IV-GS Neumayer: Ertragssituation der Unternehmen sehr kritisch – Zusätzliche Kosten durch
AK- und ÖGB-Vorschläge vernichten Arbeitsplätze
Wien (pdi) - „Der Vorfrühling des Jahres 2013 zeigte sich bisher von seiner unterkühlten Seite.
Während der Jahresbeginn zunächst von einer Stimmungsaufhellung geprägt war, ist zuletzt eine konjunkturelle
Ernüchterung eingetreten“, erklärte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag.
Christoph Neumayer, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IV-Chefökonom Dr. Christian Helmenstein zu den
Ergebnissen des aktuellen Konjunkturbarometers der IV aus dem 1. Quartal 2013 am 23.04. in Wien. Als „sehr kritisch“
sei die derzeitige Ertragslage der Unternehmen zu bewerten, der Konjunkturaufschwung „fragil“. „Jeder mit zusätzlichen
Kosten für die Betriebe verbundene Vorschlag von ÖGB- und AK-Funktionären ist angesichts dieser
Situation ein Schlag ins Gesicht der Betriebe und vernichtet Arbeitsplätze“, so der IV-Generalsekretär.
„Immerhin hat sich die Beruhigung auf den internationalen Finanzmärkten trotz des drohenden Kollaps‘ des zypriotischen
Bankensystems fortgesetzt. Ein solcher konnte durch die Mobilisierung der finanzpolitischen Rettungsmechanismen
bei beträchtlichen Vermögensverlusten auf Einlegerseite gerade noch abgewendet werden. Zugleich versetzte
die hartnäckig anhaltende Rezession in den südeuropäischen Mitgliedstaaten den vielfach verlautbarten
optimistischen Konjunkturerwartungen für den Euroraum jedoch einen erheblichen Dämpfer“, so Neumayer.
Tatsächlich befinde sich Europa weiterhin in der Rezession, im Vergleich zum Durchschnitt halte sich die österreichische
Wirtschaft aber deutlich besser, sagte Neumayer: „Im Verlauf des zweiten Quartals ist nach der Stabilisierung im
ersten Quartal nunmehr eine allmähliche Belebung der Konjunktur zu erwarten, welche aber voraussichtlich nur
eine geringe Dynamik entfalten wird“, so die zentralen Ergebnisse des aktuellen IV-Konjunkturbarometers.
Die Ergebnisse im Detail
Der Wert des IV-Konjunkturbarometers, welches als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage
und der Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt wird, reflektiert die Stimmungsdämpfung und verharrt
unverändert bei einem Wert von +15 Punkten. Es bleibt damit weiterhin hinter dem Niveau zur Jahresmitte 2012
zurück. Während die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage nochmals geringfügig von
+22 Punkten auf +19 Punkte zurückgeht, legen die Geschäftserwartungen leicht von +8 Punkten auf nunmehr
+12 Punkte zu.
„Damit zeichnet sich eine fragile Konjunkturerholung ab, die im besten Fall bei einem sich aufhellenden globalen
Konjunkturumfeld etwas an Fahrt gewinnen sollte“, so IV-Chefökonom Helmenstein. „Allerdings könnte sie
auch jederzeit durch schlagend werdende (politische) Ereignisrisken, angefangen von Neuwahlen in Italien bis zu
budgetbezogenen Unwägbarkeiten in den USA, unterbrochen werden.“ Anlass zur Sorge würde darüber
hinaus insbesondere der sich zuletzt noch beschleunigende Abwärtstrend in Frankreich geben, welcher Zweifeln
an einer baldigen Konjunkturwende in Europa Auftrieb verleihen könnte.
Dementsprechend setzt sich die Schrumpfung der industriellen Auftragsreichweite zunächst abermals fort (Saldo
der Auftragsbestände +24 Punkte nach +27 Punkten im Vorquartal). Nach dem kräftigen Lebenszeichen bei
den Auslandsaufträgen im Vorquartal ist auch hier ein Rücksetzer von +29 Punkten auf +24 Punkte zu verzeichnen,
doch liegt die Einschätzung des Auftragsbestandes damit immerhin noch 5 Punkte höher als vor einem Semester.
Zittrige Erhebungsergebnisse dieser Art in der Nähe eines unteren konjunkturellen Wendepunktes sind nichts
Ungewöhnliches, vielmehr deuten sie das Einsetzen des klassischen, exportgetriebenen Konjunkturerholungsmusters
der österreichischen Wirtschaft an.
Die Unternehmen gestalten ihre Produktionsplanung auf Sicht der nächsten drei Monate weiterhin sehr vorsichtig,
dennoch ist in saisonbereinigter Betrachtung bei einem Saldo von +4 Punkten (nach +3 Punkten) mit einer nach wie
vor geringfügig steigenden Ausbringungsmenge zu rechnen. Dies spiegelt das Bestreben der Unternehmen wider,
für den Fall einer im weiteren Jahresverlauf anziehenden Nachfrage ihre Lieferfähigkeit durch entsprechende
Bestände an Halbfertig- und Endprodukten zu gewährleisten, zugleich aber die von zunehmenden Lagerbeständen
ausgehende Kapitalbindung und Ertragsbelastung bestmöglich hintanzuhalten.
Erwartete Beschäftigungsentwicklung positiv
Die nochmalige, wenngleich nur leichte Verbesserung der Konjunkturaussichten wirkt sich weiterhin positiv auf die
erwartete Beschäftigungsentwicklung aus. Der Saldo für den Beschäftigtenstand dreht aus negativem
Terrain von -9 Punkten mit nunmehr +3
Punkten in den positiven Wertebereich. Während der Anteil der Unternehmen, welche einen Beschäftigungsabbau
vorzunehmen erwarten, nochmals von 18 auf 15 Prozent zurückgeht, verbessert sich die Einstellungsneigung der
Unternehmen wesentlich. Der Anteil der Unternehmen, die einen steigenden Beschäftigtenstand anstreben, verdoppelt
sich von 9 auf 18 Prozent.
Die verzögert einsetzende Erholung hinterlässt Spuren in der Ertragslage der Unternehmen – der betreffende
Saldo bildet sich von +13 Punkten wieder auf das Herbstniveau des Vorjahres mit +5 Punkten zurück. Für
einen investitionsgetragenen Aufschwung ist jedoch ein substanziell besseres Ertragsniveau erforderlich – davon
ist der betreffende Indikator derzeit weiter als je während der letzten drei Jahre entfernt.
Auf die erzielbaren Verkaufspreise schlägt die globale Nachfrageschwäche weiterhin stark durch. Diesbezüglich
wird bei abnehmender Dynamik eine abermalige Verschlechterung erwartet (Saldo -7 Punkte nach -19 Punkten im Vorquartal).
Die wieder anziehende Mengenkonjunktur sollte diesen Effekt jedoch kompensieren können, sodass sich die Ertragsaussichten
auf Sicht von sechs Monaten etwas aufhellen – der Saldo steigt auf +10 Punkte nach zuvor +4 Punkten.
Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 415 Unternehmen mit rund 274.000
Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden
drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten)
Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver
und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.
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