GeologInnen der Uni Graz entdecken neues Hebungsereignis in den Ostalpen
Graz (universität) - Koralm, Gleinalm, Fischbacher Alpen – die steirischen Randgebirge sind aufgrund
ihrer landschaftlichen Schönheit ein beliebtes Ausflugsziel. GeologInnen bietet dieser Teil der Ostalpen noch
eine weitere Besonderheit: Im Gegensatz zu den meisten anderen Gipfeln des mächtigen europäischen Gebirgszuges
waren die Berge südlich und östlich von Mur und Lavant in den letzten zwei Millionen Jahren nie von Eis
bedeckt. Dass sie von Gletschern nicht abgeschliffen wurden, prädestiniert sie dafür, an ihnen die Hebungsgeschichte
der Alpen zu erforschen. Ein Team vom Institut für Erdwissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz
hat sich dieser Aufgabe gestellt und kam zu einem überraschenden Ergebnis: Die Ostalpen haben sich erst in
den letzten fünf Millionen Jahren um rund 1000 Meter gehoben.
Das Alter von Gesteinen lässt sich anhand von Zerfallsreihen radioaktiver Elemente relativ genau bestimmen.
Viel schwieriger ist eine Datierung im Bezug auf die Hebung von Gebirgen. Aus diesem Grund wurde die Hebungsgeschichte
der Alpen bisher nur wenig erforscht. Neue Erkenntnisse liefert nun Ao.Univ.-Prof. Dr. Kurt Stüwe vom Institut
für Erdwissenschaften der Uni Graz mit seinem Team. „Wir haben im Rahmen des vom European Science Fund ESF
geförderten Projekts TOPOAlps ein neues Hebungsereignis im Bereich der Ostalpen entdeckt. Es umfasst die steirischen
Randgebirge, das steirische Becken und das Böhmische Massiv. Diese Gebiete haben sich in den letzten fünf
Millionen Jahren um etwa 1000 Höhenmeter gehoben“, berichtet Stüwe. Als Ursache vermutet der Geologe
Prozesse im Erdmantel.
Die flachen Gipfel und Plateaus des steirischen Randgebirges mit ihren steilen Flanken lassen auf eine relativ
junge Hebung schließen, denn oben spitz zulaufende Berge entstehen erst mit der Zeit aufgrund von Erosion
durch Flüsse. „Die flache Teichalm mit der steilen Bärenschützklamm oder die flache Weinebene mit
den steilen Tälern der Sulm sind nur einige der vielen Beispiele, die die steirischen Randgebirge säumen“,
so Stüwe. Bei Gebirgen, die von Eis bedeckt waren, sind solche Formen jedoch kaum erhalten, da die Erosion
durch die Gletscher die Oberfläche verändert hat.
Das steirische Randgebirge, das in den letzten zwei Millionen Jahren eisfrei war, bot den Grazer GeologInnen daher
ein ideales Terrain für ihre Forschungen. „Uns interessierten die letzten 20 Millionen Jahre, in denen sich
die Alpen gehoben haben. Ziel unserer Forschungen war, diesen Zeitraum weiter einzugrenzen“, erklärt Stüwe.
Seine MitarbeiterInnen Dr. Andreas Wölfler, Dr. Jörg Robl, Dr. Tom Wagner und Nicolas Legrain haben detaillierte
Geländekartierungen vorgenommen und Flussprofile vermessen. Aus den gewonnenen Daten wurden mittels digitaler
Höhenmodelle des Geländes Computerprogramme entworfen, die diese Hebungsgeschichte numerisch modellieren.
Informationen über Geländestufen, Hangneigungen, Fluss-, Tal- und Gipfelformen sowie die Erosionsrate
flossen in die mathematische Modellierung ein, mit deren Hilfe die WissenschafterInnen die Hebung der Ostalpen
simulierten.
Diese Arbeiten sind Teil des Forschungsschwerpunkts „Modelle und Simulation“ der Uni Graz.
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