Ausstellung auf Schloss Runkelstein vorgestellt
Bozen (stadt) - Im für Tirol historisch so bedeutenden Jahr 1363 hatte die Stadt Bozen eine bedeutende
Rolle. Weder Schloss Tirol, noch Brixen bzw. Trient waren Verhandlungsort, sondern die bedeutende Handelsstadt
Bozen mit ihren überregionalen Märkten am Schnittpunkt zweier großer Nationen.
Dies zeigt die Ausstellung "Anno 1363. Tatort Tirol. Es geschah in Bozen", die am Freitag, den 3. Mai
um 18 Uhr auf Schloss Runkelstein eröffnet wird.
Am 30.04. führte der Präsident der Stiftung Bozner Schlösser Helmuth Rizzolli im Beisein von Bürgermeister
Luigi Spagnolli im Rahmen der Pressekonferenz des Bürgermeisters in das Thema ein. Rizzolli meinte, es handle
sich hier um ein sehr spannendes Stück Geschichte, das vielfach bis heute nicht ganz richtig erzählt
worden sei. Bürgermeister Luigi Spagnolli unterstrich die Gabe des Stiftungspräsidenten, unterschiedliche
historische Aspekte spannend miteinander zu verflechten.
Die Ausstellung auf Schloss Runkelstein ist vom 03.05.2013 bis 31.10.2013 geöffnet und zwar jeweils von Dienstag
bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Montag Ruhetag.
Der Anlass
Am 26. Januar 2013 jährte sich die Übergabe Tirols an Habsburg zum 650. Mal. Zeit um Mythen zu entstauben
und einen genaueren Blick darauf zu werfen, was in Bozen und Tirol geschah.
13. Jänner 1363: Der kaum zwanzigjährige Meinhard III. fiel nach einem "kühlen Trunke"
auf Schloss Tirol unerwartet tot um; dies nur einige Monate nach seiner spektakulären Flucht im Oktober 1362
vom Münchner Hofe seines ihn bevormundenden Onkels aus dem Hause Wittelsbach. Schon bei den Zeitgenossen löste
dies abenteuerliche Spekulationen aus. Hinter vorgehaltenen Händen wurde gemunkelt: Es war Mord. Ein Verbrechen,
das die Wende des Jahres 1363 verursachte. Die Geschichte der nächsten 500 Jahre wäre für unser
Land völlig anders verlaufen, hätte Meinhard III. noch weitergelebt.
Doch wer war der Täter? Wer hätte ein Motiv gehabt? Und vor allem: Was hat dieser unerwartete Tod ausgelöst?
Helmut Rizzolli zur Ausstellung
Ohne Urkundenfälschungen, Bestechung und Erpressung, wobei auch Morde nicht ganz auszuschließen sind,
wäre Tirol im Jahre 1363 nie an die Habsburger gekommen. Rudolf IV. verstand es überaus geschickt, jüdische
Kapitalien für seine Vorhaben einzusetzen. Mit dem Jahr 1363 gelang es dem jungen Herzog das von Hochstiften
und Adelsherrschaften beherrschte Land mit dreisprachiger Bevölkerung für eine später erfolgte Einigung
vorzubereiten.
In der auf Schloss Runkelstein stattfindenden Ausstellung und mit einem 300 Seiten starken, bebilderten Begleitband,
an dem sich zehn Autoren beteiligt haben, werden neue Erkenntnisse präsentiert. Außer einem Original
der Abtretungsurkunde des Landes Tirol an Herzog Rudolf IV. von Österreich, die in Bozen verfasst wurde und
die eigens für die Dauer dieser Ausstellung von Wien in unsere Stadt zurückkommt, sind eine Menge unbekannter
Gegenstände und andere Dokumente zu sehen. Völlig neu ist auch die Aufschlüsselung venezianischer
Geheimdokumente, die beweisen wie genau man in der Lagunenstadt die Geschehnisse in Tirol beobachtete und wie gut
der venezianische Geheimdienst funktionierte.
Für die in Bozen, seit fast hundert Jahren ansässigen Florentiner Pfandleiher brachte das Jahr 1363 eine
entscheidende Veränderung. Die Kredittätigkeit übernahmen ab nun die Juden bzw. einheimische
Großunternehmer wie die Vintler von Runkelstein, die zu wichtigen Finanziers der jungen Habsburger wurden.
Für die Geschichte Bozens bringt die Ausstellung "Tatort Tirol" eine völlig neue Sichtweise
dieser Ereignisse und räumt mit alten glorifizierenden Darstellungen des der Gräfin von Tirol angeblich
zur Seite stehenden Habsburgers Rudolf völlig auf. Die skandalträchtigen Bettgeschichten um Margerete
Maultasch veranlassten sogar den Florentiner Filippo Villani sich mit der in den Originalquellen nie als hässlich,
dafür aber "männerverschlingenden" Gräfin eingehend zu befassen.
Weder Schloss Tirol, noch Brixen bzw. Trient waren Verhandlungsort, sondern die bedeutende Handelsstadt Bozen mit
ihren überregionalen Märkten am Schnittpunkt zweier großer Nationen. "Nun sind alle Alpenpässe
die nach Venedig führen in meiner Hand" schreibt Rudolf IV. an den Dogen von Venedig, mit dem er
weitblickend ein sehr gutes Verhältnis pflegte und dem schlussendlich das Patriarchat von Aquileja zum Opfer
fallen sollte.
Kinder und Jugendliche werden von William of Ockham, der Umberto Eco als Vorbild für den Detektiv William
von Baskerville in "Im Namen der Rose" diente, durch die Ausstellung geführt. So wird Geschichte
auch für Kinder und Jugendliche nicht zum langweiligen Schulfach, sondern zu einer faszinierenden Spurensuche.
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