Unternehmen beurteilen aktuelle Geschäftslage und Geschäftsperspektiven in MOE vorsichtiger
- Konjunktur kann nicht an Kraft gewinnen.
Wien (ökb) - Die aktuellste Erhebung zum OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) zeigt
eine leichte Eintrübung des Geschäftsklimas in der Region. Der Indexwert des Geschäftsklimas (2007=100)
liegt im April bei 81,8 nach 83,4 im Jänner. Die Unternehmen bewerten dabei nicht nur die aktuelle Geschäftslage
ihrer MOE-Beteiligungen etwas schlechter, sie sind auch vorsichtiger bei ihrem Ausblick für die kommenden
sechs Monate. Für Russland und Polen wird die Entwicklung sehr positiv eingeschätzt. Slowenien zeigt
sich hingegen in der Krise. Die Baubranche ist trotz Unzufriedenheit mit dem aktuellen Geschäftsgang optimistisch.
Insgesamt basieren diese Einschätzungen und Erwartungen, die die Oesterreichische Kontrollbank quartalsweise
erhebt und zu einzelnen Frühindikatoren verdichtet, auf Befragungen von rund 400 Headquarters, die von Österreich
aus ca. 1.500 MOE-Beteiligungen steuern.
Die überwiegende Mehrzahl der Befragungsteilnehmer zeigt sich im April mit der aktuellen Geschäftslage
in Mittelosteuropa (MOE) zwar nach wie vor zufrieden, dennoch herrscht insgesamt etwas mehr Zurückhaltung
als noch im Jänner: Der Index der Aktuellen Geschäftslage sinkt im April auf 81,7 gegenüber 83,2
zu Jahresbeginn.
Innerhalb der Region ist das Bild uneinheitlich. Während in Bulgarien, Ungarn und in Slowenien die Geschäfte
der Beteiligungen zu einem großen Teil schlecht laufen, sind die Bewertungen insbesondere für Russland
und Polen, aber auch für Tschechien und die Ukraine sehr positiv.
Differenziert nach einzelnen Branchen, konzentriert sich die Unzufriedenheit mit der aktuellen Geschäftssituation
primär auf den Bausektor und die Energie- und Wasserversorgungswirtschaft: So gab es im April für 39
% der Betriebe aus dem Bausektor und 44 % der Betriebe aus der Energie- und Wasserversorgungswirtschaft negative
Performance-Meldungen.
Vorsichtigere Einschätzung der Geschäftsperspektiven
Die Geschäftsperspektiven in MOE für das kommende Halbjahr haben sich ebenfalls etwas eingetrübt.
Der Index der Geschäftserwartungen steht im April bei 82,1 nach 83,7 im Jänner. Die gestiegene Vorsicht
betrifft die meisten der insgesamt zwölf im Detail analysierten Länder, mit Ausnahme der Slowakei und
Kroatiens: In diesen beiden Ländern wird von einer etwas stärkeren Geschäftsdynamik ausgegangen
als noch zu Jahresbeginn.
Auf Branchenebene schauen vor allem das krisengeschüttelte Bauwesen sowie die Versicherungswirtschaft sehr
zuversichtlich in die nahe Zukunft. Banken, die Energie- und Wasserversorgungswirtschaft und die Sachgütererzeugung
zeigen sich bei ihrem Halbjahresausblick eher zurückhaltend.
Konjunkturmotor springt noch nicht an
Laut den Erhebungsteilnehmern wird die Konjunktur in Mittelosteuropa im weiteren Jahresverlauf 2013 nicht wesentlich
an Dynamik gewinnen. Die überwiegende Mehrzahl der Meldungen geht für die kommenden zwölf Monate
von einer gleichbleibenden Wirtschaftsentwicklung in der Region aus. Rund ein Fünftel sieht eine Verschlechterung
der gesamtwirtschaftlichen Performance. Konjunkturpessimismus herrscht insbesondere für die Ukraine, Bulgarien,
Ungarn und Slowenien, während in Russland durchaus Hoffnung auf eine weitere leichte Verbesserung der Wirtschaftsentwicklung
besteht. Für die Gesamtregion Mittelosteuropa sinkt der Konjunktur-Index im April um 4,2 Punkte auf einen
Wert von 75,6.
Regional unterschiedliche Investitionsstrategien
Vorsichtig äußern sich die Befragungsteilnehmer auch bezüglich des Ausbaus bestehender Beteiligungen:
Der Index der Erweiterungsinvestitionen sinkt gegenüber Jänner um 2,1 Punkte auf einen Wert von 84,7
und weist insgesamt auf eine Konsolidierung der bestehenden Standorte in der Region hin. Einzig die Energie- und
Wasserversorgungswirtschaft signalisiert - wie schon im Jänner - einen Rückzug aus Mittelosteuropa: Knapp
40 % der Beteiligungen stehen vor einem Abbau. Auch regional gibt es Unterschiede bei den Investitionsstrategien.
Vor allem in Russland, der Ukraine und Polen soll die künftige Marktpräsenz ausgebaut werden, während
insbesondere in Ungarn, Kroatien und Bulgarien jeweils mehr Standortverkleinerungen oder -schließungen geplant
sind als Erweiterungen.
Slowenien in der Krise
Sämtliche Kernindikatoren zeigen im April für Slowenien deutlich nach unten. So wird sich laut den Einschätzungen
der befragten Direktinvestoren die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten weiter verschlechtern.
Konkret sprechen 42 % der Meldungen von einer Verschärfung der Situation. Im April schlägt sich zudem
die schwierige Situation des Landes und vor allem auch die Ungewissheit, ob Slowenien um internationale Finanzhilfe
ansuchen muss, direkt auf die aktuelle Geschäftsperformance der Unternehmensbeteiligungen durch. Für
rund ein Drittel aller Betriebe vor Ort wird ein schlechter Geschäftsgang gemeldet. Der entsprechende Index
der Aktuellen Geschäftslage bricht gegenüber Jänner um 9,3 Punkte auf einen Wert von 70,1 ein. Darüber
hinaus werden auch die Geschäftsperspektiven für das nächste Halbjahr nicht allzu rosig gesehen,
sodass sich insgesamt das Geschäftsklima markant eingetrübt hat. In seiner Funktion als Frühindikator
weist der Geschäftsklima-Index für Slowenien bereits seit längerem auf die sich verschlechternde
gesamtwirtschaftliche Situation hin: So erreicht der Index im April 2013 nach mehreren Rückgängen nur
mehr einen Wert von 72,9 (ausgehend von einem Durchschnittswert von 100 im Jahr 2007) und zeigt damit auch im direkten
Ländervergleich die insgesamt stärkste Abwärtsbewegung.
Trotz mäßigen Geschäftsgangs Optimismus in der Baubranche
Die Situation der Bauwirtschaft gestaltete sich 2012 und auch in den ersten Monaten 2013 schwierig. So wird die
Aktuelle Geschäftslage im April für 39 % der Baubeteiligungen negativ bewertet. Auch in einer längerfristigen
Betrachtung zeigt sich, dass die Baukonjunktur in Mittelosteuropa unter sehr schwierigen Bedingungen zu kämpfen
hatte. So liegt der Index der Aktuellen Geschäftslage für den Bausektor im April 2013 mit 72,8 nicht
nur deutlich unter seinem Ausgangswert von 100 (Jahresdurchschnitt 2007), sondern er gehört auch im direkten
Branchenvergleich zu jenen Sektoren, die besonders stark unter den krisenbedingten Einflüssen zu leiden hatten.
Zur Illustration: Der Bereich der Sonstigen Dienste (Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Wäschereien
etc.) weist im April beim Geschäftsklima einen Indexwert von 93,5 auf. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund
der ausgeprägte Optimismus des Bausektors im April, was die Geschäftsperspektiven der nächsten sechs
Monate betrifft. Von allen Branchen im Vergleich blickt die Bauwirtschaft am zuversichtlichsten ins nächste
Halbjahr.
OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE)
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen
unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.500 ihrer
Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden. Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren
zur Aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen
vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der
Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich
Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und
Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die
praxisnahe Aussagen und Prognosen unter anderem über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen
Ländern Mittelosteuropas und in der Gesamtregion ermöglichen.
Die Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft (OeKB) ist Österreichs zentraler Finanz- und Informationsdienstleister
für Exportwirtschaft und Kapitalmarkt. Ihre speziellen Services stärken den Standort Österreich
und unterstützen die Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Die vielfältigen Dienstleistungen stehen Unternehmen
und Finanzinstitutionen sowie Einrichtungen der Republik Österreich zur Verfügung.
Die OeKB handelt sektorübergreifend, zentral, neutral und in Übereinstimmung mit ihrer Nachhaltigkeitspolitik.
Das 1946 gegründete Spezialinstitut steht im Eigentum österreichischer Banken.
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