Damit Burgenländer am Arbeitsmarkt die Nase vorne haben – LR Rezar: „Bildung und Qualifikation
sind in Zukunft die Schlüsselkompetenzen für Arbeit“
Eisenstadt (blms) - „Es ist unser gemeinsames Ziel, den Burgenländerinnen und Burgenländern am
Arbeitsmarkt einen Vorteil zu verschaffen. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat deutlich gezeigt, dass Arbeitnehmer
mit geringer und niedriger Qualifikation am ehesten von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Es ist wichtig, in Zukunft
auf Qualifizierung und Ausbildung zu setzen. Die burgenländischen Arbeitnehmer müssen durch ihre Ausbildung
und ihre Qualifikationen punkten, um am Arbeitsmarkt bestehen zu können. Das ist notwendig, weil das Burgenland
als Grenzregion von der Liberalisierung des Arbeitsmarktes besonders betroffen ist“, so Soziallandesrat Dr. Peter
Rezar in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Jugendreferenten der AK Burgenland, Martin Giefing. Die Ausbildungsoffensive
im Burgenland wird fortgesetzt, kündigt Rezar an: „Im Phasing Out hat bis jetzt die Sozialabteilung 57 Projekte
mit Kosten von 15,4 Millionen Euro – finanziert mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds – umgesetzt.
1.372 Personen haben an diesen Qualifikationsmaßnahmen teilgenommen, rund 75 Prozent davon waren Frauen.
Um die Qualifikation von Arbeitnehmern im Burgenland auch als Übergangsregion sicherzustellen sind die Mittel
aus dem ESF von großer Bedeutung: Laut vorläufiger Finanztabellen stehen dem Burgenland im ESF rund
42. Millionen Euro zur Verfügung, die zusätzlich aus Bundesmittel – der Additionalität - aufgestockt
werden sollen.“ Nicht locker lassen will Giefing vor allem im Jugendbereich: „Ohne überbetriebliche Berufsausbildung
würde das System der Facharbeiterausbildung im Burgenland zusammenbrechen, sie ist ein wichtiges Standbein.“
Den Hebel ansetzen will die AK auch in den Schulen und fordert verpflichtende Berufsorientierung für alle
Schülerinnen und Schüler. Außerdem, so Giefing, sei eine „regelmäßige Qualitätskontrolle
der Lehrausbildung wichtig“.
40 Prozent aller Arbeitslosen haben lediglich einen Pflichtschulabschluss, gibt Rezar zu bedenken: „Die Arbeitslosenquote
von Personen mit Pflichtschulabschluss ist doppelt so hoch, wie im Österreichdurchschnitt. Desto besser man
ausgebildet und qualifiziert ist, desto geringer die Gefahr arbeitslos und aus dem Arbeitsleben verdrängt
zu werden. Umso wichtiger sei es, in Zukunft auf Qualifizierung und Ausbildung zu setzen.“
Um die Qualifikation von Arbeitnehmern im Burgenland auch als Übergangsregion sicherzustellen sind die Mittel
aus dem ESF von großer Bedeutung. Wie die ESF-Mittel und die zusätzlichen Bundesmittel aus der Additionalität
aufgewendet werden sollen, erklärt Rezar so: „Die Schwerpunkte im Burgenland als Übergangsregion werden
auf lebensbegleitendes Lernen, Ausbildung und Integration in den Arbeitsmarkt liegen. Bis zum Herbst soll die Programmierungsphase
abgeschlossen sein.“ Und Rezar weiter: „Für mich sind Bildung und Qualifikation in Zukunft die Schlüsselkompetenzen
für Arbeit. Im Burgenland werden wir mit den Mitteln aus dem ESF in Abstimmung mit dem Bund eine neue Ausbildungsoffensive
starten. Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt macht es notwendig, die Burgenländerinnen und Burgenländer
für den Arbeitsmarkt aufzurüsten.“
Offensive für Jugend
Laut dem Jugendreferat der Arbeiterkammer wurden im Jahr 2012 zwei Negativrekorde aufgestellt. Zum einen sinkt
die Zahl der Lehrlinge im Burgenland nun schon seit Jahren und zum anderen ist die Zahl der Betriebe, die Lehrlinge
ausbilden, 2012 erstmals unter 1.000 (985) gefallen. Gleichzeitig hat die Gesamtanzahl der Unternehmen im Burgenland
Rekordwerte erreicht. Martin Giefing, Jugendreferent der Arbeiterkammer Burgenland: „Die Wirtschaft jammert immer
wieder über den Facharbeitermangel. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, während
die Anzahl der Betriebe insgesamt steigt. Die Arbeiterkammer sieht in dieser Tatsache massive Widersprüche.“
Ohne überbetriebliche Berufsausbildung (ÜBA) würde das System der Fachkräfteausbildung im Burgenland
zusammenbrechen, so Giefing: „Rund 500 der insgesamt rund 2.800 Lehrlingen werden hier ausgebildet. Die überbetriebliche
Berufsausbildung ist die zweitgrößte ,Ausbildungsbranche‘ im Burgenland. Industrie, Handel, und Tourismus
bilden deutlich weniger Lehrlinge aus.“
Flucht aus Lehrberuf
Eine Lehrlingsumfrage der Arbeiterkammer, die 2012 Jahr durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die Hälfte
der Lehrlinge nicht im erlernten Beruf bleiben will. „Die Arbeiterkammer fordert daher eine verpflichtende Berufsorientierung
für alle Schülerinnen und Schüler“, so Giefing. Er ist davon überzeugt, dass „durch eine allgemeine,
verpflichtende Berufsorientierung sich solche Umstände zu großen Teilen vermeiden lassen würden.
Neben der Berufsorientierung ist eine regelmäßige Qualitätskontrolle der Lehrausbildung wichtig.
Bis 2011 gab es zur Mitte der Lehrzeit einen Praxistest für Lehrlinge. Dieser wurde jedoch abgeschafft. Eine
Wiedereinführung dieses Tests, wo mindestens die Hälfte der € 3.000 Förderung bei positiven Abschluss
an den jeweiligen Lehrling gehen sollte, wäre ein Schritt in die richtige Richtung.“
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