SchülerInnen wollen EU-Infos mit Alltagsbezug - 58 Prozent für mehr Infos an Schulen
- Jugend verbindet mehr mit "Euro" als mit "EU" - 42 Prozent der Jugendlichen kennen keinen
Vorteil der EU - Umfrage
Wien (ögfe) - "SchülerInnen fühlen sich nicht ausreichend über die EU informiert.
Gerade zu den direkten Auswirkungen von europäischen Entwicklungen wünschen sie sich mehr Informationen.
EU und Wirtschaftswissen sind jedoch Grundkompetenzen für SchülerInnen. Die ÖGfE verstärkt
daher gemeinsam mit den österreichischen Sozialpartnern ihre EU-Initiativen an Schulen", fassen Christian
Mandl, Leiter der Stabsabteilung EU-Koordination der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Paul Schmidt,
Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), die Ergebnisse der von ÖGfE
und WKÖ durchgeführten Kompetenzanalyse an österreichischen Schulen "Wozu EU?" zusammen.
Die Umfrage "Wozu EU?" fragte die EU-Kompetenzen der österreichischen Jugendlichen ab. Anhand einer
Mischung aus Wissens- und offenen Meinungsfragen konnten allgemeine Jugendtrends ausgemacht werden.
EU-Informationen müssen alltagsrelevant sein
52 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Information über die EU im eigenen Alltag. BerufsschülerInnen
fühlen sich etwas häufiger "schlecht" von der Schule über die EU informiert (60 Prozent)
als ihre AltersgenossInnen in den AHS (57 Prozent) und Berufsbildenden Schulen (53 Prozent).
"Die Ergebnisse zeigen, dass die EU für Jugendliche sehr abstrakt ist. Informationen zur EU müssen
stärker an das Umfeld der Jugendlichen anknüpfen und für sie nachvollziehbar sein", betont
Schmidt.
"Die Vorteile aus der EU-Mitgliedschaft - Jugendaustauschprogramme, einfacheres Reisen, kein Geldwechseln
im Euroraum, die Senkung der Roaming-Gebühren usw. werden von Jugendlichen bereits als selbstverständlich
wahrgenommen und nicht als Maßnahmen der EU interpretiert", analysiert Mandl.
SchülerInnen verbinden mehr mit dem Euro als mit der EU
Mit dem Thema "EU" verbinden die befragten SchülerInnen viel weniger als etwa mit dem Thema "Euro".
Zu den Vorteilen des Euros befragt, gaben 69 Prozent eine Antwort, 31 Prozent enthielten sich einer Aussage. Zu
den Vorteilen der EU gefragt, konnten 58 Prozent Angaben machen, 42 Prozent der Jugendlichen gaben jedoch keine
Antwort.
Als Vorteile des Euros wurde die "einheitliche Währung, der Wegfall des Geldwechsels, die Möglichkeit
des Preisvergleichs in den Euro-Ländern und das unbeschwerte Reisen" von je 60 Prozent der Befragten
angegeben. Als Nachteile führten 38 Prozent die Punkte Inflation/Instabilität und den "Teuro"
im Vergleich zum Schilling an.
Als Vorteile der EU wurden von 38 Prozent "die Freiheit zu reisen, zu wohnen, der freie Personenverkehr und
keine Grenzkontrollen" genannt. Die "Wirtschaftskrise, die Inflation und der Rettungsschirm" wurde
von insgesamt 22 Prozent als Negativbeispiele genannt.
"Gerade in Krisenzeiten ist die Nachfrage nach Wirtschafts- und Finanzthemen besonders hoch. Eine Chance,
die es zu nützen gilt", fordert Paul Schmidt.
EU-Abgeordnete weitgehend unbekannt
In etwa einem Jahr finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt - auch die 16-jährigen sind hierbei
in Österreich wahlberechtigt. Die befragten Jugendlichen wissen gut über den Zeitpunkt der EU-Wahlen
Bescheid (58 Prozent). 66 Prozent der AHS SchülerInnen und 54 Prozent der BerüfsschülerInnen beantworteten
die Frage richtig. Aber: Kaum jemand kann eine/n österreichische/n EU-Abgeordnete/n nennen.
Einzig Hannes Swoboda wurde von mehr als 5 Prozent der befragten Jugendlichen genannt, die meisten anderen EU-MandatarInnen
hatten einen Bekanntheitsgrad von einem Prozent.
"Es ist wichtig, Jugendlichen noch stärker den Mehrweit der Arbeit des Europäischen Parlaments zu
vermitteln. Gelingt dies nicht, wird sich die Wahlbeteiligung bei den nächsten EU-Wahlen in Grenzen halten",
meint Schmidt.
"Das Europäische Parlament hat bei jeder Vertragsrevision an Einfluss gewonnen - ohne Zustimmung von
diesem sind fast keine Beschlüsse mehr möglich. Umso wichtiger ist es, die VertreterInnen Österreichs
in dieser Institution zu kennen und auszuwählen", resümiert Mandl.
EU-Unterrichtsmaterialien: Schulnote 3
Im Rahmen der Kompetenzanalyse wurde auch das Meinungsbild jener LehrerInnen erhoben, deren SchülerInnen befragt
wurden. Hierbei zeigt sich: 92 Prozent der LehrerInnen möchten gerne mehr Wissen zur "EU im Alltag"
vermitteln. Das aktuelle Angebot an EU-Unterrichtsmaterialien bewerten LehrerInnen mit der Schulnote 3.
Hintergrund:
Die Umfrage wurde im Rahmen des Projekts "Wozu EU? Kompetenzanalyse" von November 2012 bis Jänner
2013 österreichweit durchgeführt. Die Umfrage umfasste 1830 SchülerInnen an 23 Schulen (schriftliche
Befragung). 29 Prozent der befragten SchülerInnen stammten aus AHS, 18 Prozent aus BHS und 53 Prozent aus
Berufsschulen.
Verteilung der SchülerInnen nach Bundesländern: 56% aus Wien, 1% aus dem Burgenland, 11% aus Niederösterreich,
5% aus Oberösterreich, 4% aus Salzburg, 1% aus Tirol, 0% aus Vorarlberg, 21% aus der Steiermark und 1% aus
Kärnten. Es wurden zusätzlich 73 LehrerInnen befragt.
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