereinen im Rahmen der Ausbildung zum/zur FreizeitpädagogIn werden gemeinsam mit der
BSO geprüft und dadurch die Anrechenbarkeit vorheriger Ausbildungen größtmöglich ausgeschöpft.
Gemeinsam soll für diese Ausbildung geworben werden.
- Ausbau der Sportschwerpunktschulen. Derzeit haben österreichweit 117 NMS/HS
und 14 AHS einen Sportschwerpunkt. Zusätzlich zu den bereits knapp 16.000 SchülerInnen, die diese Schulen
schon besuchen, sollen weitere SchülerInnen mit den entsprechenden Voraussetzungen und Interessen motiviert
werden, diesen Ausbildungsweg zu wählen. Österreichweit gibt es noch freie Kapazitäten, die durch
gezielte Information der SchülerInnen an der Schnittstelle zwischen Volksschule und Sekundarstufe 1 schrittweise
aufgefüllt werden sollen.
- Gemeinsame Informationsoffensive von BMUKK und Bundessportorganisation: Die Kooperation
von Schulen und Sportvereinen, für die schon ein Rahmenvertrag exisitiert, soll qualitativ und quantitativ
auf eine neue Basis gestellt werden, die zu einer engen Verzahnung von schulischen und außerschulischen Sportaktivitäten
beiträgt - mit dem Effekt, dass es mehr Sport in den Schulen und mehr Nachwuchs für die Sportvereine
geben soll.
- Freude an Bewegung im Schulalltag integrieren. Der Ausbau vorhandener Qualitätsprogramme
wird vorangetrieben: In Zusammenarbeit mit der Universität Salzburg wurde ein Kompetenzkatalog im Bereich
Bewegung und Sport entwickelt, der für SchülerInnen der 8. Schulstufe sowie für die 11./12. Schulstufe
erstellt wurde. Die Testung dieser Kompetenzen ist eine wichtige Grundlage für die künftige, wissenschaftlich
fundierte Weiterentwicklung des Fachs Bewegung und Sport. Ab 2013/14 wird Schulen, die einen genau definierten
Kriterienkatalog bezüglich Qualität und Quantität von Bewegung und Sport erfüllen, das österreichische
Schulsport-Gütesiegel verliehen. Das von ExpertInnen erarbeitete Projekt "Gesund & Munter" zur
Förderung von Bewegung und Sport an Volksschulen soll intensiviert werden - es soll quantitativ mehr Bewegung
der SchülerInnen und qualitativ mehr Kompetenz der LehrerInnen durch gezielte Weiterbildung bringen. Mit dem
Projekt "Klug & Fit" werden den LehrerInnen einfach anzuwendende sportmotorische Tests und Muskelfunktionsprüfungen
zur Verfügung gestellt. Sie ermöglichen eine zielgerichtete, individuelle Planung des Unterrichts und
eine Empfehlung für das Bewegungsprogramm zu Hause.
- Schulterschluss für die tägliche Bewegungseinheit: Bildungsministerium,
Sportministerium, Gesundheitsministerium und die Bundessportorganisation rufen eine gemeinsame Arbeitsgruppe ins
Leben, die über die Legislaturperiode hinaus Kooperationen und die Förderung von Bewegung und Sport in
der Schule bearbeiten wird.
Abschließend stellte Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied fest: "Mit diesem 10 Punkte Programm
wird im Rahmen der derzeitigen budgetären Möglichkeiten eine rasche qualitative und quantitative Verbesserung
für Bewegung und Sport in der Schule gesichert und die tägliche Turnstunde in den ganztägigen Schulformen
und in der schulischen Tagesbetreuung fixiert. Die Mindeststundenzahl in der Neuen Mittelschule steigt um 30 Prozent.
Mein Ziel, zunächst die Zahl der Turnstunden mit einem Finanzaufwand von mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr
auf mindestens 4 Stunden pro Woche in der Volksschule und der Sekundarstufe 1 aufzustocken und so den nächsten
Schritt zur Umsetzung der täglichen Turnstunde zu tun, werde ich beharrlich weiter verfolgen."
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